My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
Kässpatzenteller beiseite und drückte ihm ein Bündel in die Arme. »Bub. Du ziehst dich jetzt um. Los, bevor du dir den Schnupfen holst.«
Brav stand Ignaz auf, griff nach den Kleidern und verschwand auf dem Flur.
Die Bergrettungsmänner lobten Martas Erste-Hilfe-Aktion. Meine Freundin wischte cool und sehr professionell ihre Hände an einem Tuch trocken, und ich dachte schon, sie würde »gelernt ist eben gelernt« oder so was in der Art sagen.
Dazu kam sie aber nicht, denn der Franzl meinte stolz: »Marta ist wahnsinnig tüchtig. Wie sie das Blut aus den Haaren gewaschen hat, also wirklich â¦Â«
Na und? Marta wusch in einer warmen Stube mit warmem Wasser und mit einem feinen Läppchen angetrocknetes Blut ab. Wohingegen ich im kalten Regen auf Schal und Handschuhe verzichtet hatte ⦠aber Schwamm drüber. Marta ist meine beste Freundin, der gönne ich alles. Hrrrm -âne Heilige bin ich nicht; ich gönne ihr fast alles.
Kaum saÃen die Retter mit ihren Geretteten im Wagen, verlangte Hubertus ein Bier. Für seinen Sohn, der mich stark an Cas erinnerte, weil er groà und blond, aber nicht so dünn war, bestellte er einen Almdudler. Franzl verdrehte die Augen, und Yasmina meinte flink: »Ich bring schon das Richtige, Franzl.« Sie stellte ihm einen Radler hin, Gundi brachte für die anderen Kaffee, alle setzten sich an den Tisch, an dem ich und jetzt auch wieder Ignaz in trockenem Hemd und trockener Hose saÃen, und dann musste Rosi berichten, wie sie die Bergwachtleute alarmiert und was die über die depperten Schönwetterwanderer gesagt hatten.
Zenza schilderte, wie Anna, als sie den Stall gerochen hatte, so losraste, dass sie ihr fast nicht mehr hätte folgen können. »Das hättet ihr sehen sollen, wie ihr die anderen entgegengerannt sind, wie sie sie in ihre Mitte genommen und abgeleckt haben! Ohne Rosi und Zippi hätten wir die Anna aber nicht so leicht vom Fels geholt, mein Gott, was da hätte passieren können!«
»Och, das war ja gar nichts«, wehrte ich bescheiden ab. »Echt schlimm warâs, als ich oben am Berg neben der Ohnmächtigen sitzen musste.«
»Mensch, Zippi, da warst du ganz allein im Regen«, meinte Marta ehrfürchtig. »Das hätte ich nicht gekonnt, ehrlich
nicht. Ich wäre umgekommen vor Angst. Hinter jedem Baum hätte ich einen Bergfex gesehen. Sag mal, hast du dich nicht gefürchtet?«
»Zippi fürchtet sich vor nichts und niemand!« Hubertus lachte so richtig dröhnend. »Die stellt sich hin und sagt, was sie will und was sie denkt. Die ist so mutig, dass sogar die Bergfexe einen Bogen um sie machen.«
»Na ja.« Ich lachte geschmeichelt und spieÃte die letzten Spatzen auf die Gabel. »Klar, die Sache war nicht ohne. Die Männer haben sich feige verdrückt und -«
Zenza fuhr auf. »Das hab ich ja noch nicht erlebt«, schimpfte sie los. »Es hätte genügt, wenn einer Hilfe geholt hätte. Aber dass sich alle beide davonmachen und die Verletzte liegen lassen - das ist die Höhe! Und wie sie dann bei mir angegeben haben! Da waren sie stark, die Feiglinge!«
Marta saà still und mit echt verklärtem Blick auf ihrem Stuhl. Sie rührte den Milchkaffee um, sah hin und wieder verstohlen zu Franzl rüber, der mich an Cas erinnerte, und der blickte sinnend in sein Radler. Auch er linste hin und wieder verstohlen zu Marta hinüber, und wenn sich ihre Blicke trafen, was so gut wie immer der Fall war, wurden beide rot. Wenn ichâs richtig bedenke, waren sie eigentlich gar nicht mehr nicht-rot.
Ooo, da entwickelte sich was ⦠Ich drückte mir die Daumen, denn wenn sich zwischen Marta und Franzl was entwickeln würde, wäre es ja möglich, dass meiner besten Freundin das Heimweh verging. Dann würde sie hierbleiben wollen, und ich und Ignaz ⦠Hm, hm. Mein Emir-Gewissen meldete sich, aber ich unterdrückte das ganz brutal.
Es ist nämlich so, dass eine gemeinsam gemeisterte Bergrettung zwei Menschen sehr stark näherbringt.
In Ignazâ und meinem Fall waren es sogar zwei Rettungen
an einem einzigen Tag. Der Junge hatte mich erlebt, wie ich anfangs fast im Nebel verschollen wäre, wie ich später nahezu furchtlos am Bein der Kuh und noch später, schlotternd vor Angst, an seinem Hals hing.
Ich hatte bewundert, mit welcher Kraft er Anna am Kopf nach hinten schob, wie er auf dem Hosenboden den
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