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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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nicht zu vermissen und fragte am Sonntag nach dem Kirchgang: „Was machen wir heute nachmittag, Olivia?“
    „Ich wünschte, wir könnten schwimmen gehen“, antwortete Olivia mit einem Blick auf die in der Sonne schimmernde ruhige See. „Als Kind habe ich das in Irland oft getan.“
    „O nein, vielen Dank!“ lehnte Hetty hastig den Vorschlag ab. „Das fehlte mir noch! Das Salz im Wasser klebt an der Haut, und am Strand kommt man um vor Hitze! Nein, wir sollten einen kleinen Ausflug ins Land machen, irgendwohin, wo es kühl und schattig ist.“ Sie blieb auf der Promenade stehen, drehte das Sonnenschirmchen hin und her und überlegte. „Ich weiß etwas“, sagte sie nach einem Moment. „Wir werden einen Spaziergang nach Rosamond's Bower unternehmen.“
    „Wohin?“
    „Dort zu dem Haus, das du links von den Kastanien siehst. Es ragt ein wenig über die anderen Gebäude hinaus.“
    Viele hübsche Anwesen mit Gärten befanden sich auf dem sanft von der Bucht ansteigenden Hügel, und das von Hetty erwähnte Haus war größer als die anderen. „Wer wohnt dort?“ erkundigte sich Olivia.
    „Im Moment ist es leer“, antwortete Hetty. „Es gehört Lord und Lady Canfield, doch sie sind in diesem Jahr nicht hier und haben es auch nicht vermietet. Es hat einen sehr hübschen Garten mit einem Brunnen und einem Pavillon. Die Aussicht von dort oben ist wundervoll. Uns ist gestattet, im Park spazierenzugehen, wann immer wir wollen. Wir werden die Anlage ganz für uns haben, da die Gärtner sonntags nicht arbeiten.“
    Olivia reizte die Möglichkeit, einige Stunden in der friedlichen Umgebung verbringen zu können, doch nach dem Lunch, als sie mit Hetty aufbrechen wollte, machte Mr. Makepeace die Aufwartung.
    Er humpelte in das Vestibül, begrüßte die Damen und erklärte, er sei gekommen, um seiner Braut am Nachmittag Gesellschaft zu leisten.
    Sie war nicht sehr erbaut, ihn zu sehen. „Wir wollten soeben ausgehen“, sagte sie mißmutig.
    „Oh, dann will ich nicht im Weg sein“, erwiderte er enttäuscht. „Ich würde dich und deine Cousine gern begleiten, aber es ist besser, wenn ich den Fuß noch nicht belaste. Ich werde im Garten warten, bis ihr zurück seid.“
    „Selbstverständlich bleibt Hetty bei Ihnen!“ warf Hester streng ein.
    Hetty war klar, daß sie den Verlobten nicht fünf Tage vor der Trauung allein lassen konnte, und schickte sich grollend in ihr Los.
    Olivia sah keinen Anlaß, auf den Spaziergang zu verzichten, ließ sich von Hetty erklären, wie sie zu Rosamond's Bower gelangte, und machte sich allein auf den Weg, da Flora nachmittags bei den Osgoods eingeladen war.
    Kein Lüftchen regte sich, und der Hügel war steiler, als sie erwartet hatte. Sie hoffte, der Garten sei die Anstrengung wert, in der stechenden Hitze den Hügel zu erklimmen. Schließlich erreichte sie das Tor des Anwesens, blieb stehen und fragte sich, ob sie wirklich ohne die Begleitung einer ihrer Cousinen das Grundstück betreten solle. Da Lord Canfields Familie nicht anwesend war, würde wahrscheinlich niemand Einwände erheben, doch es erschien ihr ratsamer, sich nicht zum Haus zu begeben. Sie schlenderte durch das schmiedeeiserne Tor, bog von der Allee ab und folgte einem gewundenen, durch dichte Büsche führenden Pfad. Viele standen in voller Blüte und verströmten einen angenehmen Duft.
    Unversehens öffnete sich vor Olivia ein fast ganz von Gebüsch umgebener Rasenplatz, auf dem sich ein mit Delphinen, Fischen und Meerjungfrauen geschmückter weißer Marmorbrunnen erhob. Hinter ihm war, leicht erhöht auf einem Abhang stehend, eine Gloriette zu sehen.

    Olivia schlenderte um den Brunnen und bedauerte, daß die Wasserspiele abgestellt waren. Sie bewunderte die Statuen und entdeckte plötzlich unter dem Beckenrand ein metallenes Rädchen, das offenbar dazu diente, die Fontänen in Gang zu setzen. Sie erlag der Versuchung und drehte es auf.
    Eine Sekunde später traf sie ein starker Strahl Wasser, der sie fast von den Füßen gerissen hätte. Verwirrt starrte sie in den sich aus dem Füllhorn einer der Nixen über sie ergießenden Schwall und begriff nicht, warum er seitwärts und nicht in die Höhe gerichtet war.
    Nach dem ersten Schreck sprang sie verstört zur Seite, war jedoch bereits bis auf die Haut durchnäßt. Sie nahm den triefenden Florentiner ab und schüttelte das Wasser von der Krempe. Betroffen blickte sie auf das Kleid und fragte sich, wie sie in diesem Zustand in den Ort zurückkehren sollte. Es blieb

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