My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
hat. Jetzt kapiere ich auch, warum während unserer Unterhaltung niemand ins Klo spaziert ist. Eigentlich merkwürdig. Normalerweise macht Isa mich gern vor Publikum fertig, weil ihr das mehr Spaà bringt.
Während ich an Katharina vorbeigehe, klopfe ich mir auf die Schulter. Nele, du kleine graue Maus, das hast du wirklich mal gut hingekriegt. Dann renne ich hinüber zum Pausenkiosk, aber wir haben zu viel Zeit vertrödelt, er ist schon geschlossen. Jetzt muss ich mit knurrendem Magen die restlichen Schulstunden absitzen.
Schon in der nächsten Stunde, in Deutsch bei Frau Fuhrmann, kriege ich ein Briefchen von Isa. Ix ist mindestens genauso neugierig wie ich. Ich falte es leise auf. »Mamma Mia, West Side Story und Cabaret« steht da, sonst nichts. Kein »Hi Nele« oder so was.
Ich würde den Zettel am liebsten zusammenknüllen und in den Mülleimer schnipsen, aber ich habe keine Lust, auch in Deutsch an die Tafel gerufen zu werden.
Weil Ix mich mit einem bettelnden Hundeblick anschaut, schiebe ich ihm den Zettel hin und beobachte, wie er ihn
liest, stutzt, noch einmal liest und mich dann fragend anschaut.
»Das sind Musicals!«, flüstere ich ihm zu.
Und plötzlich wird mir klar, was Isa da eigentlich von mir will: Sie erwartet, dass ich für sie die Ideenlieferantin spiele!
Klar kenne ich alle drei Musicals, aber es ist schon länger her, dass ich sie mir auf DVD angesehen habe. SchlieÃlich kann ich Musicals immer nur heimlich anschauen, sprich wenn Mama auÃer Haus ist. Anhören kann ich sie natürlich öfter.
Eigentlich muss ich von Isa noch wissen, an welche Songs oder Tanznummern genau sie gedacht hat. Oder wir treffen uns einfach, und ich lasse mir erst mal zeigen, was sie überhaupt so draufhat.
Im Sportunterricht ist mir jedenfalls nicht aufgefallen, dass Isa tänzerisch begabt wäre. Bei den Schwebebalkenübungen fällt sie ständig vom Balken und am Barren hängt sie wie ein Mehlsack.
Nach der Stunde will Ix wissen, was die ganze Geheimniskrämerei zu bedeuten hat. Als ich ihm erzähle, dass ich Isas »Chance« nutzen werde, ist er sofort Feuer und Flamme. »Da braucht ihr doch sicher jemanden, der sich um die Musik kümmert, oder?«
Isa stöÃt zu uns. Sie schenkt Ix ein strahlendes Lächeln, bei meinem Anblick fällt es ihr aber sofort wieder aus dem Gesicht. »Wann gehtâs los?«, fragt sie, als wäre ich ihre Sklavin, die sich für ihre Herrin allzeit bereithalten muss.
»Die Frage ist doch vielmehr, wo treffen wir uns?«
»In der Musicalschule, ist doch klar, oder?« Isa schaut von mir zu Ix und wieder zu mir.
»Das geht auf keinen Fall, tagsüber sind alle Räume belegt! Bei dir zu Hause?«, schlage ich vor.
»Da ist kein Platz«, kommt es wie aus der Pistole geschossen.
»Bei mir auch nicht!«, gebe ich zurück, froh, dass diese Hürde schon mal genommen ist. Das fehlte gerade noch, dass Isa und Mama sich kennenlernen.
Ix wirft sich in die Brust. »Ich weià ja nicht so genau, wofür ihr den Platz braucht, aber ich könnte euch unseren Probenkeller zur Verfügung stellen.«
Den kenne ich, denn das ist der Raum neben Ixâ Zimmer. Er hat viel zu niedrige Decken und einen ekelhaft harten Betonboden, auf dem ein grauer Nadelfilzteppich zur Schalldämmung verlegt ist. AuÃerdem ist der Raum mit Instrumenten vollgestopft. Gerade als ich laut protestieren will, tritt mir Ix sanft auf den FuÃ, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken.
»Du hast einen Probenkeller?« Isa schaut Ix bewundernd an. »Toll!«
Ix wird leicht rosa unter diesem Blick und ich fühle so ein merkwürdiges Ziehen im Bauch. Wieso wird Ix so rosa, wenn Isa ihn anschaut?
»Ãh, ich habâne Band!« Ix betrachtet seine schwarzweià karierten Vans, als stünde dort etwas Lebenswichtiges.
»âne Band!«, kreischt Isa.
Mir klingen die Ohren noch von ihrem Gekreisch, da plappert sie schon munter weiter. »Sag mal, wohnt dein Bruder eigentlich auch noch daheim?«
Ix wird wieder normal. »Hm, leider, dabei wärâs mir manchmal lieber, er hätte seine eigene Bude.« Er räuspert sich. »Okay Mädels, dann seh ich euch heute Nachmittag bei mir. Nele, du weiÃt ja, wo das ist.«
Mit diesen Worten dreht er sich um und geht einfach weg. Ohne mich! Dabei radeln wir sonst zusammen nach Hause.
Ich erkläre Isa, wo
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