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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Lukas in die Arme lief. Aber das gehörte zu den Dingen, die ich niemandem erzählen konnte. Abgesehen von Jenny, wenn die sich endlich mal melden würde! Wenn meine Eltern erfuhren, womit ich mich gerade herumschlug und wie es so weit kommen konnte, würde ich vermutlich für den Rest meines Lebens Hausarrest bekommen.
    Â»Willst du nicht einmal jemanden zum Essen einladen?«, fragte Mom weiter.
    Â»An der Schule ist sie die einzige wandelnde Leiche«, witzelte mein Bruder, ehe ich etwas sagen konnte.
    Â»Marius!«, wies ihn Dad zurecht, dann wandte er sich an mich. »Gibt es denn niemanden, den du dort magst?«
    Â»Doch«, nickte ich und griff nach der Wasserflasche. »Er ist zwanzig, viermal sitzen geblieben und momentan auf Bewährung draußen.«
    Dads Auflauf klatschte neben den Teller. Er starrte mich so entsetzt an, dass ich lachen musste.
    Â»Du hast gekleckert«, bemerkte ich, als ich mich wieder beruhigt hatte.
    Einen Moment noch schien er nicht fähig zu sein, sich zu rühren, dann begann auch er zu lachen. »Ich hab dich schon so lange keinen Quatsch mehr sagen gehört, dass ich doch glatt dachte …« Er schüttelte den Kopf. »Egal. Ich finde es schön, dass du wieder zu Scherzen aufgelegt bist. Auch wenn die ebenso makaber sind wie deine Klamotten.«

    Â»Martin!« Mom schüttelte schnell den Kopf und setzte ihre berühmte »Darüber wollten wir doch nicht mehr sprechen«-Miene auf.
    Dad zwinkerte mir zu. »Deine Mutter hat vor, dich in Watte zu packen. Ich finde aber, wenn du dir dieses Zeug schon aussuchst, dann musst du auch damit leben, wenn ich darüber spreche.«
    Â»Ist wohl nichts dran auszusetzen«, gab ich ungerührt zurück, »du musst ja auch damit leben, dass ich so rumlaufe.«
    Â»Hauptsache, dein Knasti kommt nicht zum Essen her und ich finde keinen Metallschrott, der sich durch irgendwelche Teile deines Gesichts bohrt.«
    Mom guckte immer entsetzter. Anscheinend hatte sie wirklich vorgehabt, mein Styling und mein Benehmen zu ignorieren, bis es von selbst vorüberging.
    Von ihren Blicken angestachelt, fragte ich: »Wie sieht es mit Tattoos aus?«
    Â»Vielleicht wenn du vierzig bist.«
    Damit konnte ich leben. Arschgeweihe waren ohnehin längst aus der Mode, und ich war froh, dass ich damals noch zu jung gewesen war, um den Trend zu erkennen, sonst hätte ich jetzt eines. Und würde mich vermutlich darüber ärgern, bis ich alt und grau war. Okay, wohl eher nicht, denn Mom und Dad hätten mich lieber eingesperrt, als zu riskieren, dass ich ins Tattoo-Studio marschiere.
    Es war tatsächlich das erste Mal seit dem Umzug, dass ich beim Abendessen wieder Spaß hatte. Früher haben Dad und ich oft herumgeblödelt und Mom damit fast in den Wahnsinn getrieben. Seit dem Umzug war mir nicht mehr danach gewesen, Scherze zu treiben, und auch wenn Lukas’ Erpressung alles andere als zum Lachen war, merkte ich zum ersten Mal, wie sehr mir unsere lockeren Abendessen gefehlt
hatten. Vielleicht würde die Normalität schneller zurückkehren, als ich angenommen hatte.
    Â»Also eigentlich«, meinte Dad plötzlich, als ich gerade von meinem Wasser trank, »finde ich diese grünen Strähnen richtig krass.«
    Ich hätte das Wasser beinah über den Tisch gespuckt. »Krass!?«, rief ich, halb hustend. »Dad! Wie kannst du so was sagen? Du bist viel zu alt für solche Wörter!«
    Â»Und du zu jung für die Gruft.«
    Wieder begannen wir zu lachen, und allmählich entspannte sich sogar Mom ein wenig, sodass sie sich ein Grinsen entlocken ließ.
    Nach dem Essen stürmte ich nach oben, um meine Mailbox zu checken. Kein Anruf! Noch einmal wählte ich Jennys Nummer. Ich rechnete schon damit, dass sie wieder nicht drangehen würde, als mir plötzlich ein »Hallo?« entgegenschallte.
    Â»Jenny, endlich!«
    Â»Charlie?«
    Â»Ja, natürlich!«, rief ich ungeduldig. »Hast du deine Mailbox nicht abgehört?«
    Â»Doch.«
    Und da rufst du nicht an!? Am liebsten hätte ich sie angeschrien, doch die Tatsache, dass sie auf meinen Notruf nicht einmal reagiert hatte, verknotete meinen Magen bis zu den Stimmbändern rauf. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass an dem Spruch »Aus den Augen, aus dem Sinn« tatsächlich mehr dran zu sein schien, als ich bisher gedacht hatte. Vermutlich war Jenny den ganzen Nachmittag mit

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