My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
sitzen lasse.
»Hier, in Berlin«, beantworte ich seine Frage, merke dann aber, dass sich das ziemlich dumm anhört. Es ist ja klar, dass ich aus Berlin bin, sonst würde ich ihm nicht ständig über den Weg laufen. »Ãhm, ich meine, in Pankow«, setze ich schnell hinzu. Wenn er es noch genauer rauskriegen will, muss er ja nur auf meine Wettbewerbsunterlagen schauen.
»Ich wohne hier in der Gegend«, entgegnet Thomas
auch nicht besonders originell, denn es ist ja anzunehmen, dass er in der Nähe der Buchhandlung seines Vaters wohnt und nicht am anderen Stadtende. »Du bist öfter hier, nicht wahr?«
Auch wieder so eine wahnsinnig kluge Frage. Aber was rege ich mich darüber auf, ich bin ja auch nicht besser! Thomas und ich würden sicher ein tolles Paar abgeben. Mr und Mrs Verklemmt. Tolle Aussichten!
»Beinahe jeden Tag, wenn ich nicht was anderes vorhabe«, antworte ich, und bevor Thomas noch mehr Fragen dieser Art stellen kann, erscheint der Kellner, um unsere Bestellung aufzunehmen. Wir haben noch gar nicht auf die Karte geschaut, aber mit einem Becher voll Stracciatella kann man wohl nichts falsch machen.
Der Kellner zieht seinen Scanner über die laminierte Karte, die er stets bei sich trägt, dann huscht er wieder davon.
»Du magst Stracciatella?«, fragt Thomas ein wenig verlegen.
Ich nicke. »Ja, und Himbeereis. Eigentlich mag ich alles aus Himbeeren. Jedenfalls das, was essbar ist.«
»Werde ich mir merken«, entgegnet Thomas und starrt nun angestrengt auf den leeren Aschenbecher vor ihm. Hat er etwa vor, eine zu rauchen? Dann ergreife ich wirklich die Flucht und habe sogar einen guten Grund dafür.
Nein, er greift nicht nach irgendwelchen Kippen. Er starrt weiter auf den Ascher, als stünden dort Fragen, die man einem Mädchen stellt, mit dem man das erste Mal ein Eis essen geht.
»Hast du eigentlich einen Freund?«, platzt es schlieÃlich aus ihm raus.
Oh Mann, habe ich es doch gewusst! Das ist bestimmt das
Einzige, was er wirklich wissen will. Himbeeren und Wohnorte sind ihm sicher egal.
Ich könnte jetzt »Ja« sagen und ihm von einem groÃen Typen aus der Zwölften vorschwärmen, der bald seinen Führerschein macht und zum Geburtstag ein eigenes Auto bekommen wird. Doch lügen kann ich nicht besonders gut, also lasse ich das.
»Nein, habe ich nicht.«
Da fängt er doch glattweg an zu strahlen! Seine Mundwinkel berühren beim Lächeln fast seine Ohren, was irgendwie witzig aussieht. Aber sofort sehe ich wieder das Lächeln von Mark vor mir und das war noch viel süÃer!
Jetzt fehlt es noch, dass er mich fragt, ob ich mit ihm gehen will! Er sieht mich jedenfalls an, als hätte er genau das vor.
Ah, der Kellner kommt mit den Eisbechern. Glück gehabt, jetzt muss er sich seine Frage für später aufheben.
Die Eisbecher sind wirklich ein Traum. Vielleicht sollte ich Bine und Nico mal dazu bringen, hier mehr als nur eine Eiswaffel zu kaufen.
Doch halt, dann besteht ja die Gefahr, Thomas über den Weg zu laufen. Von der Buchhandlung hat man einen guten Blick auf die Eisdiele, und ich könnte wetten, dass er gerade dann »zufällig« auftaucht, wenn ich mit meinen Freundinnen hier bin.
Ich habe sonst kein Problem, beim Essen zu reden, aber jetzt ist doch die ideale Gelegenheit, einen auf wohlerzogen zu machen und nichts zu sagen. Auch auf die Gefahr hin, dass mich Thomas für einen Gierschlund hält, der es nicht erwarten kann, den gesamten Eisbecher in sich hineinzuschaufeln. Ihm will ich ja auch nicht imponieren. Ich greife also nach meinem Löffel und fange an. Thomasâ Kinnlade
klappt ein bisschen runter, aber vielleicht hält ihn das ja davon ab, mir die gefürchtete Frage zu stellen.
Leider geht mein Plan aber nach hinten los. Nachdem er sich vom Schreck über meine Gierattacke erholt hat, fragt er weiter, will etwas über meine Schule und meine Freunde wissen, und natürlich meine Hobbys, denn er ist sich sicher, dass ich meine Zeit nicht nur mit Shoppen und Zeichnen verbringe. (Ha, und ob ich das tue!) Wir kommen irgendwann zu Musikgruppen, wobei sich herausstellt, dass er wie Bine auf die Boygroup steht, in der Antonio mitsingt *umfall*. Vielleicht ist Bine doch die bessere Freundin für ihn, überlege ich, aber mir schwirrt schon so sehr der Kopf, dass ich den Gedanken nicht mal zu Ende denken kann.
Ha, Thomas ist wirklich geschickt! Nach
Weitere Kostenlose Bücher