Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
Zeitverzögerung, doch am Ende siegt die bessere Dienstleistung, der bessere Service, das bessere Produkt. In der Wirtschaft gibt es eine wohltuende Aggressivität, die für Innovationen sorgt, es gibt eine gerechte Gewalt, die dafür sorgt, dass schlechte Ergebnisse abgestraft werden, und es gibt die Macht des Wettbewerbs, der für einen gesunden Zwang zu Wachheit, Agilität und Veränderung sorgt. Jedenfalls solange der Staat seine Finger bei sich behält.
Der Bauunternehmer Holzmann AG stand 1999 kurz vor der Pleite. Um den Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen zu verhindern, drängte der damalige Kanzler Gerhard Schröder auf ein Rettungspaket: Ein Konsortium von Banken gewährte Übergangskredite in Milliardenhöhe. Für einen Teil dieser Kredite übernahm der Bund eine Bürgschaft. All diese Maßnahmen konnten das Unternehmen nicht retten: 2002 meldete es endgültig Insolvenz an. Das medienwirksame Eingreifen des Staats hatte die beteiligten Banken Unsummen gekostet – und nichts gebracht.
Bankenkrise 2008. Angestoßen durch die Pleite der Lehman Brothers in den USA, griff die Krise rasend schnell um sich; Banken fielen wie Dominosteine – halt, nein. Auch hier griff Mutti Staat rettend ein. Mit Garantien, Zuschüssen und künstlich niedrig gehaltenen Zinsen wurden die großen Banken gerettet. Ihr Untergang hätte die gesamte Wirtschaft angeblich mit in den Abgrund gerissen, weil sie TBTF-Banken seien und damit: »too big to fail«. (Zu groß, um scheitern zu dürfen.)
Gerissene und gierige Banker hatten nun praktisch einen Freifahrtschein. In der sicheren Gewissheit, dass Mutti Staat eingreifen würde, wenn was schiefgehen würde, erlaubten sie sich weiter Fehlinvestitionen, wilde Spekulationen und Misswirtschaft. Den Preis zahlen heute noch die Kleinanleger und die Staatsbürger über ihre Steuern. Dass die Finanzminister die Relation von Eigenkapital zu ausgeliehenem Risikokapital verringern, wussten die Bankmanager bisher zu verhindern. Erst jetzt müssen Banken mehr Eigenkapital halten sowie Abwicklungspläne für den Konfliktfall erstellen, zuerst zu Lasten ihrer Aktionäre. Der Steuerzahler kann – vielleicht – aufatmen. Ein zu schwaches wie auch ein zu starkes Eingreifen von Mutti Staat unterhöhlt das Regulativ der freien Wirtschaft und gefährdet den letzten Bereich, wo Entscheidungen noch mit Verantwortung getroffen werden müssen, weil sie Konsequenzen nach sich ziehen. Noch ist der Mittelstand wie ein Fels in der Brandung. Unternehmer mit Mutti-Allüren verschwinden in der Regel schnell vom Markt.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein Mutti-System, selbstreferenziell, selbstgerecht und zuerst sich selbst befriedigend. Ungeheure Gelder werden über die GEZ – jetzt als pauschale Haushaltsabgabe – in das System gepumpt, mit der Gießkanne verteilt, ein gigantischer Apparat am Leben gehalten.
Warum geht das?
Weil wechselseitig dauerhafte Abhängigkeiten erzeugt werden zwischen den Politikern und den Medienmachern. Abhängigkeiten von Programmen, der Einschalt- und der Wählerquote sind ein wichtiges Element auch in der Planung von Politikern und Medienmachern, Kirchen- und Wirtschaftsführern, die sich nach meiner Beziehungserfahrung und -einschätzung einfach nur lebenslang brave Zuschauer, Wähler und Konsumenten wünschen und per manipulierender Werbung auch zu erzeugen versuchen.
Zudem fühlen sich die Landespolitiker natürlich auch von der positiven Darstellung in »ihrem« Sender sehr abhängig und vermeiden daher möglichst Konfrontationen, die notwendig wären, um die Senderverantwortlichen zum konstruktiven Handeln im Sinne der positiven Entwicklung unserer Gesellschaft zu bringen, statt weiterzumachen mit: Only bad news are good news!
Dabei wäre gerade der von politischen Vorgaben, wirtschaftlicher Werbung und aktuellen Einschaltquoten unabhängige öffentlich-rechtliche Rundfunk mit den zahlreichen Programmen von ARD und ZDF wunderbar geeignet, öffentliche Erziehungs- und Beziehungsaufklärung zu leisten sowie Anleitung zu Einfühlung und Dialog zu geben.
Eine große Verantwortung der Fernseh- und Medienmanager für die Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder sieht auch der Medienforscher Peter Winterhoff-Spurk, wenn er schreibt: »Insgesamt hat das Fernsehen mittlerweile einen Einfluss gewonnen, den man nur noch mit dem von Religionen vor der Aufklärung vergleichen kann. Es ist wenigstens in den westlichen Gesellschaften inzwischen eine invisible Religion,
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