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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Kammerflimmern. Romantischer ging es kaum. Wenn ich Finn Hausmann erobern wollte, musste ich zur Julia werden!
    Während die anderen noch in ihren Geschichtsbüchern schmökerten, zog ich den Text zu mir und musterte die kurzen Absätze, getrennt nach weiblichen und männlichen Rollen. Das waren nicht einmal viele Zeilen. Bis zum Freitag sollte das zu schaffen sein, aber ich brauchte dringend jemanden, mit dem ich üben konnte! Finn fiel aus. Wer blieb sonst? Schwester - in England. Bruder - nicht zu gebrauchen. Jenny - abgehakt. Mehli! Er war auch in der Theater-AG, und selbst wenn er nur das Bühnenbild zusammenschraubte
und nicht schauspielerte, konnte er mir helfen. Das würde ich nach der Schule abchecken. In der Pause wollte ich ihn nicht fragen, immerhin sollte Finn von meinen Plänen nichts mitbekommen. Die Gruft-Julia wollte ihren Romeo nämlich überraschen.
    In der Pause stand ich wieder mit Mehli, Finn und den anderen beisammen. So allmählich bekam ich auch die Namen auf die Reihe. Lisa, die mich zum Goth-Picasso gemacht hatte, Marcus und Tobi, die beide in Mehlis Klasse waren, eine Jessica, eine Denise und die beiden Steffens, der eine groß und dunkelhaarig, der andere klein und blond. Die schienen tatsächlich alle okay zu sein. So wie es aussah, würde ich ihnen künftig wohl öfter über den Weg laufen, denn bis auf den großen Steffen schienen alle zur Theater-AG zu gehören.
    Bevor die Pause vorüber war, behauptete ich, noch aufs Klo zu müssen, und seilte mich ab. Statt jedoch zu den Toiletten zu gehen, marschierte ich geradewegs zum Klassenzimmer. Als die Fechtner kam, um aufzuschließen, war ich die Einzige, die vor der Tür wartete. Mit einem »Hallo« schlüpfte ich vor ihr ins Zimmer und ging zu meinem Platz. Ich blätterte in meinem Ordner, während ich aus den Augenwinkeln beobachtete, wie die Fechtner ihre Tasche abstellte.
    Los, raus mit dir! , flehte ich in Gedanken. Trink noch einen Kaffee!
    Tatsächlich warf sie einen Blick auf die Uhr, sah dann kurz in meine Richtung und ging wieder nach draußen. Wie gut, dass Lehrer überall gleich waren! Seit das Rauchen an den Schulen verboten war, schien keiner von ihnen ohne ein gewisses Mindestmaß an Koffein über die Runden zu kommen.
    Die Fechtner war kaum fort, ich wollte schon aufatmen und mich ans Werk machen, da kam die Pannen-Anne hereinmarschiert.
Um ein Haar hätte ich laut geflucht und sie angefahren, sie solle verschwinden, doch das wäre vollkommen überflüssig gewesen. Als Pannen-Anne mich sah, machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder auf dem Gang. Die Tür zog sie auch gleich noch hinter sich zu. Braves Mädchen!
    Da ich nicht wusste, wie lange ich allein bleiben würde, musste ich mich beeilen. Ich lief zur Tafel, schnappte mir den Schwamm und tränkte ihn mit richtig, richtig viel Wasser - viel mehr, als darin eigentlich Platz hatte. Er triefte so sehr, dass ich den Tafellappen darunter halten musste, um nicht eine viel zu deutliche Spur auf dem Boden zu hinterlassen. Boah, wie der stank! Wer schon mal an einem x-fach benutzten, nassen Tafelschwamm gerochen hat, der weiß, was ich meine! Abartig!
    An Finns Platz blieb ich stehen und wrang den Schwamm über seinem Stuhl aus. Die Stühle hatten eine deutlich gewölbte Sitzfläche, in der sich das stinkige Schwammwasser nun wie in einem Tümpel sammelte. Vorsichtig zog ich den Stuhl so weit zurück, dass Finn ihn nicht viel bewegen musste, wenn er sich setzen wollte. Mit einer einzigen ruckartigen Bewegung würde das Wasser aus der Sitzfläche schwappen und ihn womöglich vorwarnen. Das wollte ich vermeiden.
    Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Noch vier Minuten bis zum Gongschlag. Jeden Moment würden meine Klassenkameraden hereinstürmen. Ich wetzte zur Tafel zurück, warf Schwamm und Lappen auf ihren Platz und marschierte aus dem Zimmer zum Klo, um mir mit viel Seife den Schwammgestank von den Fingern zu schrubben. Diese Dinger haben es so an sich, dass einem ihr Geruch wirklich lang in der Nase hängen bleibt. Selbst wenn die Hände schon knallrot sind, scheinen sie immer noch zu stinken.

    Als ich den Wasserhahn abdrehte und eine Handvoll Papierhandtücher aus dem Spender zog, kam Pannen-Anne ans Waschbecken, um sich ebenfalls die Hände zu waschen.
    Â»Wieso hast du eigentlich so viel Schiss vor mir?«, wollte ich wissen. Sie selbst

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