My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
und nach entlockt er mir alle wichtigen Informationen, ohne dass ich es verhindern kann. Und schlieÃlich bin ich so verwirrt, dass ich meine Vorsicht gänzlich fallen lasse und einen Fehler begehe. Den allerschlimmsten, den ich machen kann!
Hilfe!
Â
Ich kann es nicht fassen!
Noch immer völlig verwirrt von dem Gespräch mit Thomas, wanke ich zur U-Bahn. Irgendwie scheint das Eis in meinem Magen wieder zu einem Klumpen erstarrt zu sein, jedenfalls fühlt es sich schwer an.
Ich habe gerade etwas getan, das ich mir wahrscheinlich nie verzeihen werde. Nein, ich habe ihm nicht das Eis über die Jeans gekippt. Und ich habe mich auch nicht von ihm küssen lassen oder was Peinliches erzählt.
Es ist viel schlimmer!
ICH HABE IHM MEINE HANDYNUMMER GEGEBEN!
Das macht man doch eigentlich nur bei guten Freunden und Leuten, von denen man Hausaufgaben schnorren will. Aber ich habe es getan. Und damit sieht es ja so aus, als wollte ich was von ihm!
War irgendwas in dem Eis? Vielleicht hat mir Gianni Eierlikör in den Becher getan? Damit ich nicht mehr ganz so verkrampft dasitze. SchlieÃlich hat der Kellner die ganze Zeit zu uns rübergeschaut. Wahrscheinlich hat er sich gefragt, ob ich einen Besen verschluckt habe. Oder wann sich der Junge endlich traut, mich mit einem Kuss aufzutauen.
Ich hauche in meine Handfläche, kann aber keinen Alkohol riechen. Und meine Nase ist fein, was das betrifft. Wenn die Jungs aus der Zwölften mal wieder Bier mit in die Schule nehmen und in der Pause heimlich runterkippen, rieche ich das auf beinahe hundert Meter (na ja, fast). Besser kann nur die Nase eines Suchhundes sein.
Nein, es ist wirklich nicht der Alkohol, der mich dazu gebracht hat, Thomas mehr zu erzählen, als ich eigentlich wollte. Vielleicht ist mein Unterbewusstsein ja schon auf der Suche nach einem Ersatz für meinen unerreichbaren Prinzen. Ãhnlich wie es bei Oma, dem Schneiderjungen und Opa war.
Das Eis drückt noch immer, wahrscheinlich werde ich mir einen Tee kochen müssen, wenn ich zu Hause bin. (Hilfe, seit wann denke ich denn freiwillig daran, mir Tee zu kochen! Womöglich noch Kamille, den ich sowieso nicht ausstehen kann.)
Ich gehe zur U-Bahn-Station, an der es jetzt vor Leuten nur so wimmelt. Irgendwie bin ich aber froh darüber, denn wenn es so voll ist, kümmert sich bestimmt niemand um mein sicher etwas grünlich angelaufenes Gesicht.
Meine Linie kommt erst in ein paar Minuten, also halte
ich Ausschau nach einem Platz, auf den ich mich setzen oder wo ich mich zumindest anlehnen kann.
Aber auf einmal sind all meine Beschwerden verflogen.
Sehe ich richtig? Der Junge, der neben dem Fahrplan steht, sieht aus wie Mark. Jedenfalls von hinten. Gleicher Haarschnitt und ähnliche Klamotten. Weder ein Zug noch ein anderer Hinderungsgrund ist da, um ihn nicht anzusprechen. Plötzlich klopft mir das Herz bis zum Hals. Die Handynummer, das offenbar schlechte Eis, alles ist vergessen.
Soll ich ihn ansprechen oder nicht? Ich spiele einen Moment lang nervös am Saum meines Shirts. Wenn er es nun doof findet, dass ich ihn anquatsche? Wenn er sich nicht mehr an mich erinnert? Immerhin waren es ja nur wenige Sekunden, die wir uns gesehen haben.
Nimm dich zusammen, Luna, ermahne ich mich. Wenn du es jetzt nicht tust, kannst du es gleich vergessen und mit Thomas Eis essen gehen.
Ich gebe mir einen Ruck und gehe zu ihm hin. Noch immer sehe ich ihn nur von hinten, doch ich könnte schwören, dass es genau derselbe Körperbau ist. Der Klamottenstil stimmt und auch die Haare.
»Hey du!«, rufe ich und tippe ihm auf die Schulter. Mein Puls ist jetzt auf hundertachtzig. Er lässt das Buch sinken, dreht sich um und â¦
Oh nein! Er ist es nicht!
Obwohl er von hinten genauso aussieht wie Mark, ist er es nicht. Es ist ein anderes Gesicht und vollkommen andere Augen, die mich erstaunt ansehen.
»Ja, was gibtâs?«, fragt er und mustert mich von Kopf bis FuÃ. Wahrscheinlich fragt er sich jetzt, wer die Irre ist, die ihm einfach so in die Schulter pikt.
»Ãhm... oh... ich meine...« Das Blut schieÃt mir in die
Wangen. Sicher bin ich jetzt so rot wie die Coladose in meiner Hand.
Der Junge zieht die Augenbrauen hoch, und als wäre das eine bedrohliche Geste, ziehe ich mich langsam zurück.
»âtschuldigung, hab dich verwechselt.« Ich lächle ihn an, doch er schüttelt nur den Kopf und blickt wieder auf sein Buch. Zum
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