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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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Olivia auf, hob die Hand und schlug ihm ins Gesicht.
    Überrascht ließ er sie los, taumelte einen Schritt zurück und starrte sie verdutzt an.
    Er war so weiß geworden, daß die von ihren Fingern verursachten Striemen sich rot von der Haut abhoben. Außerdem war der einst der Mutter gehörende Ring verrutscht, und der ihn zierende Diamant hatte einen blutenden Kratzer auf Mr.
    Brookes linker Wange zurückgelassen.
    „Das werden Sie bereuen, Madam“, sagte Tom, mühsam die Wut beherrschend.
    Das Bedauern, das sie über ihr impulsives Verhalten empfunden hatte, schwand im Nu. „Sie machen sich lächerlich, Sir, wenn Sie mir drohen“, entgegnete sie kalt. „Ich werde Ihnen nie wieder Gelegenheit geben, auch nur ein Wort mit mir zu wechseln.“

3. KAPITEL
    Sehr zu Hesters Erleichterung, fand die Trauung ihrer Tochter Hetty mit Mr.
    Makepeace ohne großes Aufsehen statt. Gleich nach der Zeremonie begab das Brautpaar sich mit Olivia auf die Hochzeitsreise zu einem Haus, das einige Meilen im Landesinneren lag und Mr. und Mrs. Makepeace für die ersten Tage der Flitterwochen von einem Freund der Familie zur Verfügung gestellt worden war.
    Olivia war froh, Parmouth den Rücken kehren zu können. Die Reise sollte einen Monat dauern, und nach der Heimkehr war Mr. Brooke hoffentlich nicht mehr im Ort.
    Der erste Teil der Fahrt verstrich in ungemütlichem Schweigen. Abends zogen Hetty und ihr Gatte sich zeitig zurück, und am nächsten Morgen konnte Olivia ihren verschlossenen Mienen nicht ansehen, ob sie eine glückliche Hochzeitsnacht verbracht hatten. Es verstand sich von selbst, daß sie sich nicht danach erkundigen konnte.
    Zwei Tage vergingen, und in dem großen, kalten Haus breitete sich eine gelangweilte Stimmung aus. Am Montag war Olivia sehr erleichtert, daß die über Bristol durch die an der walisischen Grenze liegenden Grafschaften zu Mr.
    Makepeaces Heim in Cheshire führende Weiterreise angetreten wurde. Sie fuhr mit den Frischvermählten im neuen Landauer voran, und Hettys Zofe folgte mit Alfreds Kammerdiener sowie dem Gepäck in einer Kalesche.
    Unterwegs schlug Hetty plötzlich vor, ein in der Nähe befindliches Dörfchen namens Maygrove zu besuchen.
    Alfred studierte die Karte. „Es liegt nicht an unserem Weg, Schatz“, wandte er zaghaft ein. „Aber wenn du unbedingt dort hinwillst, werden wir es sicher finden.
    Was hoffst du, in Maygrove zu sehen?“
    „Es soll sehr pittoresk sein und hat eine hübsche alte Kirche, die Olivia gern besuchen würde. Nicht wahr, Olivia?“
    „Ja“, antwortete Olivia, obgleich sie noch nie von Maygrove gehört hatte.
    Es dauerte lange, bis man den Ort erreicht hatte. Es war ein stiller, verschlafener Flecken mit einem recht anständig wirkenden, von einem Gärtchen umgebenen Gasthof, vor dem Alfred die Kutschen halten ließ. Er stieg aus, half den Damen beim Verlassen des Wagens und ging rasch in die Schenke. Zum Lunch bestellte er einen leichten Imbiß, kehrte zur Gattin und ihrer Cousine zurück und schlenderte mit ihnen durch den alten Weiler.
    Nach einiger Zeit kamen sie an ein von einer hohen Mauer umfriedetes Grundstück, blieben vor dem schmiedeeisernen Tor stehen und betrachteten das am Ende einer ungepflegten Auffahrt liegende, aus grauem Stein errichtete Gebäude. Es war nicht sehr groß, doch hübsch anzusehen und hatte bezaubernde geschnitzte Erker mit bunten Butzenscheiben. Man merkte dem Besitz eine gewisse Vernachlässigung an, denn die Bäume und Büsche hätten längst gestutzt werden müssen, und auch der Rasen vor dem Haus benötigte einen neuen Schnitt.
    „Es scheint aus der elisabethanischen Epoche zu stammen“, meinte Alfred. „Aber vielleicht ist es auch jakobäisch. Kommt, gehen wir in die Kirche.“ Das Innere war enttäuschend. Die weißgekalkten Wände waren schmucklos, und es gab nichts, was das Kommen gerechtfertigt hätte. Eingedenk des Hauses, das man vor kurzem gesehen hatte, war Olivia der Meinung gewesen, zumindest einige Grabmale aus vergangenen Zeiten vorzufinden, doch bis auf mehrere abgetretene, in den Fliesen eingelassene Grabplatten war ein aus dem vergangenen Jahrhundert stammendes, recht pompöses Denkmal das einzige von Interesse. Trauernde Cherubinen mit ausladend geschwungenen Flügeln umstanden eine sich schluchzend an eine geborstene Säule klammernde Frau, und auf einem aufgerollten Marmorpergament stand eine lange Inschrift mit Lobpreisungen der Tugenden eines gewissen John Row und seiner Gemahlin Margaret, die in

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