Mylady Adelshochzeit 01
aufgetaucht.“
„Ja, es wird einen Skandal geben. Aber meinetwegen, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Es wird meinen Eltern das Herz brechen“, erklärte Emily.
„Ach, so schlimm kann es doch nicht sein“, sagte Helen tröstend. „Weiß mein Schwager davon?“ Und als keine Antwort kam, fragte sie behutsam: „Hängt es irgendwie mit ihm zusammen?“
Emily nickte kaum merklich.
„Komm, nun erzähl mir das Ganze von Anfang an“, bat Helen sanft.
Emily löste sich aus dem Arm der Freundin, setzte sich aufrecht hin und atmete tief ein, um sich das Geschehen von der Seele zu reden.
„Ah, wir sind also nur zu dritt zum Dinner …“
Die vor Sarkasmus triefende Stimme ließ Helen und Emily gleichzeitig herumfahren.
Auf der Schwelle standen zwei hochgewachsene Herren in tadelloser Abendkleidung, von denen der eine aussah, als ob er gleich wieder kehrtmachen wollte. Die Brauen ironisch hebend schaute Mark erst seinen Bruder, dann Emily an.
Jason zuckte angesichts der stummen Anschuldigung nur ratlos die Achseln, in seinen Augen jedoch stand an seine Gattin gerichtet eine belustigte Frage und nicht wenig Bewunderung.
Helen schenkte ihm ein Willkommenslächeln, wurde jedoch ernst, als Emily hastig aufsprang.
„Ich muss gehen, Helen. Ich wollte nicht lästig fallen, es tut mir leid“, flüsterte sie tief errötend. Ihr war Marks Haltung keineswegs entgangen. Er glaubte offensichtlich, dass Helen und sie dieses Zusammentreffen ausgeheckt und seinen Bruder als Werkzeug benutzt hatten, um ihn herzulocken. Wahrscheinlich denkt er, ich hätte es mir anders überlegt und wäre verzweifelt genug, mich so weit zu erniedrigen, dass ich ihn in die Ehefalle locke.
Eben noch hatte sie auf Helens Rat gehofft, dabei wusste sie doch, wie der lauten würde: Vernunft walten zu lassen und Mark Hunter zu heiraten, wenn er sie denn nähme. Doch angesichts seiner Arroganz und Verachtung verflüchtigte sich ihre Vernunft, und sie kochte vor Wut. Fast wäre ihr herausgerutscht, dass sie, hätte sie von seinem Besuch auch nur etwas geahnt, um den Grosvenor Square einen weiten Bogen geschlagen hätte. Aber nein, sie würde sich nicht zu solch kleinlicher Stichelei herablassen. Den Kopf hoch erhobenen, schritt sie ruhig zur Tür.
„Lassen Sie sich den Abend nicht verderben, Sir, ich verabschiede mich“, sagte sie mit kühler Höflichkeit.
„Bitte gehen Sie nicht meinetwegen“, sagte Mark und trat über die Schwelle.
Er kam direkt auf sie zu, und da sie ihm aus Trotz nicht ausweichen wollte, blieb sie zwei Schritte vor ihm stehen.
Mit einem weiteren Schritt stand Mark auf Armeslänge vor ihr. Stolz reckte Emily das Kinn und schaute auf in Marks markantes Gesicht. Warum ist er nur so verheerend attraktiv? fragte sie sich wütend, als sie erneut seine starke Anziehung spürte. Selbst in diesem Augenblick, da zwischen ihnen vor Streitlust förmlich Funken sprühten, sehnte sie sich nach seinem Trost und seiner Kraft. Doch sie unterdrückte all diese Empfindungen und nahm kühl und unpersönlich ihre Handschuhe auf, um anzudeuten, dass er sie aufhalte. Ein leises Geräusch ließ sie den Kopf wenden. Die Tür schloss sich gerade hinter dem diskret verschwindenden Ehepaar Hunter.
„Bitte lassen Sie mich vorbei“, verlangte sie, „es ist Zeit fürs Dinner.“
„Weswegen Sie doch gewiss hier sind.“
Gereizt wies sie ihn auf seinen Irrtum hin. „Dafür bin ich wohl kaum gekleidet, wie Sie sehen“, erwiderte sie steif und deutete auf ihr Ausgehkostüm.
Mark musterte ihre Aufmachung ausführlich. „Für mich sehen Sie sehr gut aus“, sagte er mit belegter Stimme.
„Das beweist, wie wenig sie von Frauen verstehen!“
„Wie wahr!“, konterte er und lachte trocken auf.
Emily fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen, sich seines Blickes sehr bewusst. Da sie seine überwältigende Nähe fürchtete, zog sie sich einen Schritt zurück. „Auch wenn Sie glauben, ich wäre nicht zufällig hier“, platzte sie heraus, „es ist trotzdem so. Ich wollte mit Helen sprechen. Die beiden haben mich nicht eingeladen, und sie stecken auch nicht mit mir unter einer Decke, um Sie, Mr. Hunter, einzufangen. Sie sind beide nicht an dieser peinlichen Situation schuld.“
„Ich finde es nicht peinlich; ich frage mich nur, warum Sie Ihren Besuch auf eine so späte Stunde legten.“
Unerschrocken schaute sie auf in seine Augen. „Eine dringende Angelegenheit.“
„Die mich betrifft?“
Emily spürte, wie ihr das Blut in
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