MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
hoffe, ich unterbreche nichts?“
Diana sah erschrocken auf, als sie Edward hereinschlendern sah. Sein Haar war noch feucht vom Regen, seine Stiefel jedoch trocken. Wie es aussah, hatte er sich die Zeit genommen, sie zu säubern, bevor er den Salon betrat. Diana fragte sich unwillkürlich, ob natürliche Rücksichtnahme der Grund dafür war oder das Ergebnis langen Zusammenlebens mit seiner Mutter.
Wie musste es für ihn gewesen sein, in einem Haus aufzuwachsen, in dem Licht, Liebe und Gelächter keinen Platz zu haben schienen? Oder war Lady Garthdale vor dem Tod ihres Gatten anders gewesen? War sie ihren Kindern eine liebevolle Mutter gewesen und hatte sie ihren Erstgeborenen mit Aufmerksamkeit überschüttet, weil er eines Tages den Namen der Familie weiterführen würde? Oder war sie so egozentrisch gewesen wie jetzt und hatte die Erziehung den Kindermädchen überlassen?
„Edward. Ich habe dich nicht so bald zurückerwartet.“
Lady Garthdales Begrüßung fiel entschieden kühl aus, und obwohl Edward lächelte, fiel Diana auf, dass er sich dazu zwingen musste. „Ich wollte dir die Langeweile eines regnerischen Tages vertreiben. Doch wie ich sehe, ist Mrs. Mitchell mir zuvorgekommen.“
Da seine Mutter es nicht für nötig hielt, etwas auf diese Bemerkung zu erwidern, fuhr Edward fort: „Hat meine Mutter Ihnen Erfrischungen angeboten, Mrs. Mitchell?“
„Nein, und das ist auch nicht nötig, Mylord. Ich wollte nur vorbeischauen und ihr meine Nichten vorstellen. Und Phoebe sollte ein wenig Zeit mit Lady Ellen verbringen. Jetzt machen wir uns aber wohl besser auf den Weg. Sicher wird es ein anderes Mal Gelegenheit für einen längeren Besuch geben.“
„Es tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin, wenn auch zum Glück noch rechtzeitig genug“, sagte er und wandte sich an Diana. „Ich frage mich, Miss Hepworth, ob Sie wohl so freundlich wären …“
„Hepworth?“ Lady Garthdale schien plötzlich aus ihrer Lethargie erwacht zu sein. „Diana Hepworth ?“
Alle Blicke gingen von der Dowager Countess zu Diana, die unwillkürlich die Schultern straffte, da sie ahnte, was ihr bevorstand. „Ja, Lady Garthdale. Ich bin Diana Hepworth.“
„Deswegen hat Ihre Tante also nur den Vornamen erwähnt“, fuhr die ältere Dame sie an. „Es erstaunt mich, dass Sie die Dreistigkeit besitzen, sich hier blicken zu lassen!“
Lady Ellen schnappte hörbar nach Luft. „Mama!“
„Still!“ Ihre Mutter hob gebieterisch die Hand. „Du weißt nicht, wer diese Person ist.“
In diesem Moment trat Edward vor. „Ich weiß, wer sie ist, Mutter, und jetzt ist weder die Zeit noch der Ort, um darüber zu reden.“
„Ganz im Gegenteil!“ Lady Garthdale bedachte Diana mit einem verächtlichen Blick. „Sie sind hier nicht willkommen, Miss Hepworth. Zwar kenne ich Sie nicht, doch Ihre Manieren gefallen mir nicht, ebenso wenig wie die Ihrer Tante.“ Und an Mrs. Mitchell gewandt: „Sie hätten wissen sollen, dass Sie sie nicht herbringen durften.“
Mrs. Mitchell errötete vor Ärger. „Wir hatten einen sehr guten Grund für unser Kommen, Lady Garthdale. Und es wäre eher zu Ihrem Nutzen als zu unserem, wenn Sie uns anhörten.“
„Ich möchte nichts von Ihnen hören!“
„Trotzdem muss Ihre Tochter es erfahren. Ihr zuliebe …“
„Gehen Sie!“, befahl die Dowager Countess wütend. „Ich lasse nicht zu, dass Sie meine Tochter mit Ihren Geschichten belästigen.“
Diana war entsetzt über Lady Garthdales Heftigkeit und besorgt um Phoebe, die ganz blass geworden war. Je eher sie das Haus verließen, desto besser für alle.
Glücklicherweise hatte Mrs. Mitchell sich bereits erhoben und schenkte der Dowager Countess einen kühlen Blick. „Sie erweisen Ihrer Familie wahrlich einen schlechten Dienst, Mylady. Ich hoffe nur, Sie werden es in Zukunft nicht zu bedauern brauchen.“
„Hinaus!“
So etwas ließ Mrs. Mitchell sich nicht zweimal sagen. Mit hoch erhobenem Kopf und einem Nicken für Edward ging sie zur Tür. Diana folgte ihr, einen Arm beschützend um Phoebes Schultern gelegt. Das Mädchen zitterte am ganzen Leib, doch auch Lady Ellen war entsetzt und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Kurz bevor sie die Tür erreichten, nahm Diana allen Mut zusammen und begegnete Edwards Blick.
Doch sie brachte kein Wort heraus. Stattdessen eilte sie mit Phoebe hinaus, um eine der unangenehmsten Begegnungen ihres Lebens so schnell wie möglich zu beenden.
In der George Street angekommen,
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