MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
inzwischen seinen Verlust verwunden hätte. Doch meine Mutter hat ihren Kummer zu ihrer Lebensphilosophie gemacht.“
Vorsichtig, um nicht mehr zu verraten, als sie angeblich wissen konnte, fragte Diana: „Ist es ihre lange Trauerzeit, die Ihnen Sorge bereitet?“
„Nicht so sehr mir wie meiner jüngeren Schwester. Barbara, die ältere, ist bereits lange verheiratet, doch Ellen ist erst siebzehn und lebt noch bei unserer Mutter.“
„Aber in welcher Hinsicht ist Ihre Mutter schwierig? Abgesehen von ihrer Trauer, meine ich.“
Edward zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr, als suche er die passenden Worte. „Unser größtes Problem ist, dass sie sich weigert, glücklich zu sein. Sie verlangt die ständige Anwesenheit ihrer Kinder. Selbstverständlich nicht die von Freunden. Gestern Abend beispielsweise nahmen wir an der Verlobungsfeier eines jungen Paares teil, mit dem meine Familie gut bekannt ist. Wir waren alle eingeladen. Meine Schwester Barbara und ihr Gatte, Ellen und ich und natürlich auch meine Mutter, die sich beharrlich weigerte, uns zu begleiten. Das Problem ist allerdings, dass sie kurze Zeit darauf eine Nachricht an Ellen schickte, sie solle sofort nach Hause zurückkehren.“
Das war es also, was man ihm gestern ausgehändigt hatte. „Brauchte Ihre Mutter Hilfe?“
„Nein, sie fühlte sich nur einsam und verlangte nach unserer Gesellschaft.“
„Ich verstehe. Und ging Ihre Schwester nach Hause?“, fragte Diana, da sie vorgeben musste, nicht beim Empfang der Townleys gewesen zu sein.
„Nein, weil ich ihr den Brief nicht gegeben habe“, antwortete er, ohne besondere Reue zu zeigen. „Ich erkannte die Handschrift und ahnte, was darin stehen würde. Sollte es meiner Mutter wirklich schlecht gehen, bin in jedem Fall ich der am besten Geeignete, ihr beizustehen. Also las ich die Nachricht und ging an Ellens Stelle. Ich muss Ihnen wohl kaum sagen, dass meine Mutter und ich uns gestritten haben und nicht besonders gut aufeinander zu sprechen waren, als ich ging.“ Er seufzte. „Mein Gewissen lässt mir seitdem keine Ruhe.“
„Was sagt Lady Ellen zu den Ansprüchen ihrer Mutter? Es ist wichtig, glauben Sie nicht auch, dass sie lernt, sich allein zu verteidigen. Damit weder ihre Mutter noch die Gesellschaft oder später ihr Gatte sie auf so eine Weise tyrannisieren können.“
Edward schüttelte den Kopf. „In dieser Hinsicht wenigstens habe ich keine Sorge. Ellens zukünftiger Gatte ist ein Gentleman und reich genug, dass ich nicht fürchten muss, er heiratet sie aus den falschen Gründen. Sobald sie erst seine Frau ist, wird es niemandem möglich sein, Ellen einzuschüchtern.“
Fast hätte Diana ihm widersprochen, doch sie zügelte ihre Zunge im letzten Moment und erinnerte sich daran, dass auch sie einmal Lord Durling für einen Gentleman gehalten hatte.
Eine Weile blieben beide stumm, nur das leise Geräusch der Pferdehufe und das Rascheln der Blätter im lauen Frühsommerwind waren zu hören. „Haben Sie versucht, mit Ihrer Mutter zu reden?“, fragte Diana schließlich. „Vielleicht hat sie sich zu lange in ihren Kummer vergraben und weiß nicht, wie sie sich daraus befreien kann.“
Edward seufzte wieder. „Früher einmal. In den Monaten nach Vaters Tod verbrachten wir viel Zeit zusammen. Doch selbst da war es so, als wolle sie mir nicht zuhören. Nichts, was ich vorzubringen hatte, schien auch nur den geringsten Einfluss auf sie zu haben. Die Monate vergingen, und ich muss zugeben, dass meine Geduld nachließ und ich mir keine Mühe mehr mit ihr gab. Obwohl Mutter ihre Familie und ihre Freunde hatte, stieß sie alle von sich. Am Ende kam keiner mehr sie besuchen.“
„Das Gefühl tiefer Trauer ist manchmal nicht so leicht zu verstehen“, sagte Diana leise. „Jeder hat seine eigene Art, damit fertig zu werden.“
„Das ist es ja gerade“, warf er verbittert ein. „Wenn sie versuchen würde, mit ihrem Schmerz zurechtzukommen und dagegen anzukämpfen, könnte ich mit ihr fühlen. Aber wenn ich sehe, wie sie ihre Familie behandelt und was aus ihrem Leben geworden ist …“
Ohne sich richtig bewusst zu sein, was sie tat, legte Diana ihm die Hand auf den Arm. „Ich bin sicher, dass sie es mit der Zeit schaffen wird, Edward. Sie kann unmöglich glücklich sein über ihren jetzigen Zustand. Vielleicht hat sie nur Angst, ihren Kummer loszulassen, und möchte der Welt zeigen, wie sehr sie Ihren Vater geliebt hat.“
„Keiner stellt ihre Liebe für Vater infrage. Eher
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