Mylady Adelshochzeit 01
deren Hand fest auf seinem Arm ruhte, war Emily ebenfalls bekannt. Es war in der guten Gesellschaft ein offenes Geheimnis, dass Barbara Emerson Mark Hunters Mätresse war.
„Ah, Mr. Hunter ist mit seiner chère amie unterwegs“, flüsterte Sarah.
„Ich glaube, es ist mehr als das“, erwiderte Emily. „Man geht wohl davon aus, dass er Mrs. Emerson heiraten wird. Ich nehme an, sie betrachtet sich inoffiziell als seine Verlobte.“
„Woher stammt das Gerücht denn?“, fragte Sarah. „Bis er es bestätigt, können wir anderen jedenfalls noch hoffen. Himmel, er sieht aber auch gut aus!“, hauchte sie. „Ich könnte niedersinken.“
Emily hob ob der überschwänglichen Äußerung kritisch die Brauen; sie mochte Mark Hunter nicht, und das war Sarah sehr wohl bekannt. „Schön ist, wer schön handelt …“, murmelte sie, während sie das bewunderte Objekt unauffällig musterte. Unbestreitbar war Mark Hunter ein sehr ansehnlicher Gentleman, doch Emily hatte Grund zu der Annahme, dass er gemein und herzlos war. Hatte er nicht in der Vergangenheit Tarquin wegen eines geschuldeten Betrages ins Schuldgefängnis gebracht? Seltsamerweise betrachtete ihr Bruder ihn trotz dieses Verrats immer noch als seinen Freund, und wenn Emily ihn darauf ansprach, pflegte er nur zu sagen, dass Mark kein übler Bursche sei.
Emily überlegte, ob sie es wagen sollte, Mr. Hunter wegen Tarquin anzusprechen. Vielleicht wusste er wirklich, ob ihr Bruder sich zu irgendeinem der unter jungen Herren beliebten Orte wie Brighton oder Newmarket begeben hatte. Vielleicht sollte sie die Gelegenheit nutzen, da sie sich nun einmal ergab.
Währenddessen war das Pärchen schon auf ihrer Höhe; Mark verlangsamte den Schritt und neigte grüßend das Haupt. „Miss Beaumont … Miss Harper.“
Scheu lächelnd erwiderte Sarah den Gruß und knickste leicht. Emily nickte nur knapp und murmelte seinen Namen. Er betrachtet sie unverwandt, und sie begegnete kühn seinem Blick. Seine Augen waren von ungewöhnlichem Blau, sie schimmerten beinahe wie die wunderbar changierende pfauenblaue Seide, die sie eben noch in Madam Jouberts Schaufenster bewundert hatte.
Ungeachtet ihrer kühlen Haltung lächelte Mark sie an, und tief in seinen Augen blitzte ein Funke Humor auf. Natürlich war ihm klar, dass sie ihn nicht mochte, immerhin hatte sie es ihm schon offen gesagt, und Emily hoffte, ihm war ebenso klar, dass sie im Gegensatz zu ihrer betörten Freundin seinem guten Aussehen und dem Charme, den er versprühte, leicht widerstehen konnte.
Irritiert, weil ihr Geliebter seine Aufmerksamkeit nicht ihr selbst, sondern Miss Emily Beaumont schenkte, äußerte Mrs. Emerson: „Ich habe Sie eine ganze Weile nicht gesehen, Miss Harper. Wie geht es Ihrer Mutter? Als wir uns zuletzt trafen, litt sie unter Rheumatismus.“
„Es geht ihr besser, danke der Nachfrage, Madam. Es war das kalte Wetter.“
Barbara Emerson murmelte ein paar passende Worte und wandte sich dann Emily zu. „Wie gut Sie aussehen, Miss Beaumont! Ihre Familie ist hoffentlich bei bester Gesundheit?“
Emily bestätigte das. Sie lächelte die elegante Dame flüchtig an. Mrs. Emerson durfte kaum zwei Jahre älter sein als sie selbst, dennoch haftete ihr das Flair müheloser Weltgewandtheit an, mit dem verglichen Emily sich unbeholfen wie ein Schulmädchen vorkam.
Schon mit neunzehn hatte Barbara einen reichen älteren Herrn geheiratet, der wenige Jahre danach starb und ihr sein gesamtes Vermögen hinterließ. Nun war sie die Geliebte und zukünftige Gattin eines der begehrtesten Junggesellen des ton . Großzügig gestand Emily der Dame zu, dass sie sich ihre überlegene Haltung wohl verdient hatte.
Als Barbara bemerkte, dass ihr Bemühen, Mark von Miss Beaumont abzulenken, gescheitert war, drängte sie ihn sanft, die Schwelle des Modesalons zu überschreiten, indem sie unauffällig, aber nachdrücklich seinen Unterarm drückte. Doch Mark entzog sich höflich, doch geschickt den fordernden Fingern seiner Begleiterin, die daraufhin, ärgerlich errötend, herumwirbelte und angelegentlich die Auslagen des Schaufensters betrachtete. Sarah gesellte sich ihr zu und deutete auf einige Stoffe, deren Farben ihr besonders zusagten.
„Ist Ihr Bruder zu Hause, Miss Beaumont?“, fragte Mark.
„Nein, er musste heute Morgen zurück zur Schule.“
Mark lächelte schief. „Ich meinte Ihren älteren Bruder“, erklärte er.
„Ah, ich dachte, Sie meinten Robert, denn ich nahm an, Ihnen wäre bekannt, wo
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