My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
die Seite stupsen, als ihm einfällt, dass ich überall blaue Flecken habe. Er wird wieder ernst.
»Ich fände es besser, wenn du morgen nicht antreten würdest«, meint er besorgt.
Der Bus kommt, so dass ich etwas Zeit habe, mir eine Antwort zu überlegen.
Um diese Uhrzeit finden wir einen bequemen Platz.
»Ix, ich werde nicht aufgeben.«
»Aber nach allem, was ich eben gesehen habe, ist es doch vorprogrammiert, dass du scheitern wirst.«
»Dein Vertrauen in mich ist ja überwältigend.«
Seine Augen fressen mich beinahe. »Ich will doch nur dein Bestes.«
»Du redest wie meine Mutter.«
»Ich kannâs mir einfach nicht vorstellen.«
»Warum nicht? Wegen dem Gips? Oder weil die arme kleine Nele nie irgendwas schafft?«
Ix haut auf die Lehne vom Vordersitz. »Warum sind Mädchen so anstrengend! Ich kapierâs nicht. Ja, Nele Wagner, du hast einen Gips, was soll das also?«
»Ich will nicht, dass Isa gewinnt.«
»Vergiss Isa doch einfach!« Er hat den Anstand, hellrosa zu werden.
»Hm. Ich muss aussteigen, danke, dass du mitgekommen bist.« Als ich aufstehe, merke ich, wie weich meine Knie sind, ich bin soo müde, soo müde.
»Soll ich mitkommen?«, fragt Ix, als hätte er etwas gemerkt. Aber er soll nichts weiter merken, sonst hält er mir noch einen Vortrag übers Aufgeben.
»Nein, ich muss jetzt sofort ins Bett.«
Ich schleppe mich zum Ausgang. Winke ihm, als der Bus weiterfährt. Plötzlich ist mir so, als würde mein Leben in
dem Bus davonfahren. Unsinn, du musst bloà schlafen, beruhige ich mich, und der Gedanke, im Bett zu liegen und dann an Ix zu denken, wie er mir die Schuhe ausgezogen hat, ist wundervoll. Ich beeile mich, in die Wohnung zu kommen. Mama ist nicht da, auch kein Zettel.
Ich suche nach einer Plastiktüte, die ich über den Gips stülpen kann, dusche und falle ins Bett wie ein Stein. Ich schaffe es nicht mal mehr, der armen Sonny eine Mail zu schreiben.
Als ich endlich liege und an Ix denken will, fallen mir sofort die Augen zu.
25. Thereâs no business like showbusiness (Annie get your gun)
A m nächsten Morgen werde ich unsanft wach gerüttelt.
Mama steht neben meinem Bett. Ihre Augen funkeln wütend. »Nele, kannst du mir das erklären? Ich habe gerade mit Marion telefoniert. Wie kommst du zu dem Schlüssel für die Musicalschule?«
»Au!« Meine blauen Flecken protestieren.
Mama lässt mich sofort los. »Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun, aber du sagst mir jetzt sofort, was das zu bedeuten hat!«
»Kann ich nicht erst frühstücken?« Ich muss Zeit gewinnen.
Mamas Augen erdolchen mich. Und weil sie heute ihr schwarzes Kostüm angezogen hat, sieht sie schrecklich furchteinflöÃend aus.
Ich setze mich im Bett auf und lege den Gipsarm auf die Decke, vielleicht stimmt der sie ja etwas milder.
»Ich höre, junges Fräulein!« Sie streicht die Haare hinter ihre Ohren und wartet, die Arme vor der Brust verschränkt, auf meine Antwort. Zu dem Kostüm trägt sie eine weiÃe Bluse. Sie sieht aus, als wollte sie zu einer Beerdigung, aber dann fällt mir siedend heià ein, dass dies ihr »seriöses« Outfit als Mitglied der Jury ist. Und die Jury trifft sich heute. Heute muss ich auch vor ihr tanzen.
Mir fällt keine Lüge ein, die das mit dem Schlüssel erklären könnte, also sage ich ihr die Wahrheit, versuche zu erklären, wie ich mich von Isa habe erpressen lassen, und selbst in meinen Ohren klingt das alles ziemlich irre. Ich glaube, jetzt hätte Isa keine Chance mehr, mich mit was auch immer dranzukriegen.
»Diese Geschichte muss ich erst mal verdauen! Du hast mir also den Schlüssel geklaut und dann, als ich dachte, ich hätte ihn verloren, auch noch die Frechheit besessen, mir zu suggerieren, ich wäre alt und schusslig geworden! Und als ich dich neulich abends nach dem Schlüssel gefragt habe, hast du behauptet, Marion hat ihn dir gegeben! Du hast mich die ganze Zeit angelogen!«
»Nicht die ganze Zeit!«
»Erspar uns doch diese blöden Bemerkungen. Und was soll überhaupt diese Aussage, das alles wäre nur passiert, weil ich in der Starlight-Stage-Schule geputzt habe? Das ist doch Schwachsinn, alles nur Ausreden. Du wirst bis auf Weiteres in deinem Zimmer bleiben, damit du genügend Zeit hast, über dein unmögliches Benehmen nachzudenken!
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