MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
tat es doch. Und ob es nun falsch oder richtig war, er wollte weiter mit ihr ausreiten und ihre Gegenwart genießen. War es dumm? Zweifellos. Unvernünftig? Selbstverständlich. Notwendig? Allerdings.
„Guten Morgen“, sagte Edward und hoffte, sie konnte ihm nicht anmerken, wie erleichtert er war. „Sie haben mir gestern gefehlt.“
„Verzeihen Sie, aber ich … konnte nicht kommen.“
„Es macht nichts. Nun sind Sie ja da.“
„Ja, und ist es nicht ein wunderschöner Morgen? In diesem Jahr verwöhnt uns die Sonne.“
Da konnte er ihr nur zustimmen, und am liebsten wollte er ihr verraten, dass der Morgen ihm so schön erschien, weil sie gekommen war, aber er hatte das Gefühl, Jenny wäre nicht erfreut, so etwas von ihm zu hören.
Sie begannen, gemeinsam nebeneinander weiterzureiten. Und zum ersten Mal in seinem Leben wollte Edward nicht einfallen, was er als Nächstes sagen sollte. Bisher hatte er noch nie Schwierigkeiten damit gehabt, junge Damen mit seinem Charme zu bezaubern.
„Sie sind heute so still“, brach sie die Stille mit ihrer wundervollen, außergewöhnlichen Stimme.
Seltsam, sie schien heute weniger heiser als sonst. Hatte sie bei ihrer ersten Begegnung an einer Erkältung gelitten? Allerdings kam es ihm albern vor, ihr jetzt eine solche Frage zu stellen.
„Es gehen mir viele Dinge im Kopf herum“, erwiderte er ausweichend. „Nun sind Sie also schon eine Woche hier, Jenny. Was haben Sie unternommen, um sich die Zeit zu vertreiben?“
Sie sah ihn nicht an, während sie antwortete. „Die üblichen Dinge, die man in London tut. Freunde treffen, Bekannte besuchen, Einkäufe erledigen.“
„Ah ja, Einkäufe. Das Allheilmittel der wohl erzogenen Dame.“
„Bei Ihnen klingt das so, als seien alle Frauen gleich“, beschwerte Diana sich, obwohl Edward den belustigten Ton in ihrer Stimme hörte. „Genauso gut könnte ich behaupten, dass alle Herren trinken, spielen und die Zeit nur zu ihrem Vergnügen verwenden – und das nur, weil ich einen einzigen Herrn kenne, der sich so verhält.“
„Stimmt es nicht, dass die meisten Damen gern einkaufen?“
„Sie sagten aber nicht die meisten Damen“, betonte Jenny. „Ihre Bemerkung ließ mich schließen, Sie würden sich auf alle Damen beziehen.“
Edward neigte zustimmend den Kopf, da er genau das gemeint hatte. „Ebenso versichere ich Ihnen, dass nicht alle Männer trinken, spielen und ihre Zeit mit Unsinn verplempern.“
„Nein?“
„Ich zum Beispiel hätte kaum Zeit für die erwähnten Sünden.“
„Nicht einmal für eine einzige?“
„Nun, wenn ich mich zu einer bekennen müsste, dann höchstens zum Kartenspiel. Es verlangt zumindest, dass man seinen Verstand benutzt.“
„Ich dachte, das Kartenspiel hängt ganz vom Glück ab.“
„Ich ziehe Spiele vor, in denen Strategie eine Rolle spielt und bei denen man auf die Karten achten muss, die ausgespielt werden. Denken Sie nicht auch, dass so etwas eher den Geist belebt und nicht betäubt wie das Trinken und die Untätigkeit?“
„Ich denke, Sie hätten als Politiker viel Erfolg, Edward“, sagte sie lachend. „Sie gehen so geschickt mit Worten um, dass man bereit ist, Ihnen alles zu glauben.“
Er schmunzelte „Nie würde ich eine solche Macht ausnutzen. Im Moment bin ich zufrieden mit meinem Leben und genieße die Gespräche mit Ihnen.“
Sie sagte nichts darauf, und da er keine Antwort erwartet hatte, verfiel auch er in Schweigen. Doch dann kam ihm ein Gedanke, der ihn schon seit Tagen nicht loslassen wollte.
„Jenny, ich frage mich, ob ich Ihre Meinung zu einem bestimmten Thema wissen dürfte.“
„Natürlich, ich weiß nur nicht, ob die Antwort Ihnen nützen wird.“
Er lächelte. „Das Risiko gehe ich ein. Tatsächlich hätte ich gern die Ansicht einer Frau zu dieser Angelegenheit. Und bei Ihnen kann ich wenigstens sicher sein, eine Antwort ohne Vorurteile zu bekommen.“ Edward nahm beide Zügel in eine Hand und stützte die Linke auf den Schenkel. „Kürzlich erfuhr ich, dass ein Gentleman aus meinem Bekanntenkreis von der Frau, die er zu heiraten gedachte, den Laufpass bekam. Noch dazu am Abend vor der Hochzeit.“
Diana erstarrte.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie brachte nur mühsam eine Antwort hervor. „Tatsächlich?“
„Dazu muss ich anmerken, dass ich den Herrn nicht besonders gut kenne und von besagter Dame sogar noch weniger weiß“, fuhr er fort. „Doch seinen Ruf in der Gesellschaft kenne ich, und die Frau scheint mir sehr
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