MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
Antworten geben. Sie musste einen guten Grund haben, um ihre Identität geheim zu halten.
Die Frage blieb allerdings, was für ein Grund das war. Er hielt sie nicht für eine Kurtisane oder für eine gelangweilte verheiratete Frau, die nach Abwechslung suchte. Nichts an ihren Worten oder ihrem Verhalten ließ ihn schließen, dass sie ihre Beziehung vertiefen wollte, die einzig und allein auf ihren Gesprächen beruhte.
Und genau aus diesem Grund genoss er sie. Jenny besaß einen wachen Verstand und war gebildeter als die meisten Frauen seiner Bekanntschaft. Dabei unterhielten sie sich genauso angeregt über Politik und Wirtschaft wie auch das Wohlergehen der Arbeiter im Königreich. Sicher besaß sie nicht die gleichen Kenntnisse wie er auf diesen Gebieten, aber sie wusste genug, um mit ihm Schritt halten zu können. Und wenn sie etwas nicht wusste, fragte sie voller Lerneifer.
All das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass sie etwas verbarg. Nur eine Frau mit einem Makel in ihrer Vergangenheit würde sich hinter einem Schleier verstecken. Edward fragte sich, ob sie einem Mann entfliehen wollte. Er nahm an, sie war eine Weile nicht mehr in London gewesen und wollte sich nun vor den Augen der neugierigen Gesellschaft verbergen.
Doch wie lange konnte eine junge, unverheiratete Dame unbemerkt bleiben? Nach ihrer modischen, teuren Kleidung, dem guten Pferd und dem Reitknecht zu schließen, musste sie von Stand sein. Sie hatte einmal eine Tante und eine Cousine erwähnt, was bedeutete, dass sie Verwandte hier in London besaß. Besuchte sie denn niemals mit diesen Verwandten eine Gesellschaft? Er selbst ging nicht oft aus, doch oft genug, um die Gesichter zu erkennen, die immer wieder dort auftauchten – und die Stimmen.
Zwar mochte er nicht in der Lage sein, Jennys Gesicht zu erkennen, aber den Klang ihrer Stimme würde er kaum vergessen. Das Verführerische ihrer tiefen, leicht heiseren Stimme ließ ihn an Nächte voller Leidenschaft denken.
Als ihm bewusst wurde, dass er eindeutig zu viel Zeit damit verbrachte, an Jenny zu denken, erhob Edward sich widerwillig und verließ den Klub. Er konnte sich nicht solch angenehmen Gedanken hingeben, wenn Pflichten auf ihn warteten. Zuerst musste er Ellen abholen, und vielleicht konnte er bei der Gelegenheit auch den Namen der jungen Dame herausfinden, die er vorhin hatte ansprechen wollen. Irgendetwas an ihr war ihm vertraut gewesen. Er würde gern herausfinden, was das war. Und er wollte auch erfahren, weshalb sie ihn so beklommen angesehen hatte, als er vorhin auf sie zugehen wollte.
Zu fast der gleichen Zeit stiegen Diana, Phoebe und Mrs. Mitchell in ihre Kutsche, um sich den kurzen Weg bis zur George Street bringen zu lassen.
„Oh, was für ein herrlicher Abend!“, rief Phoebe, kaum dass der Verschlag hinter ihnen geschlossen worden war. „Findest du nicht auch, Diana?“
Diana war nur unendlich froh, den Abend einigermaßen unversehrt hinter sich gebracht zu haben, erwiderte jedoch das Lächeln ihrer Cousine freundlich. „Sicher, Phoebe, es war sehr nett. Und es hat mich gefreut, Amanda so wohl und glücklich zu sehen.“
„Sie muss auch glücklich sein. Lord Eastcliffe ist eine der besten Partien“, warf Mrs. Mitchell ein. „Mrs. Townley ist außer sich vor Freude, und offenbar ist auch Lady Eastcliffe sehr zufrieden mit der Wahl ihres Sohnes. Und das ist ein sehr gutes Omen für eine glückliche Ehe.“ Sie wandte sich an ihre jüngere Nichte. „Dir hat also deine erste Soirée gefallen, Phoebe?“
„Sehr, Tante Isabel. Captain Wetherby meinte, er könne sich nicht erinnern, jemals eine angenehmere Gesellschaft besucht zu haben.“
Mrs. Mitchell betrachtete sie ernst. „Ich möchte dir raten, dich Captain Wetherby gegenüber vorsichtig zu verhalten, meine Liebe. Du bist eben erst hier angekommen und wirst in den nächsten Wochen noch viele Gentlemen kennenlernen. Captain Wetherby ist sicher ein angenehmer Mann, doch er ist nur ein jüngerer Sohn und wird daher auch weder einen Titel noch ein Vermögen erben.“
Phoebe schnaubte herablassend. „Solche Dinge sind mir nicht wichtig.“
„Das sollten sie aber sein.“
„Er gefällt mir so, wie er ist.“
„Daran ist ja auch nichts auszusetzen, andererseits ist es ebenso leicht, sich in einen reichen Mann zu verlieben, und so viel vorteilhafter. Hat er dir gesagt, ob er Hoffnungen auf ein Einkommen als Geistlicher hat, wenn er die Armee verlassen hat?“
Phoebe sah sie nur erstaunt
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