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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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auffällt.“
    Hetty gab nach, und die Damen kleideten sich zum Ausgehen an. Sie war voller Bewunderung, als sie Olivias mit seidenen Bändern geschmückten Florentiner sah, auf die zwischen grünen Blättchen winzige Orangen und Zitronen gestickt waren. Nur jemand mit schwarzem Haar konnte eine derart gewagte Kreation tragen.
    Die Sonne strahlte vom Himmel, und die Promenade am Strand war voll flanierender Menschen. Natürlich gab es viele, die Hetty begrüßten, doch es gelang ihr, Anspielungen auf den Ball im Kurhaus dadurch zu entgehen, daß sie den Bekannten ihre Cousine vorstellte.
    Olivia verstand es ausgezeichnet, die Leute durch kurze Plaudereien von Hetty abzulenken, bis sie unversehens Mr. Brooke auf sich zuschlendern sah, lässig einen Spazierstock mit silbernem Knauf in der Hand hin und her schwingend.
    Hetty gab einen leisen Aufschrei von sich, und hastig hielt Olivia sie am Arm fest, damit sie sich nicht umdrehte und die Flucht ergriff. „Nimm dich zusammen“, raunte sie ihr zu. „Wir müssen ihn begrüßen und an ihm vorbeigehen. Ich würde ihn auch am liebsten ignorieren, aber bei so vielen Zuschauern gäbe das nur zu neuem Gerede Anlaß. Nimm dir an mir ein Beispiel und verhalte dich so wie ich.“ Einige Schritte vor den Damen blieb Tom stehen, zog den Zylinder und verneigte sich lächelnd.
    Olivia merkte, er gab sich als Weltmann, auch wenn die pikante Situation ihn zu dem leicht spöttischen Lächeln veranlaßt haben mochte. Unbeirrt erwiderte sie seinen Blick und nickte Mr. Brooke beim Vorgehen kühl zu.
    Er setzte den Hut auf und machte nicht den Versuch, die Damen in ein Gespräch zu verwickeln.
    Am Ende der Promenade, wo die kleine Bucht von einer weit ins Meer ragenden Felsenklippe begrenzt wurde, führten Stufen zum Strand hinunter. „Können wir am Wasser zurückkehren?“ bat Hetty.
    Der flehende Ton war Olivia nicht entgangen. „Ja, selbstverständlich“, antwortete sie. Auf diese Weise würden sie Mr. Brooke nicht noch einmal begegnen und mußten nicht erneut die neugierigen Blicke der anderen Spaziergänger ertragen.
    „Gewiß hältst du mich für dumm“, murmelte Hetty beklommen.
    „Weil du dich in einen Roue verliebt hast?“ Olivia schüttelte den Kopf. „Das ist doch nicht deine Schuld.“
    „Das meinte ich nicht“, erwiderte Hetty bekümmert. „Er ist äußerst charmant und gewandt im Umgang mit Worten. Ich werfe mir vor, daß ich so verblendet war, zu glauben, er würde mich heiraten. Wie hätte ich ahnen sollen, daß er nur mit mir spielt?“
    „Du hast eine Enttäuschung erlebt und mußt sie verwinden“, antwortete Olivia warmherzig und achtete darauf, daß sie Mr. Brooke auf dem Heimweg nicht wieder trafen.
    Auch in den folgenden Tagen mieden sie seine Nähe. Tante Hester hatte ein ausgezeichnetes Netz von Informanten, die ihr sofort mitteilten, in welchem Haus er als Gast erwartet wurde. An den nächsten beiden Bällen im Kurhaus nahmen die Fenimores nicht teil.
    Die Vorbereitungen für Hettys Hochzeit nahmen Hester voll und ganz in Anspruch. „Hoffentlich bringt die Trauung mit Mr. Makepeace Hetty zur Vernunft“, sagte sie zur Nichte. „Aber sicher bin ich mir dessen nicht. Ich habe Zweifel, ob ein Mädchen heiraten sollte, wenn ihre Gefühle für einen anderen Mann stärker sind als die für ihren Bräutigam. Wenn ich nur wüßte, was das beste für Hetty ist! Aber im Moment würde sie ohnehin keinen Rat von mir annehmen.“
    „Vielleicht ist das gut so. Sie selbst muß für sich entscheiden.“
    „Aber sie ist noch so jung! Mein Gatte hat ihr erklärt, daß wir ihr nicht gram sind, falls sie die Hochzeit absagen möchte. Natürlich halten wir zu ihr. Sie indes hat ihm erwidert, sie müsse sich mit Mr. Makepeace vermählen, weil allen im Ort bekannt ist, daß sie Mr. Brooke nicht bekommen hat. Ich vermute, sie wird nur Mr. Makepeaces Frau, um so weit wie möglich von Parmouth fortzukommen.“ Tante Hester begann zu weinen, und Olivia bemühte sich nach Kräften, sie zu trösten. Wäre Hetty ihre Tochter gewesen, hätte sie die Hochzeit um jeden Preis unterbunden. Sie ahnte, daß die Cousine nur vor der schrecklichen Erniedrigung fortlaufen wollte, noch einmal ein Fiasko zu erleben und wieder dem Gespött der Leute ausgesetzt zu sein. Aber Olivia war der Ansicht, daß vorübergehender Spott einer lieblosen Ehe in jedem Fall vorzuziehen sei. Andererseits war Hetty zwar romantisch, doch nicht sehr couragiert. Es war nicht verwunderlich, daß sie vor aller

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