My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
wir, bis Leo sein Rad abgesperrt hat.
»Nele, ich bin echt stolz auf dich!«, sagt Leo.
Ix verzieht das Gesicht, als hätte er etwas Saures im Mund, und beäugt Leo wie einen höchst lästigen Parasiten. Leo bemerkt das und verbeiÃt sich ein Grinsen.
»Ich geh schon mal vor, die Lage peilen, wir sind ziemlich früh dran heute Abend.« Leo hält mir auffordernd die offene Hand hin. Ich gebe ihm den Schlüsselbund und er stürmt, den Schlüsselbund schwingend, los.
»Wer ist dieser Kerl eigentlich?«, fragt Ix.
»Ein Freund. Aber nicht mein Freund.«
Ix schaut skeptisch.
»Leo will nichts von mir. Er ist in jemand ganz anderen verliebt«, erkläre ich, und das ist ja nicht gelogen. Dass Leo schwul ist, braucht Ix ja nicht zu wissen, und ich halte mein Versprechen Leo gegenüber, es niemandem auf die Nase zu binden.
Ixâ Augen leuchten kurz auf, dann tut er so, als wäre ihm das völlig gleichgültig.
Aber das Aufleuchten hat in meinem Bauch etwas ausgelöst, das sich anfühlt wie tanzende Seifenblasen, die eine nach der anderen sanft zerplatzen und dabei meinen Innenbauch kitzeln.
Leo ruft uns rein, die Höhle des Löwen ist leer. Während wir die Treppen hochgehen, schüttelt Ix immer wieder den Kopf über mich. Er kann sich partout nicht vorstellen, dass es möglich ist, mit dem Gips zu tanzen.
Zuallererst lege ich meine Anmeldung in den Postkorb in Marions Büro, dann gehe ich mich umziehen.
Ix hilft mir wie gestern im Krankenhaus beim An- und Ausziehen. Ganz nah ist er mir da. Wie lecker seine Haare nach Zimt duften, überhaupt riecht er so, dass ich ihm noch näher sein möchte. Als er die Knöpfe meiner Jeans aufmacht, komme ich ins Straucheln und muss mich mit der rechten Hand an seiner Schulter festhalten. Unsere Wangen berühren sich, er wird rosa und schaut verlegen auf den Boden.
Wieder platzen Hunderte glückliche Seifenblasen in meinem Bauch. Was für ein himmlisches Gefühl, fast als würde ich selbst schweben.
Leo wartet schon ungeduldig auf uns. Alles dauert ihm zu
lange. Ich habe Probleme damit, meine Spitzenschuhe anzuziehen, kriege die Bänder nicht stramm genug über den Knöchel und schaffe es auch nicht, einen Knoten zu machen und ihn unter den Bändern zu verstecken. Da setzt er sich vor mich und macht es kurzerhand für mich.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Ix misstrauisch zuschaut.
Leo bemerkt das, dreht sich um und geht direkt auf ihn zu. »Was hast du eigentlich für ein Problem?«
Ix wird rosa. »Ihr spinnt doch alle beide! Spitzenschuhe bei den Blutergüssen!«
Leo zuckt mit den Achseln, geht wieder zu mir und reicht mir die Hand, damit ich leichter aufstehen kann. »Das verstehst du nicht, thatâs Showbusiness.«
Und dann kennt Leo kein Erbarmen. Wir üben den langsamen Anfang von »I sing the body electric«.
Von wegen Schweben! Meine blauen Flecken schmerzen bei jedem Schritt, springen kann ich überhaupt nicht, das Landen auf dem Boden tut so weh, dass ich nach Luft schnappen muss, um den Schmerz zu verdauen. AuÃerdem fällt es mir entsetzlich schwer, die langsamen Positionen zu halten. Pirouetten kann ich gar nicht, da komme ich sofort ins Wackeln und falle um, weil ich mit dem Gipsarm das Gleichgewicht nicht halten kann.
»Hey, Nele, könntest du nicht eine Gewichtmanschette über den anderen Arm ziehen, dann hast du an beiden das gleiche Gewicht?«, schlägt Ix vor.
Leo schüttelt den Kopf. »Auf keinen Fall. Es sind keinerlei wie auch immer geartete Requisiten zugelassen, da muss Nele durch.«
Ix presst die Lippen so fest zusammen, dass die geschwungenen Linien seines Mundes zum Lineal werden.
Ich versuche und versuche und versuche. Schweià läuft mir in Strömen über den Körper, aber ich kann die geprellten Körperteile einfach nicht unter meine Kontrolle zwingen, der Schmerz ist gröÃer.
»So hat das wenig Sinn!«, muss schlieÃlich auch Leo feststellen.
»Nele ist eine steile Treppe runtergefallen, und zwar erst gestern! Was habt ihr erwartet?«, stellt Ix trocken fest.
Er kommt zu mir und bringt mir mein Handtuch und die Wasserflasche. In meinem Kopf blitzt das Bild auf, wie er Isa eilfertig die Trinkflasche gereicht und mich völlig ignoriert hat. Das war gestern, ermahne ich mich!
Wir setzen uns auf den Boden. Ich muss mich an der Stange festhalten, um überhaupt
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