MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
offenen Landauer abzuholen. Dann fahren wir nach Dunchurch, damit ich mir bei Madame Suzette einen neuen Hut aussuchen kann.“
Georgina riss erstaunt und zugleich verärgert die Augen auf. Da hatte Kate doch tatsächlich einen Weg gefunden, sich vor dem Besuch bei ihrem Onkel zu drücken!
„Du wirst doch mitkommen und mich bei der Auswahl eines Hütchens beraten, Gina?“, fragte ihre Schwester.
„Gern.“ Erleichtert atmete sie auf.
Da Latimer sie aufmerksam beobachtet hatte, war ihm ihre seltsame Reaktion nicht entgangen. Sogleich war seine Neugier geweckt. „Haben Sie vielleicht auch einen Platz für mich in Ihrem Landauer?“, fragte er Radley. „Ich würde gern ein paar Briefe abschicken.“
„Natürlich nehmen wir Sie mit“, rief Kate. „Es wird bestimmt ein wundervoller Ausflug! Wollen wir nicht alle zusammen im Green Man zu Mittag essen, Andrew? Es ist so romantisch, unter der großen Linde hinter dem Haus zu sitzen.“
Radley nickte und verabschiedete sich von seiner Braut mit einem Kuss auf die Stirn.
Gleich darauf hatten die Gäste das Haus verlassen.
4. KAPITEL
„Ich frage mich, was der junge Mann wohl isst, wo er jetzt doch nicht zu dieser Gaststätte gehen kann“, sagte Becky, als Mrs. Cunningham mit einem Korb voll duftender Blumen, die sie gerade gepflückt hatte, aus dem Garten kam.
„Wovon sprechen Sie?“
„Annie Jacklin hat erzählt, dass er meist im Running Fox zu Mittag oder zu Abend isst. Die Wirtin kocht ja auch ziemlich gut. Aber mit dem verstauchten Knöchel kann er doch nicht laufen.“
„Oh …“ Besorgt runzelte Mrs. Cunningham die Stirn, stellte den Korb mit den bunten Blüten auf die Erde und zog ihre Gartenhandschuhe aus. „Warum habe ich nicht selbst daran gedacht? Der arme Mr. Latimer! Wir müssen ihm unbedingt etwas zu essen schicken. Daniel kann es ihm rasch bringen.“
„Daniel ist mit Poll beim Hufschmied. Das dauert immer ziemlich lange.“
„Ich selbst habe eigentlich auch keine Zeit …“
„Sie könnten Master Rupert schicken“, schlug Becky vor. Entschlossen holte sie die frisch gemachte Fleischpastete aus der Speisekammer und schnitt ein großes Stück ab. Der nette Maler sollte nicht hungern!
„Das würde ich, wenn ich sicher sein könnte, dass Rupert seinen Auftrag gewissenhaft ausführt.“ Die leidgeprüfte Mutter seufzte. „Eines der Mädchen muss ihn begleiten. Ist Kate wieder bei den Radleys?“
„Ja. Aber Miss Georgina sitzt im Salon und bessert die Bettlaken aus.“
„Gut. Bei dem schönen Wetter wird sie nichts dagegen haben, mit Rupert zu Blanchard’s Cottage zu gehen. Ich sage ihr sofort Bescheid.“
Tatsächlich war Georgina begeistert von der Aussicht, Mr. Latimer wiederzusehen. Natürlich sollte das niemand merken. Also meinte sie nur: „Ich hole rasch meinen Strohhut. Und sollte ich nicht auch Sophie mitnehmen? Ein bisschen Bewegung an der frischen Luft wird ihr guttun.“
Dankbar nickte Mrs. Cunningham ihrer Ältesten zu.
Latimer hatte die Tür der Vorratskammer geöffnet und musterte mit sorgenvoller Miene die leeren Regale. Als er sich entschlossen hatte, sein normales Leben für einige Zeit aufzugeben, war ihm das als wunderbares Abenteuer erschienen. Damit, dass er womöglich die Aufgaben von Haushälterin und Köchin selbst würde übernehmen müssen, hatte er nicht gerechnet. Sicher, seit seiner Zeit beim Militär war er nicht mehr besonders anspruchsvoll. Brot und Käse, fand er, reichten zum Sattwerden. Obwohl die warmen Mahlzeiten im Running Fox eindeutig vorzuziehen waren.
Vorsichtig versuchte er, den verletzten Knöchel zu belasten. Nein, bis zum Gasthaus würde er unmöglich laufen können. Aber irgendetwas brauchte er, um seinen Magen zu füllen. Seine nächsten Nachbarn waren die Cunninghams. Würde er sie erreichen können? Doch da er erst am vergangenen Abend bei ihnen zum Dinner eingeladen gewesen war, wollte er ihnen nicht schon wieder zur Last fallen. Er würde sich also mit einem trockenen Kanten Brot und dem kümmerlichen Rest aus dem Ale-Krug zufriedengeben müssen.
Er nahm beides und humpelte damit in die Küche. Während der Feldzüge gegen Napoleon hatte es manchmal noch weniger gegeben. Trotzdem musterte er das Brot voller Widerwillen.
Es klopfte.
Im ersten Moment wollte Latimer seinen Ohren nicht trauen. Dann aber beeilte er sich, die Tür zu öffnen. Beim Anblick der unerwarteten Besucher, die da in der Sommersonne standen, leuchteten seine Augen auf.
„Mama
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