Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
denselben Weg zurückgehen möchte, kann seine Schuhe an einem der Erfrischungsstände deponieren. Wer sie lieber mitnimmt, sollte sie aus Respekt in einer Tasche oder Tüte verschwinden lassen.
Wie Mandalay entstanden ist
Der Weg zum Gipfel des heiligen Bergs führt an zwei religiösen Skulpturen vorbei, die in engem Zusammenhang mit der mythischen Entstehungsgeschichte von Mandalay stehen. Mit ausgestreckter Hand deutet der Shweyataw-Buddha in Richtung des Königspalastes, der früher das Stadtzentrum bildete. Diese Geste geht auf eine Prophezeiung Buddhas zurück: Bei seinem Besuch in Begleitung des Mönchs Ananda (kniende Statue) hatte er vorausgesagt, dass 2400 Jahre später am Fuße dieses Hügels eine große Stadt entstehen würde. Nach westlichem Kalender wäre das 1857 gewesen und damit genau der Zeitpunkt, zu dem König Mindon den Umzug von Amarapura nach Mandalay angeordnet hatte ... Kurz vor dem Gipfel gelangt man zu einer bunt bemalten Frauen-Skulptur, die Buddha ihre beiden Brüste überreicht. Der Legende nach war die Dämonin Sanda Moke Kit von seiner Prophezeiung so angetan, dass sie sich – weil sie sonst nichts weiter besaß – ihre Brust abschnitt und dem Erleuchteten schenkte. Als Dank soll er ihr die Wiedergeburt als Gründer und König dieser Stadt versprochen haben.
Aus 236 m Höhe eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Stadt und ihre Umgebung .
Insgesamt führen drei überdachte, miteinander verzweigte Treppenaufgänge im Zickzack durch das Grün des Hügels nach oben. Sie sind von kleineren Tempelanlagen, Hallen und Plattformen mit Erfrischungsständen, Andenken-Buden und Holzschnitzereien unterbrochen. Wer sich die Mühe macht, die Stufen zu zählen, wird überrascht sein: Statt der in den meisten Reiseführern und Reiseberichten angegebenen 1729 Stufen sind es – gezählt am Hauptaufgang – lediglich 934 Stufen, die auf den Berg von Mandalay führen!
Fast überall laden flankierende, steinerne Sitzbänke zu Verschnaufpausen ein. Auf halber Höhe liegt der erste größere Schrein, der drei Knochen von Buddha enthalten soll. Sie gehören zu den wenigen überresten des Erleuchteten, denen eine besonders hohe Authentizität zugeschrieben wird. 1908 waren sie bei Ausgrabungsarbeiten eines zerstörten, aus dem 11. Jh. stammenden Tempels im pakistanischen Peshawar gefunden worden. Die britische Kolonialverwaltung übergab sie im originalen Reliquienbehälter an die
Burmese Buddhist
Society, weil die Region inzwischen muslimisch geworden war.
Nach rund zwei Dritteln des Aufstiegs ist der stehende Shweyataw-Buddha erreicht, der mit ausgestreckter Hand auf das Palastgelände zeigt. Das einst von König Mindon in Auftrag gegebene Original ist 1882 verbrannt und wurde von dem buddhistischen Einsiedler
U Kanthi
rekonstruiert. Wie auch die bunt bemalte Frauen-Skulptur kurz unterhalb des Gipfels, steht diese Skulptur in engem Zusammenhang mit der Legende zur Stadtgründung. Bis 1990 endete hier der Aufstieg, alle weiteren Anlagen wurden später ergänzt. In der Nähe erinnert ein marmornes Mahnmal mit der Inschrift „For all Japanese, Myanmars and English victims of the war, we pray for their souls to rest in peace here forever“ daran, dass der Mandalay Hill 1945 erbittert umkämpft gewesen ist. Hier hatte sich die britische Artillerie verschanzt, um den Königspalast zu beschießen.
Seit 1993 führt auch eine asphaltierte Straße zum Gipfel, auf der sich Ausländer in Sammeltaxis für 1000 Kyat nach oben bringen lassen können. An ihrem Ende wartet ein Lift und eine imposante Rolltreppen-Anlage, mit der die Plattform für größere Menschenmassen, aber auch alte und behinderte Besucher zugänglich geworden ist. Hier sind meist 500 Kyat an Fotogebühren zu entrichten.
Pagoden, Klöster und Kirchen
Kyauktawgyi-Pagode
Hier wird im Oktober Mandalays populärstes, eine Woche lang dauerndes Fest veranstaltet. In der Nähe des Südeingangs zum Mandalay Hill erhebt sich die Kyauktawgyi-Pagode, die als viertwichtigstes Heiligtum der Stadt zwischen 1853 und 1878 erbaut worden ist. Wäre nicht die Palastrevolte dazwischengekommen, wäre sie genauso aufwendig wie die gleichnamige Pagode in Amarapura gestaltet worden, die wiederum dem Ananda-Tempel von Bagan nachempfunden wurde. Aber immerhin enthält sie ebenfalls eine riesige, aus einem einzigen Marmorblock gemeißelte, sitzende Buddhastatue.
Der Marmorblock aus den Steinbrüchen des rund 60 km nördlich gelegenen Sagyin soll mit seinen 800 t
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