My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
sie, wenn sie meinen Namen hören. »Ja, wie der Mond. Meine Mutter mag ihn, also hat sie mir den Namen gegeben.«
Und jetzt?
Keiner von uns scheint zu wissen, wie das Gespräch weitergehen soll, denn Thomas räuspert sich lediglich und blickt verlegen auf seine Turnschuhe. Ich schaue kurz zum Ausgang und sehe einen blonden Jungen an der offen stehenden Ladentür vorbeihuschen.
Moment mal, ist das nicht? Doch, das ist er!
»âtschuldigung, muss los«, rufe ich Thomas zu und renne aus der Buchhandlung. Ich muss ihn einholen!
Thomas ruft mir noch etwas hinterher, doch das höre ich nicht mehr. Während ich die Anmeldung zu dem Wettbewerb umklammere, als sei sie ein Rettungsanker, stürme ich auf den Gehweg. Einige Leute gucken mich erstaunt an, aber ich habe nur Augen für Mark. Oder den Jungen, den ich für Mark halte. Nach einer Weile entdecke ich den Haarschopf inmitten der Menschenmenge. Er bewegt sich ziemlich zügig auf die nächste StraÃenecke zu. Wenn ich ihn jetzt aus den Augen verliere, habe ich meine zweite Chance vertan.
Ich renne also los.
Sport war noch nie mein Lieblingsfach, im Sprint bin ich mehr als lausig. AuÃerdem ist das hier kein Lauf auf gerader Strecke, sondern ein regelrechter Hindernislauf. Einige Leute springen mir schimpfend aus dem Weg, andere zwingen mich dazu, zur Seite auszuweichen. SchlieÃlich stoÃe ich mit einer älteren Dame zusammen. »Pass doch auf, wo du hinläufst!«, kreischt sie, als hätte ich versucht, ihr die Handtasche zu stehlen.
»âtschuldigung«, keuche ich, ignoriere den feindseligen Blick, den sie mir zuwirft, und laufe dann weiter.
Doch der Blondschopf ist verschwunden. Mist! Ich laufe trotzdem noch ein Stück weiter, jetzt aber langsamer, denn ich will nicht noch einmal einen Zusammenstoà riskieren.
Aber der Junge taucht nicht wieder auf. Vielleicht ist er in einen der Läden gegangen oder in einem Hauseingang verschwunden. Wenn ich nur wüsste, in welchem! Während die Leute an mir vorbeidrängen, bleibe ich stehen und suche die Fassaden ab. Aber hinter keinem der Fenster sehe ich ihn. Und er kommt auch nicht wieder aus irgendeiner Tür.
Meine Chance ist wohl futsch, davongeflogen wie ein Schmetterling im Wind.
Mit hängenden Schultern kehre ich zur U-Bahn zurück.
In meiner Hand halte ich immer noch die Teilnahmekarte. Ein bisschen ramponiert ist sie, aber wenn ich sie in ein dickes Buch packe, sieht sie sicher so gut wie neu aus.
Wahrscheinlich denkt dieser Thomas jetzt von mir, dass ichâne Schraube locker habe. Aber das kann mir egal sein. Weil er im Laden aushilft, heiÃt es noch lange nicht, dass ich ihm noch einmal begegne. Vielleicht vergisst er mein Gesicht auch schnell wieder. Und wenn ich doch zum Endausscheid hinmuss, kann ich ihm ja erklären, was los war - wenn er sich noch an den Vorfall erinnert.
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Als ich wieder nach Hause komme, sitzt Mama auf dem Sofa und hat zu meiner groÃen Ãberraschung ihre Stricknadeln wieder hervorgeholt. Das, was zwischen ihnen baumelt, sieht aus wie ein Schal. Ich weià gar nicht, wie lange sie schon nicht mehr gestrickt hat. Mehr als ein Jahr ist es bestimmt her.
»Hey, wie war es in der Stadt?«, fragt sie, als ich mich zu ihr setze.
»Ganz gut«, antworte ich und beschlieÃe, erst einmal nichts von meinem Sprint durch die Stadt zu erzählen. »Stell dir vor, ich habe eine Ausschreibung zu einem Wettbewerb gesehen, eine Buchhandlung hat junge Mangazeichner aufgerufen, sich zu melden.«
»Na das wäre doch was für dich!«, platzt es aus Mama heraus. Für solche Sachen ist sie immer zu haben. Natürlich kennt auch sie nur wenige meiner Entwürfe, aber sie weià von meiner Leidenschaft und meint auch immer, dass ich Talent habe.
Ich bin mir auch sicher, dass Bine und Nico mir die Daumen halten werden. Wenn ich ihnen von dem Wettbewerb erzähle, flippen sie aus!
»Ja, ich habe schon überlegt, ob ich mitmachen soll. Bald sind ja Ferien, und Bine und Nico sind unterwegs, da habe ich sowieso nichts anderes zu tun.« AuÃer nach Mark zu suchen. Soll ich ihr vielleicht doch davon erzählen?
Nein, ich beschlieÃe, lieber noch zu schweigen. Ich will nicht, dass Mama mir gleich alle Hoffnung raubt, indem sie sagt, dass Berlin doch so groà sei und meine Chance, ihn zufällig wiederzutreffen, gleich null ist.
»Ich muss dir übrigens was beichten«, sagt
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