Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
und Saphire des Landes aus der Erde gegraben.
7 HIGHLIGHT
Amarapura
Obwohl vom einstigen Palastbereich nur wenig erhalten ist, lohnt sich allein schon wegen der 1,2 km langen, hölzernen U Bein-Brücke ein Besuch der 11 km südlich von Mandalay liegenden Stadt Amarapura. Aus Gründen der Abgrenzung wird die ehemalige, auch bequem mit Fahrrädern zu erreichende Hauptstadt, die sich als Zentrum der Seiden- und Baumwollweberei etabliert hat, auch oft nur Taungmyo (Südliche Stadt) genannt, während die Bewohner Amarapuras das nahe Mandalay als Myaukmyo (Nördliche Stadt) bezeichnen. In vielen Gärten hängen eingefärbte Baumwollfäden zum Trocknen, während aus den Häusern das monotone Klappern der traditionellen Holzwebstühle zu vernehmen ist. Unter anderem werden hier die schönsten Festtags-Longyis des Landes gefertigt, die über der Brust zusammengeknotet oder wie eine Schleppe getragen werden. Doch auch viele Handwerksbetriebe des Bronzegusses, der Holzschnitz- und Steinmetz-Kunst sind hier angesiedelt. Überhaupt erinnert hier noch so mancher Straßenzug daran, wie es einst in Mandalay ausgesehen haben muss.
Außerdem bekannt ist die Stadt für ihr Nat-Fest im August: Eine Woche nach Ende des Nat-Festes von Taungbyone (s. Kasten S. 384 ) strömen Scharen von Gläubigen zum Irinaku-Fest (oder: Yadanagu-Fest), das am östlichen Teil der Hauptstraße stattfindet. Es erinnert an die Mutter der Taungbyone-Brüder, die Popa Maedaw (s. S. 302 , Mt. Popa). Für seine wilden Auswüchse bekannt, zählt es für die Anhänger des Nat-Kultes zu den Höhepunkten des Jahres.
Obwohl der aus dem Sanskrit stammende Name Amarapura „Stadt der Unsterblichkeit“ bedeutet, waren die Zeiten als Hauptstadt nicht von langer Dauer. Kurz nach seiner Thronbesteigung 1782 machte König Bodawpaya Amarapura zur Hauptstadt, um einen neuen Anfang zu machen. Schließlich hatte er zum Beginn seiner Herrschaft zahlreiche Rivalen und deren Familien umbringen lassen. Doch schon 40 Jahre später verlegte Bagyidaw den Regierungssitz wieder zurück nach Inwa. 1841 wurde Amarapura noch einmal Hauptstadt, bevor König Mindon mit seiner Residenz 1857 nach Mandalay umzog, was insgesamt drei Jahre in Anspruch nahm.
Palastruinen
Vom einst quadratischen Palast Amarapuras sind nur steinerne Überreste des alten Wachtturms, der Registratur, des Schatzhauses und der vier Pagoden erhalten, die einst die Ecken der von zwölf Toren unterbrochenen Stadtmauer markiert haben. König Mindon hatte den aus Teakholz erbauten Palast mit in seine neue Hauptstadt Mandalay genommen. Die Briten indes nutzten die zurückgebliebenen Ziegel und Steine als Baumaterialien für Straßen und die Eisenbahnlinie. Innerhalb der Umfriedung liegen die Grabstätten der Könige Bagyidaw und Bodawpaya.
U Bein-Brücke
Seit der sich südlich der alten Königsstadt Amarapura erstreckende Taungthaman-See durch einen Damm aufgestaut wird, kann er das ganze Jahr über Wasser führen. Die beste Tageszeit, ihn über die längste Teakholzbrücke der Welt zuüberqueren, ist kurz vor Sonnenuntergang oder (noch besser) morgens zwischen 7 und 9 Uhr. Denn dann sind die Touristenmassen noch nicht eingetroffen und die Einheimischen in Scharen unterwegs, während die Lichtverhältnisse für besonders stimmungsvolle Impressionen sorgen. Unaufhörlich strömen die Menschen über die Brücke: Mönche in orangefarbenen Roben, Mädchen auf Fahrrädern (obwohl das Befahren der Brücke verboten ist) oder Frauen mit Kopflasten. Doch der Weg wird auch von vielen Bettlern, Invaliden und Lepra-Kranken gesäumt, so dass es sich empfiehlt, viele kleine Geldscheine mitzunehmen.
Zwischen 1849 und 1851 unter der Regentschaft von König Pagan – dem Bruder Mindons und einem der grausamsten Herrscher der Konbaung-Dynastie – errichtet, trägt die 1,2 km lange Brücke den Namen des Bürgermeisters, der damals für die Stadt Amarapura zuständig gewesen ist. Als Baumaterial diente das zurückgelassene Teakholz alter Residenzen aus Inwa und Sagaing. Von den rund 1000 Stämmen, die die zerbrechlich wirkende Brücke tragen, wurden schon einige durch Beton-Pfeiler ersetzt. Von der einstigen Vergoldung indes ist überhaupt nichts mehr zu erkennen.
Immer wieder laden Sitzbänke und Schatten spendende Pavillons zum Verweilen ein, von denen sich in aller Ruhe die Schwärme von Enten beobachten lassen, die sich auf dem See tummeln, oder die Fischer, die gekonnt und schwungvoll ihre Netze auswerfen bzw. mit ihren Angeln
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