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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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als nicht erfüllt betrachtete.
    Nachdem Finn die nassen Taschentücher im Mülleimer versenkt hatte, setzte er sich an seinen Platz, vollkommen cool, als sei nichts gewesen.
    Â»Dann kann ich wohl endlich mit dem Unterricht beginnen«, brummte die Fechtner am Pult und warf ihren leeren Kaffeebecher Finns Taschentüchern hinterher. Es war die letzte Doppelstunde, sodass mir zumindest eine weitere Pause erspart blieb, denn auch wenn es nichts weiter als ein
dummer Streich gewesen war, fiel es mir plötzlich schwer, Finn anzusehen. Ich hatte das Gefühl, dass er sofort erkennen musste, dass ich dahintersteckte, wenn er mir nur in die Augen sah. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand das Wort »Schuldig« auf die Stirn tätowiert. Das war völlig lächerlich und bei jedem anderen wäre mir das vermutlich auch nicht passiert. Aber Finn war nun mal nicht jeder andere.
    Als der Gong den Unterrichtsschluss verkündete, warf ich mein Schreibzeug in die Tasche, klappte meinen Ordner zusammen und klemmte ihn mir unter den Arm. Auf dem Weg aus dem Zimmer rutschte der Text fürs Vorsprechen raus. Ich hob ihn auf, machte mir aber nicht die Mühe, ihn wieder in den Ordner zu packen. Das würde ich draußen machen, sobald ich nicht mehr Gefahr lief, Finn in die Arme zu laufen. Natürlich wollte ich seine Gesellschaft! Ich wollte, dass er mein Freund war! Aber er sollte nicht wissen, dass ich hinter seinem Missgeschick steckte. So wie es aussah, kollidierten hier meine persönlichen Wünsche mit meiner augenblicklichen Situation. Das musste ein Ende haben, und zwar schnell. Ich wollte nicht die nächsten Tage mit schlechtem Gewissen herumlaufen müssen!
    Als ich mit dem Blatt in der Hand aus dem Schulhaus hetzte, fing mich Lukas an derselben Stelle ab, an der er mir schon gestern aufgelauert hatte. Ich war kaum zur Tür raus, da sprang er schon von der Mauer und baute sich vor mir auf.
    Â»Bist du bekloppt, Grufti!«, schnauzte er mich an. »Du sollst keinen Kinderkram veranstalten, sondern Hausmann ordentlich zum Horst machen! Er soll sich in Grund und Boden schämen und nicht auch noch meine Kumpels schräg anmachen!«
    Am liebsten hätte ich ihm meinen Ordner um die Ohren
gehauen. Da das nichts bringen würde, sagte ich: »So schnell geht das nicht! Ich brauche mehr Zeit als bis Ende der Woche.«
    Lukas kniff die Augen so fest zusammen, dass er mich mit seinen strubbeligen schwarzen Haaren und den dichten, dunklen Brauen an einen Wolf erinnerte. Dumm nur, dass ich das Schaf war. Zumindest schien er über meine Forderung, so man es so nennen wollte - mir kam es eher wie ein hilfloses Flehen vor -, nachzudenken.
    Schließlich nickte er. »Meinetwegen. Nimm dir Zeit.« Er verzog die Lippen zu einem gehässigen Grinsen. »Ich werde so lange auf deinen iPod aufpassen.«
    Besten Dank auch!
    Â»Aber«, sagte er lang gezogen und hob den Zeigefinger vor mir, wie ein Lehrer, der mich zurechtwies, »ich erwarte etwas Spektakuläres! Keine Windelpuperstreiche!«
    Ich zerfleischte mich doch schon wegen einer nassen Hose! Wenn ich Finn Schlimmeres antun sollte, würde ich ihm gar nicht mehr in die Augen sehen können! Trotzdem blieb mir im Augenblick nichts anderes übrig, als zähneknirschend zuzustimmen.
    Mein gemurmeltes »Also gut« schien ihm zu genügen. Statt noch etwas dazu zu sagen, deutete er auf das Textblatt in meiner Hand. »Was ist das?«
    Â»Theatertext.«
    Er runzelte die Stirn. »Wofür?«
    Â»Vorsprechen - für die Theater-AG.«
    Lukas begann zu lachen. »Du? Allein?«
    Â»Natürlich nicht«, sagte ich hastig. Plötzlich war mir die Vorstellung, jemand könne mich auf einer Bühne sehen, peinlich. »Keine Bange, Finn ist auch dabei.« Bestimmt wollte er das hören! Wenn Lukas annahm, ich würde dort
nur mitmachen wollen, um in Finns Nähe zu sein und Lukas’ Forderungen in die Tat umzusetzen, würde er mich hoffentlich in Ruhe lassen.
    Â»Ach?« Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Der Hausmann also auch.«
    Fast hatte es den Anschein, als wäre er stinkig. Sollte er nicht zufrieden sein, dass ich alles daransetzen würde, Finn zum Idioten zu machen? Um ein Haar hätte ich ihn gefragt, was sein Problem war, ließ es dann aber doch lieber bleiben. Ich konnte gut und gerne auf weiteren Streit verzichten. Er scheinbar auch, denn plötzlich machte er

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