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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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zu springen, aber jedes Mal wenn ich nur daran dachte, stand ich vor Aufregung kurz vor dem Herztod. Es ging einfach nicht. Er musste es tun!
    Dass er schwieg, schob ich tapfer darauf, dass er diese Woche zu beschäftigt war. Immerhin musste auch er seinen Text für Freitag einstudieren. Deshalb richtete ich meine Hoffnung auf die Zeit nach dem Vorsprechen. Selbst wenn er nicht gleich nach einem Date fragte, lag es doch nahe, dass Romeo und Julia ihre Texte zusammen paukten.

8
    F reitagnachmittag, pünktlich um 14:00 Uhr, betrat ich die Aula. Dort würde nicht nur das Vorsprechen stattfinden, sondern auch sämtliche Proben und später auch die Aufführung. Bisher war ich zwar jeden Tag an der Aula vorbeigekommen, hatte aber noch nie einen Blick hineingeworfen. Umso erstaunter war ich nun. Die schiere Größe war schon einschüchternd. Da unsere Schule eine recht rührige Theater-AG hatte, sah die Aula weniger wie ein Versammlungsraum und viel mehr wie ein richtiges Theater aus. Die Sitzreihen stiegen immer mehr an, je weiter man nach hinten kam, sodass selbst in den letzten Reihen eine gute Sicht nach vorne garantiert war. Statt einiger unbequemer Stühle gab es Klappsitze wie im Theater und anstelle eines niedrigen Podiums wurde der vordere Teil der Aula von einer gut eineinhalb Meter hohen Bühne dominiert. Darüber hingen unzählige größere und kleinere Scheinwerfer. Der Vorhang war zurückgezogen, und dort, wo später die Bühnenbilder hängen würden, kämpften eine Handvoll Jungs mit einem Wirrwarr aus Kabeln. Einer von ihnen war Mehli. Als er kurz aufsah, winkte ich ihm zu, da er die Hände voll hatte, nickte er nur und grinste. Da ich mir nichts anderes vorstellen wollte, wertete ich sein Grinsen als Aufmunterung.
    Im Zuschauerraum saßen wesentlich mehr Schüler herum, als ich erwartet hatte. Einige unterhielten sich gedämpft, die meisten jedoch hatten ihre Nasen in die Blätter gesteckt, die sie in Händen hielten. Texte. Die alle waren zum Vorsprechen gekommen?! Mit so viel Konkurrenz hatte ich nun nicht gerechnet. In Einbeck waren wir schon froh, wenn zumindest für jede Rolle zwei Leute vorsprachen, damit es wenigstens
so aussah, als könne man zwischen mehreren Bewerbern auswählen.
    Ich ließ meinen Blick dreimal durch den ganzen Raum wandern, doch ich konnte Finn nirgendwo entdecken. Dabei hätte ich gerade ihn so eingeschätzt, dass er gleich als Erster in der Aula wäre. Ziemlich weit hinten im Zuschauerraum entdeckte ich dafür Denise und Lisa. Die beiden gehörten zu den wenigen, die nicht mehr in ihre Texte schielten. Als sie mich sahen, winkten sie mir zu.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Reihen und ließ mich neben den beiden in einen Sitz fallen. »Ganz schön viel los«, begrüßte ich sie.
    Â»Das ist hier bei jedem Vorsprechen so.« Lisa beugte sich nach vorne und sah zu mir herüber. »Ich wusste gar nicht, dass du auch spielst. Wenn du das früher gesagt hättest, hätten wir zu dritt proben können.«
    Ich fand Lisas Angebot überraschend großzügig. Wie viele Mädchen gab es, die freiwillig mit einer Konkurrentin zusammenarbeiten wollten? Ganz bestimmt hatten sich weder Lisa noch Denise bei den Proben in ein Bettlaken gewickelt. »Habt ihr auf Stühlen stehend geübt?«
    Die beiden runzelten gleichzeitig die Stirn, was ich als »Nein« wertete. »Nicht so wichtig.« Ich sah mich zum wohl hundertsten Mal in der Aula um. Immer noch keine Spur von Finn. »Wer leitet die AG denn eigentlich?«
    Â»Herr Mühlhausen-Bergheim«, antwortete Denise und sah sich suchend um. Dann hob sie den Arm und deutete auf einen schlaksigen Mann mit braunem Cordsakko und beigen Schal, der am Bühnenrand stand und den Jungs, die noch immer mit den Kabeln kämpften, Anweisungen zurief. »Den Namen brauchst du dir nicht merken, wir nennen ihn alle nur Herrn Müller. Das geht einfach schneller.«
    Bei der wenigen Zeit, die bis zur Premierenaufführung blieb, war die Abkürzung des Namens vermutlich eine immens wichtige Zeiteinsparung. Herrn Müller selbst hatte ich schon gesehen. Soweit ich wusste, war er der Leiter einer unserer Parallelklassen. Ich hätte mir denken können, dass er für die Theater-AG zuständig ist. Immerhin lief er auch während des Tages herum, als sei er ein verkappter Theaterregisseur. Am meisten konnte ich mich über

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