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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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Ende.« Ignaz’ Stimme klang ein bisschen heiser. »Und vergiss nicht, Zippi. Im Herbst stehen die nächsten an.«
    Ich dachte an den roten Schlafsack, an den Kauf der Mausefallen, an die 12 Berliner, das Aprikosen-Mandelshampoo, den Rauhaardackel, ans Schaumgebirge und an Nele, wie sie den Reporter angelächelt hatte. An die Töpfe mit dem angebrannten Essen dachte ich auch und sagte: »Bis dahin wird noch viel passieren.«
    Später im Bett machte Marta mir schlimme Vorwürfe. »Was
soll das Herumeiern? Du hättest Ignaz sagen müssen, dass du Emir liebst. Dann wäre die Sache klar, dann müsstest du dich nicht mit einem schlechten Gewissen herumplagen, dann hättest du noch ein paar schöne Tage auf der Jägeralpe. Aber so … Ach Zippi, du tust mir leid.«
    Â»Ich tu mir ja auch leid. Aber weißt du, im Grunde genommen ist es doch nicht so schlimm. Die Tage hier heroben halte ich aus. Dann fahren wir nach Hause, zuerst mailen wir uns noch, die Mails werden weniger und weniger und irgendwann schlafen sie ein.«
    Mit einem Ruck setzte sich Marta im Bett auf. »Du glaubst diesen Schwachsinn doch wohl selbst nicht, Zippi! Wenn Ignaz dich liebt - was er tut -, bleibt er dran. Solltest du dich mal nicht melden, fährt der Junge nach Stuttgart, steht vor deiner Tür und checkt, was Sache ist. Und noch was, Zippi. Emir ist nicht der Typ, dem du auf der Nase rumtanzen kannst. Emir wird dich fragen: Zippi, wen willst du eigentlich? Mich oder Ignaz? Was dann? Gib’s zu: Spätestens dann bist du so weit wie jetzt. Und dann ist da ja auch noch Cas. Du lieber Himmel!« Sie zog die Beine an und wiederholte, ich täte ihr leid.
    Ich seufzte. »In der Liebe darf man eben nichts überstürzen. Du wirst diese Erfahrung auch noch machen, Marta.«
    Â»Kann sein«, gab meine Freundin zu. »Aber wenn ich sie machen sollte, weiß ich wenigstens, dass ich zwei- oder dreifachen Liebesstress vermeiden muss.«

Emirs Geheimnis …
    W ie Cas hatte ich eine Armbanduhr mit Weckfunktion. Ich stellte die Zeit auf halb sechs Uhr am Morgen, was für mich kurz nach Mitternacht bedeutet, schlief schlecht ein und träumte Fürchterliches, das ich hier aber nicht wiedergeben möchte, weil Träume etwas sehr Persönliches sind und viel Aufschluss übers Leben der Seele vermitteln. Da das Leben meiner Seele nur mich angeht, berichte ich, was geschah, nachdem meine Uhr mich aus dem schlechten Schlaf und fiesen Traum gepiepst hatte.
    Folgendes spielte sich ab:
    Meine Unterwäsche, T-Shirt, Jeans und feuchte Sneakers lagen griffbereit auf dem Boden unserer Kammer, da, wie bereits geschildert, diese außerordentlich klein ist und über keine Ablagemöglichkeiten verfügt. Ich glitt aus dem Bett, das quietschte, Marta wachte auf, ich sagte, es sei kurz nach Mitternacht, sie schloss die Augen und schlummerte sofort wieder ein.
    Ich stahl mich aus der Kammer, zog mich im Bad an, frisierte mich, fuhr mit einem feuchten Lappen über mein Gesicht, putzte ganz leise die Zähne, schlich aus der rückwärtigen Tür und hinten ums Haus herum und rannte über die Wiese. Die war nass vom Tau, der Himmel war absolut klar und silbrig blassblau. Die Berge standen dunkelblaugrau, mit klaren Kanten und deutlich sichtbarer Gesteinsgliederung mitten in dieser
superschönen Farbe. Das Gras war leuchtend grün, hatte aber da, wo die Wiese von den ersten schrägen Sonnenstrahlen beschienen wurde, so etwas, was Cas, der Dichter, gewiss mit »schimmernden Perlen und diamantenen Spitzen« beschrieben hätte. Es war so schön, dass ich stehen bleiben musste. Zippi, sagte ich mir, du müsstest jeden zweiten Tag so früh aufstehen. Warum tust du das nicht? Du versäumst so viel Schönheit. Stell dir vor, du wärst heute nicht kurz vor sechs aufgestanden! Du hättest nie erfahren, wie schön ein Morgen sein kann, und wenn du gestorben wärst, hätten deine Augen nie dieses Silberblassblau gesehen.
    Zum Glück lebte ich ja, aber zum ersten Mal beneidete ich Cas, der Schönheit nicht nur angucken, sondern mit Worten auf Papier legen kann. Als Malerin könnte ich es mit Pinsel und Farbe, aber leider schaffe ich nur Strichmännchen, und die eignen sich nicht für Landschaften.
    Ich könnte fotografieren, fiel mir ein. Klar, da musste man ja nur auf eine Taste drücken. Das wäre selbst von mir zu schaffen. Ich prägte mir

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