My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
Eltern zu verreisen.
Als wir mit dem Handy-Internet-Chat fertig sind, ist es schon Mittag. Nico hat jetzt wahrscheinlich rechteckige Augen und Bine muss auf den Chiemseedampfer zur Fraueninsel.
Und ich will endlich in die Stadt. Mama hat mir etwas zum Mittagessen dagelassen, doch das werde ich mir warm machen, wenn ich wieder zurück bin. Also Computer aus, Handy und Umschlag in die Tasche und los gehtâs!
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Die StraÃen in der Nähe der Buchhandlung sind gleichbleibend voll, nur dass jetzt noch mehr Touristen als sonst durch
die Gegend laufen. In den Tante-Emma-Laden hab ich mich noch nicht getraut, das mache ich auf dem Rückweg.
Aber was ist, wenn Mark in der Zwischenzeit vor der Tür steht und ich nicht da bin? Kurz steigt Panik in mir auf, dann beruhige ich mich damit, dass ich nicht die ganze Zeit zu Hause bleiben kann, nur weil ich hoffe, dass er auftaucht. Wenn er wirklich kommt und an einem Treffen mit mir interessiert ist, wird er hoffentlich eine Nachricht hinterlassen.
Vor der Buchhandlung stehen Tische mit Sonderangeboten und Postkarten und versperren den Blick in den Laden. Ob Thomas da ist? Vielleicht sollte ich den Brief ganz schnell der Verkäuferin, die hier drauÃen die Tische sortiert, in die Hand drücken und verschwinden, damit ich ihm nicht wieder über den Weg laufe. Aber ich will auch nicht, dass er mich dabei ertappt und denkt, ich würde vor ihm weglaufen â¦
Na gut, gehe ich eben rein.
Die Buchhandlung ist an diesem Nachmittag ziemlich voll. Lautes Sprachengewirr tönt durch den Raum, ich höre Englisch und Französisch, und dazwischen wabern noch andere Sprachfetzen, die mir unbekannt sind. Die meisten Leute kaufen Literatur über Berlin.
Ich recke den Hals, blicke mich um, kann Thomas aber nirgends entdecken. Prima! Erleichtert gehe ich zur Kasse. Es stand nirgendwo geschrieben, wo ich die Karte und die Zeichnung abgeben soll, aber sicher mache ich nichts falsch, wenn ich sie an der Kasse lasse. Leider haben sich an beiden Kassen lange Schlangen gebildet, sodass es eine Weile dauert, bis ich dran bin. Während ich mich langsam, aber sicher der Kasse nähere, entdecke ich ein paar neue Mangas im Regal. Vielleicht sollte ich nachher einen Blick darauf
werfen? Doch halt, nein, ich darf mich von den bunten und hübsch gezeichneten Covern nicht einlullen lassen. Jede Minute mehr in diesem Laden vergröÃert die Gefahr, auf Thomas zu treffen!
Als ich endlich dran bin und sage, dass ich meinen Wettbewerbsbeitrag abgeben möchte, sieht die Verkäuferin mich zunächst an, als hätte sie nicht richtig verstanden. Ist es möglich, dass sie heute eine Ãberdosis an Fremdsprache bekommen hat, sodass sie ihre Muttersprache nicht mehr versteht? Dann fällt ihr wohl wieder ein, welchen Wettbewerb ich meine. »Aber sicher, klar, gib her«, sagt sie und nimmt mir den Umschlag ab. Ich spüre, wie sich mein Magen ein wenig zusammenkrampft. Ich habe es getan! Ich habe tatsächlich meine Zeichnung abgegeben! Kaum zu glauben. Ist das Bild wirklich so gut, wie ich denke?
Ich habe es weder meiner Mutter noch meinen Freundinnen gezeigt. Also werden die ersten Augen, die es sehen und vor denen ich mich womöglich blamiere, fremde Augen sein. Das hat aber wenigstens einen Vorteil: Sollten sie das Bild blöd finden, werden sie mir das nicht wochenlang vorhalten und die Sache immer wieder neu aufwärmen, wie Bine und Nico das ganz sicher tun würden. Und dabei machen sie mir ja schon genug Stress mit Mark und Thomas!
Ich verabschiede mich von der Kassiererin und sehe mich kurz im Laden um. Bisher ist alles gut gegangen, Thomas ist nicht aufgetaucht. Anscheinend hat er heute frei. Als ich in Richtung Ausgang laufe, höre ich plötzlich hinter mir eine Stimme:
»Na, willst du wieder weglaufen?« Vor Schreck mache ich einen Schritt zurück, und ehe ich es verhindern kann, rempele ich die Person an und schlage ihr dabei beinahe einen Kaffeebecher aus der Hand.
»Ha-hallo Thomas!«
Er versucht, wieder Herr seines Bechers zu werden, kann aber nicht verhindern, dass ein paar Kaffeetropfen auf seinen Turnschuhen landen. Glücklicherweise sind die schon so verfleckt, dass kein groÃer Schaden entsteht.
»âtschuldige«, sage ich trotzdem und schlage mir die Hand vor den Mund.
»Ist schon okay, ich hätte dich nicht so von hinten ansprechen sollen.« Er lächelt mich an, als hätte er soeben ein
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