MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
zweifelt man daran, wie groß seine Liebe für sie gewesen ist.“ Gedankenverloren betrachtete er Dianas Hand auf seinem Arm. „Leider entfremdet sie sich mit ihrem Verhalten sogar den Menschen, die sie noch lieben. Denn sie hat sich in eine Frau verwandelt, die wir nicht wiedererkennen, und schlimmer, die wir nicht besonders leiden können.“ Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie leicht. „Doch nun genug von meinen Problemen. Es war lieb von Ihnen, mir zuzuhören, Jenny, aber während der Zeit mit Ihnen möchte ich über andere Dinge sprechen.“ Er ließ sie los und straffte die Schultern. „Ich lese gerade ein Buch, das mir sehr gefällt. Ein Buch von William Roscoe, das sich mit dem Leben Lorenzo de Medicis beschäftigt. Kennen Sie es?“
Ein Gespräch über die schriftstellerischen Qualitäten Mr. Roscoes folgte, und die Zeit verging beiden wie im Flug. Keiner von ihnen schenkte den Naturschönheiten des frühsommerlichen Hyde Parks ein Auge. Nur allzu bald war es wieder Zeit für Diana, nach Hause zurückzukehren. Edward überraschte sie, denn er griff nach ihrer Hand und hielt sie an die Lippen. „Ich danke Ihnen, meine Liebe, dass Sie sich meine Sorgen so geduldig angehört haben. Es ist mehr, als ich nach einer so kurzen Bekanntschaft erwarten dürfte.“
Verblüfft wusste Diana einen Moment nicht, was sie antworten sollte. Seine Dankbarkeit über etwas so Schlichtes ging ihr zu Herzen, doch der Handkuss wühlte sie auf. Zu ihrem Entsetzen ertappte sie sich bei dem Gedanken, wie es sein mochte, seine Lippen auf ihrer Haut zu spüren, auf ihren Lippen …
„Es ist nur … was ein Freund tun würde“, sagte sie leicht stammelnd und entzog ihm ihre Hand. Zum zigsten Mal dankte sie dem Himmel, dass sie den Schleier trug.
„Sind wir das, Jenny? Freunde?“
„Ich hoffe doch, was wäre sonst der Zweck unserer gemeinsamen Ausritte?“
„Die Menschen treffen sich aus vielen Gründen, einige weniger edel als andere.“
„Aber ist das Bedürfnis nach Freundschaft nicht schon an sich edel?“, wandte Diana ein. „Man kann tapfer oder schöpferisch oder selbst ein Genie auf vielen Gebieten sein, was ist man aber ohne Freunde? Mit wem soll man seine Erfolge feiern?“
Edward lächelte. „Da haben Sie natürlich recht. Vielleicht sind unsere Begegnungen hier im Park nichts weiter als ein friedliches Zwischenspiel mitten im gesellschaftlichen Trubel. Doch was sie auch sein mögen, ich genieße sie sehr, und ich hoffe, Sie werden zulassen, dass wir sie fortsetzen.“
Insgeheim musste Diana sich eingestehen, wie viel ihr an ihren Ausritten mit Edward lag. Sie wollte sie fortsetzen, obwohl sie wusste, dass sie das nicht sollte. Zu viele unerlaubte Gefühle – Zärtlichkeit, Zuneigung und Sorge – würden sie zwangsweise bald in Schwierigkeiten bringen. Da es jedoch sicherer war, nichts zu sagen, nickte sie nur und machte sich im hellen Morgensonnenschein auf den Heimweg.
6. KAPITEL
Amanda Townley besuchte Diana am Nachmittag und lud sie und Phoebe ein, mit ihr Einkäufe zu machen. Phoebe war selbstverständlich sofort begeistert von der Idee, doch Diana zögerte noch. Sie wollte sich nur ungern unter Menschen begeben, andererseits verlangte ihre Rolle als Anstandsdame, dass sie Phoebe zu allem begleitete, was ihr Spaß machte. Und nur wenige Dinge machten Phoebe so glücklich wie ein Einkaufsbummel.
Also erklärte Diana sich einverstanden, und zu dritt begaben sie sich zum Berkeley Square, wo Amanda bei der Schneiderin nach dem Fortschritt ihrer Brautausstattung schauen wollte.
Es war ein wunderschöner, warmer Tag, vom wolkenlos blauen Himmel strahlte die Sonne, und Diana beschloss, ihn zu genießen. Sie trug eins ihrer neuen Ausgehkleider in der Farbe von hellem Rittersporn, eine dazu passende Pelisse und einen hübschen Hut, den eine blaue Schleife schmückte. Amanda sah sehr elegant aus in der schicken grünen Pelisse über einem hellgrünen Kleid.
Das Gespräch drehte sich zunächst um Amandas bevorstehende Hochzeit, die, wie nicht anders zu erwarten, eine sehr aufwändige Angelegenheit werden sollte. Die Familie des Bräutigams war sehr groß, und ihre künftige Schwiegermama hatte Amanda aufgefordert, selbst ihre besten Freunde einzuladen.
„Schön, dass du dich mit ihr so gut verstehst“, bemerkte Diana.
„Ja, ich bin auch sehr erleichtert darüber“, gab Amanda zu. Als Phoebe sich einige Schritte entfernte, um die Auslagen eines Geschäfts zu bewundern, fügte
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