Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
dünne Humusschicht wird vom Regen weggespült.
Birmas Reichtum sind die Wälder. Forstwirtschaftliche Produkte machen etwa ein Zehntel des Außenhandels aus. Bevölkerungszunahme und wachsender Wohlstand lassen den Eigenbedarf an Holz rapide anwachsen. Folge davon ist die großflächige Abholzung wertvollen Baumbestandes. Jährlich verringert sich die Waldfläche nach einem Bericht der Welternährungsorganisation (FAO) von 1997 um etwa 1,4 %. Zwar gibt es vonseiten der Regierung einige Bemühungen, diesen Trend umzukehren. So verbot sie 1993 den privaten Holzeinschlag und übergab das Monopol der staatlichen Myanmar Timber Enterprise (MTE). Zudem wurden die ausgewiesenen Flächen für Forst-Plantagen nach Regierungsangaben auf über 9000 km 2 ausgeweitet.
Nachhaltige Forstwirtschaft
Im Jahr 1856 übernahm der deutsche Botaniker Dr. Dietrich Brandis (1824–1907) im Auftrag des Generalgouverneurs von Britisch-Indien die Leitung der Forstverwaltung der Provinz Pegu (heute Bago). Angesichts des drohenden Raubbaus, wie er in Amerika und Indien geschah, suchte er die Forstwirtschaft nachhaltig zu gestalten und entwickelte das nach ihm benannte
Brandis Selection System
, heute
Myanmar Selection System (MSS)
genannt. Vorbild war die traditionelle Wanderfeldbaumethode
(taungya)
der Kayin (Karen), die im gerodeten Feld parallel neben Teak-Bäumen Nahrungsmittel wie Gemüse und Reis pflanzten. Wenn die Kayin in ein anderes Gebiet weiterzogen, wurde der Prozess wiederholt, während das vorher genutzte Gebiet sich regenerieren konnte. Brandis, der als Begründer der tropischen Forstwirtschaft gilt, systematisierte diese Praxis und legte einen Fällzyklus von 30 Jahren in einem aus mehreren
blocks
bestehenden Gebiet fest. Dabei waren Größe und Umfang der zum Fällen bestimmten Bäume exakt vorgeschrieben. Bei trockenem Untergrund musste der Umfang mindestens 63 cm betragen, bei feuchtem 73 cm. Zur Gewinnung von Samen für spätere Pflanzungen suchte man geeignete Bäume aus und ließ sie stehen. Kranke und das Wachstum anderer störende Bäume waren zu entfernen. Zudem wurde die Einschlagmenge nach der sogenannten Brandis-Formel exakt festgelegt. Als wichtiges Prinzip galt auch, die „Bewohner der Wälder und die Bevölkerung in deren Umgebung zu Verbündeten zu machen”, wie Brandis nicht müde wurde zu betonen. Das System wurde über viele Jahrzehnte erfolgreich praktiziert und ist noch heute Vorbild für die tropische Forstwirtschaft.
Aber es dauert normalerweise drei Jahrzehnte, bis die Bäume eine entsprechende Größe erreicht haben. Mangelnde Kontrollmechanismen, Korruption und Habgier machen viele Bemühungen zunichte. Illegale Einschläge im großen Stil sind an der Tagesordnung. Daran beteiligt sind auch die devisenhungrigen Armeen der Minderheiten, die vor allem im Shan- und Kayin-Staat den Wald rapide schwinden lassen. Ein Großteilder Hölzer wird ins benachbarte Thailand geschmuggelt. Die massive Abholzung hat irreversible Schäden für die Böden zur Folge, denn durch das Fehlen der Bäume mindert sich ihre Fähigkeit zur Aufnahme der heftigen Regenfälle während des Monsuns. Die Gefahr von Erosion und Überschwemmungen nimmt zu.
Der hohe Profit durch den Verkauf seltener Tiere bietet angesichts der Armut in der Landbevölkerung eine lukrative Einkommensquelle. Für Bärentatzen, Rhinozeroshorn, Tigerkrallen oder Elefantenpenisse werden insbesondere in Ostasien Unsummen bezahlt. Eine international gut organisierte Mafia kontrolliert den Handel. Angesichts fehlenden Unrechtsbewusstsein, mangelnder Kontrollen und Bestechlichkeit lässt sich die Wilderei kaum unterbinden. Immerhin hat das Land 1997 die internationale UN-Konvention über den Handel bedrohter Tier- und Pflanzenarten, CITES
(Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Flora and Fauna)
, unterzeichnet.
Schließlich machen auch die wirtschaftlichen Entwicklungen vor Birma nicht Halt. Es zeichnet sich eine zwar langsame, aber doch stetig zunehmende Industrialisierung ab, die mit einem wachsenden Bevölkerungsdruck auf die Städte einhergeht. Dort sind die negativen Begleiterscheinungen wie Müllberge, ungeklärte Abwässer etc. besonders deutlich zu sehen.
Fisherman’s Friend – bald für immer abgetaucht?
Welche Schreibweise ist denn nun richtig: Irawadi-Delphin, Irrawadi-Delphin oder gar Irrawaddy Dolphin? Eigentlich müsste er ja eher Ayeyarwady-Delfin heißen, aber er wird auch Mekong-Delfin, Snubfin Dolphin oder
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