My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
trat Moritz also unter dem Tisch vors Schienbein und zischte ihm zu: »Du hältst jetzt besser mal den Mund, klar? Dann sehe ich auch zu, dass du dir die neuen Folgen von âºPrison Breakâ¹ angucken kannst. Gibt es nämlich als DVD, und du weiÃt ja, wer einen PC mit einem echt groÃen Bildschirm hat...«
»Was erzählst du deinem Bruder da?«, fragte mein Vater argwöhnisch.
»Lass Moritz aus dem Spiel!«, warnte meine Mutter. »Der ist noch zu klein für solche Sachen!«
»Bin ich nicht!«, beschwerte sich Moritz augenblicklich. »Ich bin überhaupt nicht zu klein, für gar nichts! Und auÃerdem weià ich was, was ihr nicht wisst!«, setzte er dann unerwartet hinzu und guckte äuÃerst zufrieden in die Runde.
Ich fürchtete schon das Schlimmste. Wahrscheinlich würde er gleich mit irgendeiner Geschichte rausrücken, die meinen Kinobesuch mit Alex endgültig in irgendeine ferne Zukunft katapultierte, in der ich längst zu Hause ausgezogen war und keine Erlaubnis mehr für gar nichts brauchte. Nur dass ich dann auch nicht mehr mit Alex ins Kino musste!
Aber mein kleiner Bruder war tatsächlich noch für Ãberraschungen gut, die jenseits meiner Vorstellungskraft lagen.
»Ich kenne nämlich Alex«, platzte er jetzt raus. »Und der ist voll okay. Der hat mir mal meinen Ball wiedergegeben, als ihn mir so andere weggenommen haben. Und ich weià sogar, wo er wohnt!«, trumpfte er zu allem Ãberfluss noch auf. »In so einem groÃen Haus, wo lauter total reiche Leute in der Gegend wohnen, mit Chauffeur und Gärtner und allem! Total reich! Und seine Eltern sind auch total reich, aber ist ja klar, sonst würden sie da ja auch nicht wohnen! Jedenfalls«, setzte er dann abschlieÃend mit wichtiger Miene hinzu, »ich glaube, ihr müsst euch da keine Sorgen machen, wenn Lulu mit ihm ins Kino will. Der ist voll in Ordnung, der tut ihr nichts oder so.«
Moritz zwinkerte mir zu, als hätte er bei Hendrik einen Kurs in »ausdrucksvollem Augenzucken« belegt. Aber ich war ihm trotzdem irgendwie dankbar und zuckte zurück.
»Na ja«, meinte meine Mutter, »wenn das so ist...«
»Es ist so«, bestätigte Moritz.
»Und in was für einen Film wollt ihr?«, fragte mein Vater.
»So ein Naturfilm«, sagte ich. »Alex will nämlich später mal Forscher werden oder so was.«
»Aber ich fahr dich hin!«, erklärte mein Vater. »Und ich hole dich auch wieder ab!«
»Das ist Lulu garantiert recht«, sagte Moritz, der kleine Schleimer. »Da braucht sie auch nicht zu laufen oder so.«
»Ist mir recht«, sagte ich.
Und dann drehte ich eine Runde mit Tutnix, und Tutnix machte zwei oder drei kleine Kläffer platt, während ich schön gemütlich auf einer Parkbank saÃ, mir die Sonne ins Gesicht scheinen lieà und so vor mich hin träumte. Wobei mein Traum sich ziemlich schnell auf einen Kinobesuch mit einem Typen konzentrierte, der nichts weiter anhatte als eine grellgrüne Unterhose. Mir irgendwelchen Kackopos oder Kommandowarans drauf. Nein, stimmt gar nicht. Mit stinknormalen, pinkfarbenen Krokodilen! Weshalb ich dann Tutnix auch von seinem letzten Opfer zurückpfiff und wir ziemlich guter Dinge wieder zu Hause ankamen. Wo mir nur leider drei Dinge die gute Laune ziemlich schnell wieder verdarben:
1. Mir fiel wieder ein, dass ich nicht mit pinkfarbenen Krokodilen ins Kino ging, sondern eben mit Kackopos und Kommandowarans.
2. Mein kleiner, schlauer Bruder erinnerte mich daran, dass ich von dem Taschengeld, das längst ausgegeben war, umgehend die letzte Staffel von »Prison Break« kaufen musste.
3. Mein alter Vater verlangte allen Ernstes, dass ich für den Kinobesuch mit Günther Jauchs unehelichem Sohn eine Jacke über mein neues Top ziehen sollte.
»Nimm am besten deinen Anorak mit«, sagte er. »Wer weiÃ, wie kalt es heute Abend wird.«
»Klar«, sagte ich. »Und ich zieh auch meine Skisocken an, zufrieden?«
Aber dann ging mir auf, dass sich der Streit ohnehin nicht lohnte. Ich wollte ja nur mit einem zukünftigen Tierforscher weg. Dessen Traum vom Glück es anscheinend war, von Kopf bis Fuà mit Mückenmitteln eingerieben, in irgendeinem Sumpfloch zu stecken und darauf zu warten, dass ein Kommandokackopo ihn besuchen würde. Wahrscheinlich konnte ich also auch im Schlafsack erscheinen und er
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