MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01
eingeschlafen und wachte erschrocken auf, als Bennett die Pferde abrupt zügelte „Was ist los?“, rief er.
„Miss Cartwrights Kutsche ist umgekippt“, rief Bennett zurück und kletterte vom Bock, um nachzusehen, was geschehen war.
Wie der Blitz war Roland aus der Kutsche gesprungen, stürmte an Bennett vorbei und schaute in die umgestürzte Chaise. Als er darin lediglich Charlottes Hut vorfand, der ziemlich zerdrückt aussah, griff er sich ans Herz. War sie aus der Kutsche geschleudert worden und lag nun bewusstlos, verletzt, vielleicht sogar tot unter der Chaise? Außer sich vor Sorge versuchte er, das Gefährt zu bewegen, doch es war zu schwer.
„Da sind sie!“, rief Bennett unverhofft.
Roland schaute auf und sah Charlotte und Talbot, offensichtlich unverletzt. „Gott sei Dank!“, stieß er aus und ging zu den beiden, die er zuvor nicht bemerkt hatte, weil er sofort ins Innere der Kutsche geschaut hatte. Unwillkürlich packte er Charlotte bei den Armen und musterte sie prüfend. Ihr Gesicht war schmutzverschmiert, und das Haar fiel ihr offen über die Schultern. Sanft strich er es zurück. „Sind Sie in Ordnung?“
„Nur ein paar Schrammen, nichts weiter. Talbot hat sich den Arm verletzt.“
„Es ist nicht der Rede wert, Mylord“, wehrte der Mann ab. „Ich kann bei Ihrem Kutscher auf dem Bock sitzen, wenn Sie so freundlich wären, sich um Miss Cartwright zu kümmern.“
„Es ist mir ein Vergnügen.“ Er geleitete Charlotte zu seiner Chaise. „Sie können mir unterwegs erzählen, was geschehen ist. Wir werden am nächsten Gasthof halten und jemanden schicken, der Ihre Kutsche holt. Die Pferde binden wir hinten an.“
Sie kletterte hinein und sank in die Polster, bemüht, den Riss in ihrem Rock vor ihm zu verbergen. Dabei fragte sie sich, ob es wohl ihr Schicksal war, stets von ihm gerettet zu werden. Die Mühe des Frühaufstehens hätte sie sich getrost sparen können, hätte nicht mit hohem Tempo fahren müssen, denn er hatte sie trotzdem eingeholt, und nun musste sie obendrein auch noch stundenlang neben ihm sitzen und ihren Dank ausdrücken.
„Vielen Dank, Mylord“, sagte sie, als er sich neben sie setzte und Bennett bedeutete, er könne losfahren.
„Was ist denn passiert?“
„Wir sind wohl in ein Schlagloch geraten, die Kutsche hat geschlingert und ist umgekippt.“
„Sie müssen in hohem Tempo gefahren sein“, bemerkte Roland.
„Ich hatte es eilig, die Fabrik zu erreichen. Und sagen Sie es ja nicht.“
„Was soll ich nicht sagen?“, fragte er mit einem Lächeln, ihre nächsten Worte bereits ahnend.
„Eile mit Weile. Das weiß ich. Dieser Unfall wirft mich um Stunden zurück.“
„Nein, ich werde Sie zur Weberei bringen. Aber zuerst sollten Sie zu Hause die Kleider wechseln. Wenn man Sie in diesem Aufzug sieht, werden Sie Ihre Autorität einbüßen.“
Sie wusste, dass er recht hatte, doch dadurch stand sie nur noch tiefer in seiner Schuld. „Aber meine Kutsche …“
„Ich glaube nicht, dass man sie so schnell reparieren kann. Ein Kutschenbauer wird sie sich sorgfältig ansehen müssen. Ich kenne einen guten Mann in Shrewsbury, der Reparaturen ausführt, und werde gern alles Nötige für Sie veranlassen, sobald ich Sie nach Hause gebracht habe.“
„Sie müssen sich keine Umstände machen, Mylord. Das kann ich gut selbst erledigen.“
„Hat Ihnen noch niemand gesagt, dass es unhöflich ist, eine hilfreiche Hand auszuschlagen?“
„Ich wollte nicht unhöflich sein.“
„Nein, es liegt daran, dass Sie verflixt noch mal glauben, sich bloß auf sich allein verlassen zu können. Warum sind Sie so? Wovor haben Sie Angst? Liegt es an mir, oder sind Sie bei anderen auch so?“
Ihr fiel es schwer, die Frage zu beantworten. „Ich habe keine Angst vor Ihnen, Mylord. Warum auch?“
„Es gibt keinen Grund“, sagte er. „Doch Sie können offensichtlich nicht einmal das kleinste Hilfsangebot ohne Widerspruch annehmen. Ich tue nur das, was jeder Gentleman unter den gegebenen Umständen getan hätte.“
„Aber Sie sind nicht irgendein Gentleman, Mylord. Sie sind der Besitzer von Amerleigh, mein Nachbar und mein Erzfeind.“
„Das liegt einzig daran, dass Sie es so haben wollen. Es könnte anders sein. Ich würde es begrüßen, wenn wir Freunde wären.“
„Freunde?“, fragte sie, bemüht, ihn nicht sehen zu lassen, dass ihre Hände zitterten und ihr Gesicht glühte. Sie hatte nicht einmal einen Hut, unter dessen Rand sie sich verstecken konnte.
„Warum
Weitere Kostenlose Bücher