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My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Anders
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ohnegleichen erlebt hätte. Weil die Menschen da viel offener wären und null Stress hätten.
    Â»Bis auf die Kängurus, die ihnen im Vorgarten rumhüpfen«, sagte mein Vater mit vollem Mund.
    Â»Und die Ureinwohner, die rumnerven«, sagte ich.
    Ich fand die Gelegenheit günstig, endlich mein Wissen über Australien beizusteuern.
    Â»Die Aborigines«, nickte mein Vater.
    Â»Und wieso nerven die rum?«, fragte Moritz.
    Â»Weil sie plötzlich das Land zurückhaben wollen, das die Weißen ihnen weggenommen haben.«
    Â»Aber das ist ja nun wirklich schon lange her«, erklärte Hendriks Mama entrüstet.
    Â»Aber weggenommen haben sie es ihnen trotzdem! Und wisst ihr eigentlich, dass die Aborigines bis 1970 oder so überhaupt keine Rechte hatten? Wenn die Weißen wollten, konnten sie sich einen Aborigine als Haustier halten und in einen Käfig sperren!«
    Â»Ist das wirklich wahr?«, fragte Hendriks Mama.
    Â»Ist es«, bestätigte ich.
    Â»Voll fies!«, rief Moritz empört.
    Â»Es reicht«, sagte meine Mutter. »Können wir jetzt bitte über was anderes reden?«
    Â»Aber es stimmt, was Lulu sagt«, mischte sich Hendrik unerwartet ein. »Und die Weißen, die Australien besiedelt haben, waren alles Exsträflinge! Australien war nämlich nichts anderes als eine Sträflingskolonie.«
    Â»Hendrik!«, rief Hendriks Mama.
    Â»Hammer«, erklärte Moritz. »Echt? So wie in Prison Break?«
    Und das war’s dann erst mal wieder. Die Stimmung sackte augenblicklich auf den Nullpunkt (falls sie das nicht ohnehin schon war).
    Mein Vater war entsetzt. Meine Mutter war entsetzt. Und ich muss zugeben, ich auch. Ich meine, immerhin läuft »Prison Break« ja nach zehn Uhr abends! Und die einzige Chance, die Moritz gehabt haben konnte, um sich diesen teiggesichtigen Möchtegern-Ausbrecher anzugucken, war bei seinem Kumpel Lasse gewesen. Wo er in letzter Zeit tatsächlich auffällig oft übernachtet hatte. Mit anderen Worten: Lasses Eltern taten mir jetzt schon leid!
    Moritz tat mir nicht so leid, schließlich muss jeder mal lernen, dass es durchaus Konsequenzen haben kann, wenn man einfach gedankenlos irgendwelche Informationen preisgibt. Aber vielleicht konnte Moritz ja wenigstens die Ausbrecher-Erfahrungen von Michael Scofield (dem Stoppelkopf-Knacki aus der Serie) nutzen, wenn er demnächst allabendlich von meinem Vater in seinem Zimmer eingeschlossen wurde.
    Ich sah Moritz schon vor mir, wie er mit einem stumpfen Taschenmesser ein Loch in die Wand kratzte, um durch das Abflussrohr unseres Klos zu entkommen. Und ich konnte nur für ihn hoffen, dass das Rohr ausnahmsweise mal nicht verstopft war …
    Als sich die Wogen wieder einigermaßen geglättet hatten, schleppte sich der Rest unseres mittäglichen Besuchs bei den Känguru-Cowboys ziemlich zäh vor sich hin. Bis auch Hendrik und Hendriks Mama ihr Gulasch runtergewürgt hatten und Hendrik für die nächste halbe Stunde auf dem Klo verschwand (wahrscheinlich um seins wieder rauszuwürgen).
    Wir verabschiedeten uns. Moritz schlappte mit gesenktem Kopf hinter uns her. Ich war mir fast sicher, dass er in Gedanken schon verschiedene Ausbruchsvarianten durchspielte.
    Als wir kurz vor unserem Haus waren, meinte meine Mutter plötzlich: »Eigentlich ein netter Junge, dieser Hendrik. Warum unternimmst du nicht mal was mit ihm?«
    Â»Weil er auf Flamingos steht«, sagte ich. »Und Lockenwickler klaut.«
    Â»Das ist doch kein Grund«, erwiderte meine Mutter. »Und das mit den Lockenwicklern ist ja auch schon lange her. Ich glaube, ihr würdet euch gut verstehen!«
    Â»Kann schon sein«, sagte ich. »Aber seine Mutter redet mir zu viel.«
    Â»Du sollst doch nicht mit seiner Mutter ausgehen, sondern mit ihm!«, erklärte mir die Mathelehrerin die Rahmenbedingungen für mein erstes Date.
    Â»Ich fürchte, Lulu hat recht«, gab mein Vater zu bedenken. »Wahrscheinlich darf er ohne seine Mama gar nicht weg.«
    Â»Ach, meint ihr wirklich?«
    Â»Meinen wir«, sagte ich.
    Â»Na ja, du wirst schon irgendwann den Richtigen finden«, sagte meine Mutter tröstend. Wobei ich das deutliche Gefühl hatte, dass sie eigentlich nicht mich trösten wollte, sondern sich selbst.
    Â»Werde ich«, versicherte ich ihr. »Du kannst ganz ruhig bleiben. Ich arbeite schon dran.«
    Â»Was?«, rief meine Mutter

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