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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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tschieee!«
    Dieses »Tschieee!« stieß Emir den kleinen Felsbrocken hoch. Wir hörten lautes, durchdringendes Pfeifen.
    Â»Mann o Mann, er hat die Murmeltiere erschreckt. Habt ihr das Pfeifen gehört? Die haben sich in ihre Löcher geflüchtet«, meinte Ignaz.
    Â»Aber Emir hat mindestens drei Meter geschafft«, stellte Marta ehrfürchtig fest.
    Â»Eher vier, würd ich mal sagen.« Franzl kniff die Augen zusammen. »Ob er wohl noch weitergeht?«
    In der Hektik hatte ich mein Handy mit der eingespeicherten Nummer der Bergrettung nicht mitgenommen. »Emir«, flüsterte ich im Stillen. »Lass es gut sein. Fürs erste Mal reicht’s! Ich will nicht, dass du abstürzt!«
    Emir kniete sich, das Gesicht zum Berg, auf den kleinen Felsvorsprung. Nein, er schaute nicht nach oben, er drehte sich auch nicht um. Er robbte auf allen vieren rückwärts herunter.
    Laut »Huhuhu!« schreiend, rannten wir zu ihm und klopften ihm auf die Schultern, den Rücken, die Arme - egal wo, wir klopften und lachten und beglückwünschten ihn zum gelungenen Trainingsstart.
    Â»Wie weit bin ich gekommen?«, fragte er.
    Franzl rannte zum Hang, war mit zwei, drei Sätzen auf dem kleinen Vorsprung, drehte sich um und breitete die Arme aus. »So weit schon!«, brüllte er.
    Da erst sahen wir, dass Nele mit ihrer Krücke die Wiese herunterhumpelte. Das dauerte natürlich, aber als sie uns erreicht hatte, ließ sie die Krücke ins Gras fallen, schlang Emir die Arme um den Hals und hauchte, ganz wie ich’s geahnt hatte: »Emir, du bist ein Held!«
    Was soll man dazu sagen? Wir jedenfalls schwiegen, räusperten
uns nur verlegen, scharrten mit den Füßen und lachten auf, als Ignaz meinte: »Leute, ich komme um vor Hunger.«
    Das jedenfalls war der Beginn von Emirs Training. Als wir uns mit Marmeladebroten und Milchkaffee fit für den Tag machten, legte er die Kleidungsstücke ab, mit denen er sich zum Schutz von Haut und Knochen umhüllt hatte, und meinte, die Ausrüstung müsse verbessert werden. »Klar, die Sachen engen dich in deiner Bewegungsfreiheit ein«, bestätigte Ignaz. »Du musst dir was einfallen lassen.«
    Emir rührte den Milchkaffee um. »Ich weiß auch schon, was das sein könnte.«
    Â»Na fein«, lobte Franzl. »Geht’s morgen weiter?«
    Â»Hundertpro!« Emir stand auf. »Ich bin dann mal weg, Leute. Bis später!«
    Gundi, die für die Küche verantwortlich ist, scheuchte uns von den Stühlen. Auf der noch gästeleeren Terrasse stellte sie mir einen Megatopf mit gekochten Kartoffeln vor die Nase und drückte mir ein Messerchen in die Hand. »Kannst die bitte für den Kartoffelsalat schälen? Und du, Nele? Möchtest Zippi nicht ein bisschen helfen? Hier hab ich ein zweites Messer - extra für dich.«
    Â»Und was macht Marta?«, erkundigte sich Nele prompt.
    Â»Hast Angst, sie würde faulenzen, während du deine Fingerchen bewegst?« Gundi lachte. »Keine Sorge. Marta ist heute für den Obatzda zuständig.«
    Der »Obatzda« besteht aus Camembert, den man mit der Gabel zerdrückt und mit Frischkäse, Butter, gehackten Zwiebeln und allerlei anderen Zutaten vermengt - er ist eine weitere Allgäuer Spezialität. (Meine Lieblingsrezepte, dazu gehört natürlich auch der Obatzda, könnt ihr übrigens hinten im Buch nachlesen.) Ein echter Obatzda ist köstlich! Zusammen mit Schwarzbrot oder Brezeln würde ich dafür meilenweit gehen,
Leute, glaubt mir, denn er ist, wenn man nicht zu viele Zwiebeln nimmt, sogar partytauglich.
    Nele rümpfte die zarte Nase, die keine einzige Sommersprosse verunstaltet - ganz im Gegensatz zu meiner gesprenkelten, wo sich die Sommersprossen leider so freudig vermehren wie in Zenzas Stadel die Mäuse, griff vorsichtig nach dem Messerchen und zog einer Kartoffel die Haut ab. »Die ist heiß.«
    Â»Lauwarm ist sie«, stellte ich richtig. »Wenn sie kalt ist, lässt sich die Pelle nicht gut runterbringen.«
    Wir arbeiteten schweigend. Gut, ich bin kein Meister in feiner Küchenhandarbeit, ich mag’s eher deftig, ich renne lieber von drinnen nach draußen und halte kleine Jungs davon ab, Kaugummiklumpen untern Tisch zu kleben. Zum Beispiel finde ich Kartoffelschälen einfach langweilig. Als Nele die dritte Kartoffel in den Schmutz gefallen und deshalb nicht zu gebrauchen war,

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