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Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer

Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer

Titel: Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Markand
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Orcaella brevirostris genannt. Das könnten dann schon mehr Bezeichnungen sein, als es von dieser Spezies bald noch Vertreter geben wird! Denn die graublauen, bis zu 2,75 m langen Säugetiere, die den Namen des mächtigsten Flusses von Birma in alle Welt getragen haben, scheinen vor dem Aussterben zu stehen – ganz besonders in diesem Land: Auf dem 550 km langen Flussabschnitt zwischen Mandalay/Mingun und Bahmo waren nach Angaben von Brian Smith, einem namhaften Forscher der New Yorker
Wildlife Conservation Society (WCS)
, im Dezember 2004 nur 72 Delphine gezählt worden. Früher hatten sie den Ayeyarwady gleich an mehreren Stellen bevölkert – und das zu Tausenden. Zum ersten Mal erwähnt worden waren die Tiere in chinesischen Schriften aus dem 1. Jt. v. Chr. – und zwar als „Fluss-Schweine”.
    Spärlicher Nachwuchs
    Die meisten Wissenschaftler zählen den putzigen Fluss-Flipper zur Familie der Delphine, einige aber auch zu den Gründelwalen
(Monodontidae)
, da sie große Ähnlichkeit mit Beluga- und indischen Schweinswalen haben. Der Irrawady-Delphin besitzt einen stumpf abgerundeten, melonenförmigen Kopf und im Gegensatz zu seinen sehr viel bekannteren Artgenossen aus dem Meer keine lange Schnauze. Erst im Alter zwischen sieben und neun Jahren werden die Tiere geschlechtsreif und können – nach zehn bis 14 Monaten Tragzeit – auch nur alle zwei bis drei Jahre gebären. Mit vier bis sechs Jahren gelten sie als ausgewachsen und können zwischen 90 und 150 kg wiegen, während ihre Lebenserwartung auf 30 Jahre geschätzt wird.
    Es gibt Irrawady-Delphine, die in den (sub) tropischen, flachen Küstengewässern des Indischen und Pazifischen Ozeans leben – vor Südostasien, Indonesien, Nord-Australien oder Papua-Neuguinea. Einige Populationen jedoch verbringen – wie die in Birma – ihr ganzes Leben bis zu 1300 km von der Küste entfernt im Süßwasser. Sie sind genetisch isoliert und weltweit vom Aussterben bedroht! Deshalb wurde den Flusssäugern im Oktober 2004 von der Konferenz der
Convention on International Trade in Endangered Species
(CITES) in Bangkok die allerhöchste Stufe der Schutzwürdigkeit verliehen.
    Verlust des Lebensraums
    Außer im Ayeyarwady finden sich die Delphine auch im laotisch-kambodschanischen Grenzgebiet des Mekongs, wo es mit rund 150 Tieren noch eine der letzten, größeren Populationen gibt. Dezimiert wird ihr Bestand durch zufälliges Verfangen in Fischernetzen, Dynamit- und Elektrofischerei sowie den fortschreitenden Verlust ihrer Lebensräume aufgrund von Umweltverschmutzung und menschlichen Störungen, wie sie nicht zuletzt vom Tourismus verursacht werden können. Im Ayeyarwady wird den Tieren – so der birmanische Delphin-Spezialist U Phone Thant – vor allem durch zu dick verknotete Fischernetze, das Quecksilber der Goldsucher und Motorenlärm zugesetzt.
    Mit einer Geschwindigkeit bis zu 40 Stundenkilometer sind die Irrawady-Delphine relativ langsame Schwimmer. Sie tauchen flach und können bis zu zwölf Minuten unter Wasser bleiben. Meist sind sie in Gruppen bis zu sechs, gelegentlich auch bis zu 15 Tieren unterwegs. Nur selten zeigen sie sich an der Wasseroberfläche – strecken aber manchmal ihren Kopf heraus, als wenn sie sich draußen umsehen wollten. Dabei können die Fluss-Säuger gezielt Wasser nach vorn spritzen, indem sie ihre Lippen spitzen. Zudem sind sie in der Lage, flache Horizontalsprünge zu vollführen. Süßwasser-Delphine ernähren sich von Krebstieren und Fischen, die sie sogar schwarmweise in Flachwasserzonen treiben, um sie besser fangen zu können.
    Anekdoten und Legenden
    Die Fluss-Säuger gelten als scheu, sensibel und intelligent. Da nur zwei Halswirbel verwachsen sind, verfügen sie über eine ungewöhnlich gute Beweglichkeit des Kopfes. Sicherlich ranken sich auch deshalb so viele Anekdoten und Legenden um diese Großfische, weil sie die Mimik ihres Gesichts – wie der Beluga – verändern können. Zudem gilt der Fluss-Delphin in mehreren Ländern Südostasiens als heiliges Tier: Versehentlich in Netzen gefangene Exemplare werden möglichst schnell befreit, tote Tiere manchmal mit religiösen Zeremonien eingeäschert. Einige der Fluss-Delphine im Ayeyarwady helfen Fischern sogar dabei, die Beute einzukreisen und sie ins Netz zu treiben. Dabei scheint „Fisherman’s Friend“ sogar zu versuchen, durch schlagende Flossen mit den Menschen zu kommunizieren. Das ist kein Fischermanns-Garn: Dieses Phänomen ist von Biologen schon mehrfach

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