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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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genauer betrachtete, war Sophie an allem schuld. Wäre sie nicht nach London gegangen und hätte ihren blöden Player vergessen, könnte ich jetzt von einem Date mit Finn träumen, statt mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie ich ihn vor allen blamieren konnte!
    Obwohl nun feststand, dass die Allgemeinschuld bei Sophie lag, fühlte ich mich dadurch kein bisschen besser. Ich warf den Putzlappen ins Waschbecken und ließ mich mit einem Seufzer auf den Wannenrand sinken. Leider hatte Lukas
recht: Wenn ich ihn verpfiff, würde er vielleicht bestraft werden, und nicht einmal das war sicher, denn ich konnte ihm nichts nachweisen. Ganz bestimmt jedoch würde ich Sophies iPod dann nicht mehr bekommen.
    Zurückklauen fiel als Möglichkeit auch weg, denn er würde ihn kaum in seinem Rucksack mit sich herumtragen, und bei ihm zu Hause einzusteigen und mir das Teil zu holen, scheiterte schon allein an mangelnder Einbruchserfahrung. Ganz gleich wie ich es auch drehte und wendete, es gab nur einen Weg, den iPod zurückzubekommen: Ich musste tun, was Lukas von mir verlangte.
    Was war schon dabei?, versuchte ich mich zu beruhigen. Wie schlimm konnte es sein, für einen Augenblick der Lächerlichkeit ausgesetzt zu sein? Passierte mir so etwas nicht ständig? Ich lief in einem Outfit herum, über das Leute lachten, stolperte über Treppen oder rannte beinahe gegen Wände- und bis jetzt hatte ich es überlebt, ohne dass meine Psyche darunter gelitten hatte. Zumindest soweit ich das beurteilen konnte. Lukas wäre zufrieden, ich hätte Sophies Player zurück und könnte endlich anfangen, mich hier einzuleben. Es tat mir leid für Finn, denn er hatte das nicht verdient, aber es würde nur ein kurzer, peinlicher Moment werden. Und er würde nie erfahren, dass ich dahintersteckte.
    Obwohl mich mein Gewissen plagte, war ich überzeugt, dass es einfach werden würde. Bald schon wäre alles wieder im Lot, und ich würde nur noch mit dem Wissen fertig werden müssen, dass ich ihm das (was auch immer) angetan hatte. Wenig zuversichtlich schrubbte ich die Toilette fertig und verzog mich dann in mein Zimmer, um Jenny anzurufen. Vielleicht hatte sie eine Idee. Auf dem Festnetz erreichte ich sie nicht, obwohl sie um diese Zeit sonst immer zu Hause
war, und auf dem Handy bekam ich nur die Mailbox zu hören. »Ruf mich zurück!«, drängelte ich. »Bald!«
    Während ich auf Jennys Anruf wartete, versuchte ich, mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren. Hoffnungslos. Meine Gedanken wanderten die ganze Zeit zu Finn. Würde er mich um ein Date bitten? Was war ihm peinlich? Womöglich würde eine Kleinigkeit genügen, ein offener Reißverschluss an seiner Jeans beispielsweise. Mir wäre eine offene Hose endlos peinlich! Aber wie sollte ich das bewerkstelligen? Ich konnte ihm ja kaum die Hose selbst aufmachen und ihn dann auf den Pausenhof schubsen. Allein bei der Vorstellung, ihm so nah zu kommen, spürte ich schon, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.
    Da ich mich sowieso nicht konzentrieren konnte, vertagte ich die Hausaufgaben auf später, schnappte mir ein Manga und warf mich damit aufs Bett. Alle paar Minuten sah ich auf die Uhr und dann auf das Telefon, das ebenso stumm auf meinem Nachttisch lag wie mein Handy. Verflixt, Jenny! Warum rief sie nicht an?
    Ich blätterte lustlos durch das Manga, die Bilder überflog ich nur, Texte ignorierte ich ganz. Schließlich griff ich nach dem Telefon und drückte die Wahlwiederholung. Wieder die Mailbox. Ich hinterließ noch eine Nachricht - und später noch drei, vielleicht auch vier oder fünf. Als es Zeit zum Abendessen war, hatte sie sich immer noch nicht gemeldet.
    Zum Glück war mein Ausbruch vom Samstag inzwischen in Vergessenheit geraten, sodass ich mich zumindest vor dem gemeinsamen Abendessen nicht zu fürchten brauchte. Nachdem ich gestern sämtliche Nachfragen mit einem knurrigen »Lasst mich damit in Ruhe!« quittiert hatte, wagte sowieso keiner mehr, mich noch einmal darauf anzusprechen.
Auch wenn ich argwöhnte, dass sie mich (und besonders meine Launen) nun genauer im Auge behalten würden.
    Â»Wie war dein Tag, Charlie?«, erkundigte sich Mom, als ich mich an den Esstisch setzte.
    Â»Okay«, sagte ich halbherzig und lud mir eine Schaufel Nudelauflauf auf den Teller. Eigentlich richtig gut, hätte ich gerne gesagt, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als ich

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