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My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Anders
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fehlten nur noch ein bisschen Blut und ein paar Fellreste. Und das störte mich irgendwie. Ich meine, wenn schon, dann aber auch richtig. Mein Vater schien über solche Kleinigkeiten allerdings großzügig hinwegzusehen. Und ich hatte fast den Eindruck, dass der Jeep schon ausreichte, um ihn mit dem Besuch im Dschungel-Camp vollständig zu versöhnen. Schade eigentlich.
    Â»Keine schlechte Werbeidee«, meinte er deutlich beeindruckt. »Sieht wirklich aus, als wäre da einer mitten im Outback liegen geblieben!«
    Â»Ich!«, schrie Moritz und kletterte über die halbhohe Seitentür auf den Fahrersitz. Allerdings war er eindeutig nicht der Erste, der da hinter dem Lenkrad gehockt hatte. Und zumindest der Letzte hatte reichlich Kaugummi auf dem Sitzpolster verteilt. Mit einem hohen Anteil an Kraftkleber. Jedenfalls brauchten wir noch mal zehn Minuten, bis wir die klebrigen Fäden wenigstens halbwegs wieder von Moritz’ Hosenboden abgepult hatten.
    Aber dann war es so weit. Wir betraten das Restaurant. Es war voll. Es roch nach verbranntem Fleisch. Aus den Lautsprechern dröhnte Cowboy-Musik. Ein Kellner mit Cowboyhut und Krokodillederstiefeln führte uns zum letzten freien Tisch. Wir setzten uns. Der Kellner stiefelte davon, um die Speisekarten zu holen.
    Wir blickten uns um. Die ausgestopften Krokodile an der Wand taten mir irgendwie leid (oder wurden Krokodile gar nicht ausgestopft, sondern nur aus dem Fluss gezogen und in der Sonne liegen gelassen, bis sie vertrocknet waren?). Das Straußenei, das auf der Theke lag, fand ich ganz witzig. Die Fotos von den Jägern, die sich mit ihren Gewehren vor einem Haufen erschossener Kängurus aufgebaut hatten, fand ich überhaupt nicht witzig. Und dann guckte ich zufällig zu meinem Vater rüber.
    Er musste gerade eben etwas entdeckt haben, im Vergleich zu dem die Känguru-Leichen ungefähr so harmlos waren wie eine tote Mücke. Er wurde jedenfalls ganz bleich um die Nase und auf seiner Stirn bildeten sich dicke Schweißperlen.
    Ich folgte seinem Blick - und sah mich Auge in Auge mit Dirki! Er stand in einer Nische zwischen zwei Tischen hinter einem Gitter wie bei einem Raubtierkäfig. Und er hatte einen pinkfarbenen Tarnfleck-Overall an und einen pinkfarbenen Tropenhelm auf dem Kopf! Und sah verdammt echt aus! Ich glaubte schon fast, sein Doppelkinn wabbeln zu sehen …
    Â»He, Leute!«, sagte Moritz zufrieden grinsend. »Kriegt euch wieder ein! Das ist nur eine Puppe. Sieht aber echt cool aus, oder?«
    Wir gaben keine Antwort, weil der Kellner uns in diesem Moment die Speisekarten auf den Tisch klatschte und wissen wollte, was wir zu trinken wünschen. Echt, er sagte wirklich »wünschten«. Mein Vater wünschte sich also ein »ganz normales Bier«, meine Mutter »irgendwas echt Australisches, vielleicht ein echt australisches Bier«, mein Herr Bruder die »Cola Dirki« (Cola und Kirschsaft!) und ich - ich wünschte mich nur noch ganz weit weg. Was sich beim ersten Blick in die Speisekarte nur noch verstärkte. Es gab Straußengulasch, Kängurugulasch, Krokodilgulasch und (nein, falsch geraten!) Haifischflossen in Bierteig.
    Ich verzichtete darauf zu fragen, ob sie auch Delfin-Gehacktes hätten, und bestellte eine Portion Reis.
    Â»Einfach nur Reis«, sagte ich.
    Â»Mit was dazu?«, fragte der Kellner.
    Â»Nichts weiter. Nur Reis«, wiederholte ich.
    Â»Und nichts dazu?«
    Â»Nichts dazu«, bestätigte ich.
    Er guckte ungefähr so wie das Känguru, als es gegen den Jeep draußen vor der Tür gerannt war.
    Meine Eltern wählten natürlich das Kängurugulasch.
    Und Moritz zog einen Flunsch und wollte Fischstäbchen mit Pommes haben (Moritz hasst Gulasch, seit er in Österreich mal auf einer Skihütte ein altes Pflaster in seinem Gulasch gefunden hat!).
    Â»Einmal Kinderteller«, nickte der Kellner und zog ab.
    Â»Wieso gibt es eigentlich nichts vom Kamel?«, fragte ich, um die Stimmung wieder ein bisschen aufzumuntern. »Kamel-Klopse oder Kamelwürstchen oder...«
    Â»Weil es in Australien keine Kamele gibt«, erklärte mein Vater genervt.
    Â»Ah«, sagte ich und zeigte auf das Foto neben den erlegten Kängurus. Auf dem eine lange Reihe Kamele im Sonnenuntergang an dem roten Felsen von Australien vorbeizog, den jeder kennt. »Dann sind das da wahrscheinlich echte australische Riesenhirsche oder so was.«
    Mein Vater

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