MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
der Gatte der älteren Dame. Die Art, wie sie begrüßt wurden, zeigte, dass sie gute Bekannte sein mussten.
„Diana, was tust du denn nur?“ Mrs. Mitchell war wieder bei ihr. „Man könnte meinen, du versuchst, dich hinter dem chinesischen Wandschirm zu verstecken.“
„Genau das versuche ich ja auch“, flüsterte Diana. „Schau dort drüben. Lord Garthdale ist eben angekommen.“
„Ja?“ Mrs. Mitchell wandte sich um. „Tatsächlich. Und in der Gesellschaft seiner Familie.“
„Die ganze Familie?“
„Ja. Das jüngere Mädchen ist seine Schwester Lady Ellen. Die ältere ist Barbara, inzwischen Lady Black. Und der Herr ist ihr Mann Sir Lionel. Die Dowager Countess ist natürlich nicht gekommen.“
Der ungeduldige Ton ihrer Stimme ließ Diana aufhorchen. „Du scheinst nicht sehr viel von Lady Garthdale zu halten, Tante Isabel.“
„Leider tue ich das auch nicht. Die Frau ist seit dem Tod ihres Mannes eine wahre Einsiedlerin geworden und hat es zuwege gebracht, sich von fast ihrer gesamten Familie und ihren Freunden zu entfremden. Aber deswegen wollte ich ja mit dir sprechen, meine Liebe.“
Diana sah sie erstaunt an. „Über Lady Garthdale?“
„Nein, über ihre Tochter Lady Ellen.“ Mrs. Mitchell trat näher an sie heran, sodass auch sie halb hinter dem Wandschirm verschwand. „Mrs. Townley sagte mir etwas, das du wissen solltest. Wie es scheint, wird bald eine weitere Verlobung bekannt gegeben.“
„Ja? Heute noch?“
„Nein, das wohl nicht, aber wohl bald.“
„Aber eine Verlobung ist doch eine gute Nachricht. Oder?“
Mrs. Mitchell atmete tief ein, als müsse sie Kraft sammeln. „Das kommt darauf an. Wie ich höre, hat Lady Ellen einen Antrag angenommen.“
„Wie schön. Ihre Familie muss sehr froh darüber sein. Aber warum glaubst du, ich müsse es erfahren?“ Diana hielt inne, denn ihr kam ein entsetzlicher Gedanke. „Oh nein, Tante Isabel. Es kann nicht das sein, was ich annehme, oder?“
„Ich weiß nicht, was du annimmst, mein Kind, aber wenn du glaubst, der Mann, den Lady Ellen zu heiraten gedenkt, sei Lord Durling, dann hast du völlig recht.“
Diana brachte einige Augenblicke kein Wort hervor vor Entsetzen. „Bist du sicher?“, flüsterte sie schließlich.
„Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. Wie es scheint, hat Lord Durling sich jetzt schon eine ganze Weile um Lady Ellen bemüht.“
Bestürzt sah Diana zu dem jungen Mädchen hinüber, das neben Edward stand, und versuchte, sie sich als Lord Durlings Ehefrau vorzustellen. Sie war reizend wie ein Porzellanpüppchen, genauso hübsch und genauso zerbrechlich. Und noch dazu so fürchterlich jung.
„Sie kann nicht ahnen, auf was sie sich da einlässt“, sagte Diana nachdenklich. „Oder was für ein Mann er ist.“
„Wenn sie ihn liebt, wird es sie kaum kümmern“, meinte Mrs. Mitchell trocken. „Sie weiß nur, dass er gut aussieht, charmant ist und wild darauf, sie zu heiraten.“
„Wie ich damals auch“, gab Diana zu. „Und Lord Durling kann sehr charmant sein, wenn er es darauf anlegt.“
„Genau wie Heinrich der VIII., aber sieh nur, was einige seiner Frauen durchmachen mussten.“ Finster sah sie Edward und seiner Begleitung nach. „Du hältst es nicht für möglich, Lord Durling könnte sich verändert haben, Diana? Wenn es ihn auch nur ein wenig betroffen hat, was vor vier Jahren geschah …“
„Ich denke nicht, dass ein gewalttätiger Mensch sich ändern kann, Tante Isabel.“ Diana war zutiefst bedrückt von dieser Neuigkeit. Doch was sollte sie tun? Edward konnte sie unmöglich etwas sagen. Immerhin kannte sie ihn kaum und durfte sich nicht die Freiheit herausnehmen, ihm Ratschläge zu erteilen. Selbst als Jenny nicht. Und auch von Diana Hepworth würde er nichts hören wollen, da es sich bei ihr um die Frau handelte, die aus verständlichen Gründen nicht gut auf Lord Durling zu sprechen war. Wie konnte sie andererseits zulassen, dass dieses liebreizende Kind blindlings eine Ehe einging, die sich als katastrophal erweisen könnte?
Entschlossen wandte sie sich an ihre Tante. „Da gibt es noch etwas, Tante Isabel. Erinnerst du dich, wie ich dir sagte, dass ich Lord Garthdale im Park begegnet bin?“
„Aber natürlich, meine Liebe. So etwas könnte ich wohl kaum vergessen.“
„Nun, wie der Zufall es will, habe ich ihn noch zwei weitere Male getroffen.“
„Was? Wo? Und wann?“
„Das ist nicht so wichtig, aber er darf in mir nicht jene Dame aus dem Park wiedererkennen. Das
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