My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
kennengelernt hast?«
Das Lächeln meiner GroÃmutter wird breiter. »Dein GroÃvater war etwas ganz Besonderes, nicht zu vergleichen mit dem Schneidersohn. Ich habe mich nie gefragt, wie mein Leben ausgesehen hätte, wenn ich den Schneidersohn wirklich geheiratet hätte. Ich hatte deinen GroÃvater, und er war der beste Mann, den es gab.«
Soll das vielleicht heiÃen, dass ich Mark vergessen und lieber Thomas nehmen soll? Nein, ganz sicher nicht. Mark ist nicht nach Amerika ausgewandert, und Thomas ist auch nicht das, was mein GroÃvater für meine Oma war. Ich glaube nicht, dass Opa Oma gleich bei den ersten Treffen auf den Wecker gefallen ist.
Diese Geschichte kann mein Problem also nicht lösen.
»Es war Schicksal«, fügt sie hinzu, nachdem sie einen Schluck Muckefuck getrunken hat. »Wenn das Schicksal will, dass zwei Menschen zusammenkommen, sorgt es dafür, dass sie sich wiedertreffen.«
Aber was ist, wenn ich dann schon alt bin?
»Na ja, ich habe eine Annonce aufgegeben. Kann man das dem Schicksal zurechnen?«, frage ich und sehe Oma so breit grinsen, dass der Goldzahn in ihrer Prothese funkelt.
»Das Schicksal hat es gern, wenn man ihm ein paar Hilfestellungen gibt. Ich drücke dir die Daumen, dass dein Prinz sie auch sieht.«
Den ganzen Nachmittag verbringe ich bei Oma im Garten und zeichne. Eine der Rosen erhält die Ehre, auf meinem Bild verewigt zu werden. Wahrscheinlich wird sie morgen schon ihre Blätter verlieren, aber auf meinem Bild wird sie so lange blühen, wie das Papier durchhält.
Das Gespräch über die Männer scheint meine Oma beflügelt zu haben, denn sie singt zwischendurch immer wieder einen ihrer altmodischen Schlager. Gegen Abend verabschiede ich mich von ihr, allerdings nicht ohne ihr vorher noch mein Zeugnis zu zeigen, und bekomme zwei Zehner zugesteckt, von denen ich mir als Belohnung für das Zeugnis etwas kaufen soll. Ich verspreche Oma, während der Ferien öfter vorbeizuschauen - vielleicht bleibe ich ja mal eine ganze Woche bei ihr (Mama wird sich vielleicht darüber freuen, dann kann sie sich ein paar nette Tage mit ihrem Freund machen). Aber jetzt geht es erst einmal nach Hause.
In der Wohnung angekommen, schaue ich zuerst in den Briefkasten (nichts) und dann ins Computermailfach (auch nichts). Nicos Nickname Killercookie - nach einem albernen Computerspiel, in dem Kekse mit groÃen Zähnen hinter der Spielfigur hinterherrollen - ist auch nicht im Messenger-fenster zu sehen.
Aber das ist kein Wunder, sicher packen sie und ihre Eltern gerade ihre Koffer aus und versuchen, den Jetlag zu verdauen. (Wenn man den auf dem kurzen Flug nach Mallorca überhaupt kriegt...)
Ich habe eine Werbemail bekommen, die mich in irgendeine Disco einladen will, aber die wandert gleich in den Papierkorb. Danach schalte ich den Computer aus und setze mich aufs Bett. Ein Blick aufs Handy verrät mir, dass auch Bine nicht an mich denkt. Wahrscheinlich ist ihr Vater während
der Fahrt beim Im-Stau-Stehen völlig ausgeflippt und hat ihr Handyverbot erteilt. Es ist aber auch möglich, dass sie stundenlang durch Funklöcher fahren.
Wirklich bahnbrechende Dinge habe ich ihnen allerdings auch nicht zu berichten. Höchstens, dass mein Bild fertig ist und ich mir einen schönen Tag in Potsdam gemacht habe.
Ich glaube, ich gehe jetzt besser mal in die Küche, ehe ich wieder anfange, die Sache mit Mark in meinem Kopf kreisen zu lassen. Ich brauche dringend etwas zu trinken, und sicher würde sich Mama auch freuen, wenn ich Eierpfannkuchen zum Abendessen mache. Ich muss jetzt etwas zu tun haben, das mich vom Nachdenken abhält. Sonst werden meine Gedanken noch viel wirrer...
Freitag, 18. Juli
W er hat bestimmt, dass alles so furchtbar kompliziert sein muss?
Heute vor einer Woche habe ich Mark getroffen!
Klar, das klingt jetzt albern, immerhin können wir noch kein gemeinsames Jubiläum feiern. Aber ich hatte gedacht, dass ich ihn wenigstens ein bisschen vergessen könnte. Doch ich bin genauso durcheinander wie vorher. Sogar noch ein wenig mehr durcheinander.
Aber dagegen kann ich was tun! Zum Ersten muss ich heute mein Bild abgeben, zum Zweiten wäre es möglich, dass schon eine Nachricht beim Tante-Emma-Laden auf mich wartet. Ich jedenfalls wäre sofort hingefahren und hätte eine Nachricht hinterlassen, wenn ich Mark wäre.
Bevor ich losgehe, schalte ich noch mal das Handy
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