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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Titel: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Milsch
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eine nur wenig demokratisch legitimierte und gesellschaftlich kontrollierte Diesseitsreligion geworden.« (»Kalte Herzen: Wie das Fernsehen unseren Charakter formt«, S. 239) Auch der Medien- und Hirnforscher Manfred Spitzer erhebt warnend seine Stimme: »Bedenkt man zudem, dass Fernsehen erwiesenermaßen dick macht und Fettleibigkeit einen schwerwiegenden gesundheitlichen Risikofaktor darstellt […], so wird das allgemeine Wegsehen der beteiligten Politiker und Medienmacher noch unverständlicher.« (»Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen«, S. 154)
    Aber eine solche Änderung des verwöhnenden und zunehmend verflachenden Programmverhaltens der Verantwortlichen in unserem durch Gebühren finanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist wohl ohne deutliche politische und gesellschaftliche Einwirkung kaum zu erwarten, wie ich mit zwei Beispielen illustrieren möchte:
    Den WDR forderte ich mehrfach dazu auf, er möge sich im Rahmen des im Rundfunkgesetzes klar formulierten Auftrags zu Information, Bildung und Beratung der Bürger stärker um Verbesserung von Eltern-Paar-Beziehungen und Kinder-Erziehung in unserer Gesellschaft kümmern. Hilfreich dafür seien zum Beispiel regelmäßige Ausstrahlungen von Sendungen zum Erlernen und Vertiefen der Einfühlungs- und Dialog-Fähigkeit. Diese bilde aus meiner fachlichen Sicht die Grundlage für ein gedeihliches Miteinander in Familie, Beruf und Gesellschaft. Nach mehrfachem Austausch schrieb mir der verantwortliche Programmdirektor aber abschließend:
    »Die Förderung der Dialog- und Empathiefähigkeit der Menschen ist nicht unser Thema und wird es auch langfristig nicht werden. Wir suchen auch keine Lösungsansätze für gesellschaftlich problematische Zustände in unserem Land.« (WDR, 14. Mai 2004)
    Der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) Udo Reiter hatte die Verantwortung für den neu begründeten Kinder-Kanal (KiKA) an sich ziehen können. Vollmundig und in ungewohnt offener Weise verkündete er damals als sein ehrgeiziges Ziel, er wolle durch den KiKA Kinder von früh auf daran gewöhnen, das Fernsehen täglich und dauerhaft als wichtigen Teil in ihr Leben einzubeziehen. (FAZ, 17. Januar 2003, S. 35)
    Heute nennt man das Maßnahmen zur Zuschauerbindung – aber bei kleinen Kindern und mit einer televisionären Scheinwelt?

12
    Der ewige Kreislauf
    Bernhard tritt scharf auf die Bremse und bringt seinen Š koda zum Stehen. 7.43 Uhr. Nach der Länge der Autoschlange zu schließen, braucht er heute mindestens zwei, drei Grünphasen, um über die Ampel zu kommen. Verdammter Mist!
    Die Kreuzung zwei Kilometer vor der Autobahnauffahrt ist berüchtigt. Die vierspurige Hauptstraße wird hier von einer untergeordneten Landstraße gequert, eine Ampelanlage regelt den Verkehr. Ärgerlich nur, dass sie so eingestellt ist, dass die Autos auf der Hauptstraße elend lange warten müssen, auch wenn die paar von der Nebenstraße her kommenden Autos schon längst eingebogen sind. Morgens, wenn alle Pendler gleichzeitig zur Arbeit wollen, ist hier die Hölle los.
    Oft steht Bernhard an dieser Kreuzung fünf Minuten im Stau. Und noch viel länger, wenn es mal wieder einen Unfall gegeben hat. Die Ampelphasen sind so lang, dass viele Autofahrer versuchen, noch bei Dunkelgelb durchzuflitzen. Manchmal geht das schief. Über 30 Unfälle gab es im vergangenen Jahr an dieser Ampel, nicht immer nur mit Blechschaden. Zwei Schwerverletzte und ein knappes Dutzend Leichtverletzte; vor drei Jahren eine Tote.
    7.47 Uhr. Bernhard trommelt mit den Fingern auf dem Lenkrad herum und schaut aus dem Seitenfenster. Neben ihm kämpfen die Blumen der Verkehrsinsel tapfer gegen Abgase und Feinstaub an. Jedes Stiefmütterchen kennt er schon auswendig. Vor ihm stehen noch 14 Autos – beim nächsten Grün könnte er es über die Kreuzung schaffen.
    Da, endlich Grün! Bernhard tritt aufs Gas. Zwei Autos vor ihm müssen noch die Kreuzung passieren, als die Ampel wieder auf Gelb springt. Beide geben Gas, Bernhard hängt sich dran, damit auch er nicht noch eine Ampelphase aussitzen muss. Und wird unmittelbar darauf in seinen Gurt geschleudert. Uff! Seltsam unwirklich dringt das Scheppern an seine Ohren. Dampf dringt aus der verformten Motorhaube. Während das erste Auto noch schnell über die Kreuzung gebrettert ist, hat es sich sein Vordermann doch anders überlegt und abrupt abgebremst. Und Bernhards Š koda hängt hinten drauf. Verdammt, verdammt, verdammt! Wie in

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