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My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark

Titel: My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Mama, und jetzt weiß ich auch, warum sie zum Strickzeug gegriffen hat. Das macht sie nicht nur, wenn sie ein neues Kleidungsstück haben will, sondern auch dann, wenn sie über etwas nachdenken muss oder vor einer Entscheidung steht. Beim letzten Mal, als sie sich entscheiden musste, ob sie die Weiterbildung machen soll oder nicht, ist ein ganzer Pullover dabei rausgekommen.
    Ich weiß nicht, wie sie das Maschenorakel befragt, aber ich stelle mir vor, dass sie es wie mit einem Gänseblümchen macht, dem man ein Blatt nach dem anderen ausreißt und dabei fragt: Mach ich’s, mach ich’s nicht? Masche links - ja, Masche rechts - nein …
    Mama ist wohl gerade bei der »Ja, ich mach’s«-Masche angekommen. Da bin ich mal gespannt.
    Â»Willst du mir beichten, dass du neuerdings stricksüchtig bist?«, frage ich scherzhaft zurück und deute auf die Maschen. »Ich könnte ein paar neue Armstulpen in Pink gebrauchen.« Pinkfarbene Wolle hat sie nicht auf den Nadeln, aber ich habe den Wunsch eh nur so dahergesagt.
    Mama lacht kurz auf und strahlt dann auf eine ganz besondere Art und Weise, die ich schon seit einiger Zeit nicht mehr bei ihr gesehen habe. Ha, erwischt! Sie ist verliebt!
    Â»Nein, es ist nicht das Stricken, aber gut, dass du mir das
mit den Armstulpen sagst, du bekommst ja bald deine Belohnung fürs Zeugnis.« Sie macht eine kurze Pause und sieht mich prüfend an. Will sie wissen, ob ich das, was sie zu sagen hat, verkraften werde? Aber klar doch! Wenn es das ist, was ich vermute, kann es mich nicht schocken.
    Â»Ich habe einen Mann kennengelernt«, bestätigt sie schließlich meinen Verdacht.
    Â»Aha«, antworte ich, wie es für mich typisch ist. »Und wie ist er so?« Und vor allem, wie heißt er? Es wäre extrem schlimm, wenn ich ihn schon kennen würde, dann hätte ich nämlich genug Material, um Vorurteile daraus zu stricken wie Mama ihren Schal. Oder was auch immer das werden soll.
    Â»Er scheint mir ganz nett zu sein, sonst hätte ich mich nicht mit ihm zum Essen verabredet.«
    Â»Und wer ist es?«
    Â»Das ist bislang noch mein kleines Geheimnis«, antwortet sie, doch so, wie ihre Augen leuchten, muss sie mindestens George Clooney abgeschleppt haben. Oder jemanden, der wie er ist, denn der olle Schorsch steht sicher nicht für deutsche Krankenschwestern zur Verfügung. Obwohl er gar nicht weiß, was ihm bei meiner tollen Mama entgeht.
    Ist es vielleicht der Arzt, den ich gesehen habe? Nee, der ist zu alt. Mama steht eher auf Männer in ihrem Alter.
    Â»Und wenn er dich gleich beim ersten Date entführt?«, gebe ich zurück, allerdings nicht ernst gemeint, denn die Wahrscheinlichkeit, in Pankow auf einen verrückten Entführer zu treffen, ist verschwindend gering. »Ich bin dann die Einzige, die weiß, mit wem du aus bist.«
    Mama lacht wieder. »Keine Sorge, er ist wirklich sehr nett. Den Namen sage ich dir, sobald ich mir sicher bin, dass es mehr als nur ein Abendessen wird. Bisher haben wir es doch immer so gehalten, oder?«

    Stimmt, so haben wir es gehalten. Allerdings ist es jetzt schon über ein Jahr her, dass sich Mama mit einem Mann verabredet hat. (Und der war ein ziemlicher Fehlgriff.) Sie sagt immer, dass ich ihr als Gesellschaft reichen würde, aber ich weiß, dass sie im Stillen nach jemandem sucht. Immer für alles allein zuständig zu sein, nervt bestimmt ziemlich. Und wenn er dann noch lieb zu ihr ist und sie noch mehr strahlen lässt als ohnehin schon - bitte schön!
    Hauptsache, es ist nicht einer meiner Lehrer!
    Die Gefahr ist allerdings gering, denn Mama kommt aufgrund ihrer vielen Arbeit nur selten dazu, zum Elternsprechtag zu gehen.
    Â»Und wann willst du dich mit ihm treffen?«
    Â»Morgen Abend. Vielleicht kannst du mir ja ein paar kleine Modetipps geben.«
    Ich werde ihr auf jeden Fall zu ihrem blauen Kostüm raten. Das ist sehr schick und steht ihr perfekt.
    Â»Klar, mache ich doch gern«, sage ich und kuschele mich dann an sie.
    Sie klappert weiter mit ihren Stricknadeln, und ich frage mich, wie ich mein Bild so gestalten kann, dass es beim Wettbewerb in die engere Auswahl kommt. Es wäre extrem cool, wenn ich meinen Manga veröffentlichen könnte. Vielleicht erkennt sich Mark auf der Zeichnung wieder und meldet sich bei mir. Ha, toller Gedanke! Aber leider unrealistisch, also versuche ich, ihn gleich wieder zu vergessen. Auch wenn

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