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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Silvie Heisterkamp unterwegs gewesen und hatte sich dabei nicht die Bohne für meine Anrufe interessiert.
    Â»Und«, wollte Jenny wissen, »was ist denn nun so dringend?«

    Â»Weißt du, das hat sich inzwischen erledigt.«
    Â»Aber du hast doch gerade noch mal angerufen.«
    Â»Ich wollte nur mal hören, was du so treibst«, behauptete ich lahm.
    Eine Weile lauschte ich ihrem Bericht, wie sie den Nachmittag verbracht hatte. Sie war tatsächlich mit Silvie in der Eisdiele gewesen. Derselben Eisdiele, in der wir uns früher die Nachmittage um die Ohren geschlagen hatten. Gut, allzu viel Auswahl gab es in Einbeck nicht, aber trotzdem!
    Während ich ihr zuhörte und immer mal wieder ein »Aha!« oder »Echt?« einwarf, erschien mir Jenny, als wäre sie eine vollkommen Fremde. Mit dem eigenartigen Gefühl, dass meine Wurzeln tatsächlich abgerissen waren, beendete ich nach einer Weile das Gespräch.

7
    A m nächsten Morgen saß ich vor Unterrichtsbeginn an meinem Platz - Pannen-Anne ging mir wie üblich aus dem Weg - und sah zu, wie Finn sich daranmachte, die Tafel zu wischen. Der Schwamm hinterließ große Wassertropfen auf dem zahnbelaggelben Linoleum, als Finn ihn vom Waschbecken zur Tafel trug. Während ich noch auf die nassen Flecken starrte, kam mir eine Idee. Wasser! Das war es! So würde ich ihn lächerlich machen! Und es würde gar nicht so schlimm werden! Erleichtert ließ ich mich in meinen Stuhl zurückfallen.
    Â»Du siehst zufrieden aus«, stellte Finn fest, als er sich auf der anderen Seite des Ganges an seinen Tisch setzte.
    Â»Bin ich auch.«

    Â»Bestimmter Grund.«
    Â»Es ist Dienstag.«
    Â»Ah. Okay.«
    Â»Wie war die Theater-AG gestern?«, erkundigte ich mich, ehe er mich für völlig bescheuert halten konnte.
    Â»Klasse. Wir haben unseren Terminplan festgelegt und angefangen, Aufgaben zu verteilen«, erklärte er. »Es ist aber noch nicht zu spät, doch noch mitzumachen. Am Freitag findet übrigens das Vorsprechen statt.« Er langte in seinen Ordner und reichte mir ein Blatt Papier über den Gang herüber. »Das ist der Text, falls du es dir doch noch anders überlegst.«
    Als ich ihm das Blatt aus der Hand nahm, berührten sich unsere Finger einen Augenblick länger, als es nötig gewesen wäre. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, trotzdem war es ein angenehmes Gefühl. Auch wenn ich schon wieder spürte, wie mir heiß wurde. Bestimmt lief ich bereits wieder rot an. Schnell nahm ich das Blatt und schob es mit einem kurzen Blick darauf in den Ordner.
    Â»Ist das nicht ein bisschen kurz für ein Theaterstück?«, fragte ich, um mich von den Schmetterlingen abzulenken, die schon wieder unkontrolliert durch meinen Körper schwirrten.
    Finn lachte. »Das ist der Text fürs Vorsprechen, Charlie!«
    Die Hitze in meinem Gesicht nahm schlagartig zu. Heilige Salzkartoffel! Bestimmt war ich jetzt nicht nur rot, sondern knallrot. Dabei hatte ich mich mit meiner Frage doch genau davor bewahren wollen! »Oh.« Dass ich bisher nie geschauspielert, sondern mich lieber um die Kostüme gekümmert hatte, zählte da wohl auch nicht mehr als Ausrede.
    Zum Glück kam in diesem Augenblick Herr Seyfert herein. Er stellte seine Tasche ab und rief: »Schlagt eure Bücher
auf Seite 34 auf und lest den ersten Absatz, damit wir gleich über die Preußische Reformpolitik sprechen können.«
    In der Klasse setzte betriebsames Rascheln ein, als alle ihre Bücher herauskramten und nach der passenden Seite suchten. Mein Buch lag aufgeschlagen vor mir, mein Blick allerdings wanderte immer wieder zu dem Textblatt, das Finn mir gegeben hatte. Romeo und Julia. Die wohl berühmteste Liebesgeschichte - zumindest gleich nach High School Musical .
    Plötzlich sah ich Finn vor mir, wie er den Romeo gab. Er musste einfach der Romeo sein, so süß wie er war! Bestimmt hatte er eine Menge Schauspieltalent, immerhin machte er schon seit einiger Zeit in der Theater-AG mit. Die bevorstehende Aufführung war meine Chance, mich in seiner Nähe herumzutreiben, ohne ihn selbst um ein Date bitten zu müssen. Wenn es mir gelänge, die Rolle der Julia zu ergattern, konnte ich nicht nur bei ihm sein, sondern auch gleich in seinen Armen liegen … und den Bühnentod sterben. Allein bei der Vorstellung, wie er mich auf der Bühne küsste, bekam ich schon

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