MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
Sophie die Stirn. „Sie werden es doch nicht kaputt machen?“
„Aber nein! Ich werde es mit größter Vorsicht behandeln.“
„Gut!“ Doch offenbar gab es noch ein anderes Problem. „Ich kann es nicht anschauen, wenn es bei Ihnen ist.“
„Du könntest mich besuchen, wann immer du möchtest. Deine Schwester wird dich sicher begleiten, wenn du sie recht lieb darum bittest.“
Das schien Sophie zu überzeugen. Jedenfalls sprach sie bei der Rückkehr in den Salon sogleich mit ihrer Mama über Mr. Latimers Wunsch.
„Selbstverständlich“, meinte diese, „leihen wir Ihnen das Buch. Allerdings soll es zusammen mit den anderen möglichst bald verkauft werden. Mr. Pickens, unser Anwalt, kümmert sich darum. Sophie ist sehr traurig darüber. Aber sie hat eingesehen, dass es nicht anders geht.“
Latimer schenkte dem Mädchen ein mitfühlendes Lächeln. „Du bist sehr tapfer“, lobte er. „Ich hoffe, das Bild, das du von mir bekommst, wird dich ein wenig für den Verlust des Buchs entschädigen.“ Dann humpelte er durch den Raum zum Klavier, an dem Georgina noch immer saß und leise eine sanfte Melodie spielte.
Während des Dinners war es ihm sehr schwergefallen, sie mit scheinbarer Gleichgültigkeit zu behandeln. Ständig verspürte er das Bedürfnis, sie anzuschauen. Auch hätte er sich liebend gern mit ihr unterhalten. Das vormittägliche Gespräch hatte ihn fasziniert und in ihm den Wunsch geweckt, der jungen Dame die Wahrheit über seine Herkunft zu gestehen. Georgina war klug und würde sich nicht lange hinters Licht führen lassen. Aber jetzt, da sie gerade anfing, Interesse an ihm zu bekunden, konnte er ihr doch unmöglich seine Lüge gestehen!
Als Georgina bemerkte, dass Mr. Latimer sich ihr näherte, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Eine plötzliche Wärme erfüllte sie, und in ihrem Bauch schienen Schmetterlinge zu tanzen. Beinahe hätte sie auf dem Klavier einen falschen Ton angeschlagen. Nur mit großer Willenskraft gelang es ihr, das Stück zu Ende zu spielen.
Ned genoss es unterdessen, sie ungestört betrachten zu können. Wie gut gefielen ihm die sanft gerundeten Wangen, die kleine gerade Nase und die vollen, fein geschwungenen Lippen! Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Ja, er war seinem Engel tatsächlich begegnet.
Bei Jupiter, dachte er, es ist um mich geschehen; dies ist mehr als ein Sommerflirt!
Mit einem Akkord beendete Georgina ihr Spiel und wandte sich zu Mr. Latimer um. Sie war sehr beeindruckt davon gewesen, wie nett er sich um Rupert und Sophie gekümmert hatte, und wollte ihm dafür danken. „Bestimmt haben Sie selbst jüngere Geschwister“, schloss sie.
„Leider nein.“
„Wie schade … Ich finde, eine große Familie ist etwas sehr Schönes. Aber wahrscheinlich hatten Sie in der Nachbarschaft viele Spielgefährten. Was sagten Sie noch, wo Sie aufgewachsen sind?“
„Ich stamme aus Ruscombe, einem kleinen Ort südlich von London.“ Das hatte er auch schon auf Radleys Frage geantwortet. „Aber die letzten Jahre habe ich, wie Sie ja wissen, im Ausland verbracht.“
„Dann haben Sie in England gar kein Zuhause?“
In seinem Kopf schrillte eine Alarmglocke, und er zwang sich zu einem Lächeln. „Heißt es nicht ‚Das Heim ist da, wo das Herz ist‘?“
„Eine doppeldeutige Bemerkung“, stelle Georgina fest. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich überall daheim fühlen? Oder besitzen Sie vielleicht gar kein Zuhause, weil Sie kein Herz haben?“
Einen Moment lang starrte er sie fassungslos an. Dann begann er zu lachen.
O Gott, wie sehr sie dieses Lachen mochte!
„Hat Georgina einen Witz gemacht?“, wollte Radley wissen.
„Ja, auf meine Kosten“, gab Ned noch immer lachend zurück.
Georgina wollte widersprechen, doch Kate stellte gut gelaunt fest: „Dann müssen Sie ihr einen guten Grund dafür geliefert haben. Ich hätte Sie warnen sollen, Mr. Latimer. Meine Schwester ist sehr schlagfertig“
„Das hat sie gerade bewiesen.“ Er schaute, um weiteren Fragen vorzubeugen, zu der großen Standuhr hin. „Ich denke, es ist an der Zeit aufzubrechen.“
„Das stimmt“, bestätigte Radley. „Wir Landwirte müssen früh aufstehen und den ganzen Tag lang hart arbeiten. Am Samstag allerdings werde ich mir frei nehmen, um recht viel Zeit mit meiner Braut verbringen zu können. Es hätte ja eigentlich unser Hochzeitstag sein sollen.“
„Andrew ist wirklich ein Schatz“, fiel Kate ein. „Er hat mir versprochen, mich bei gutem Wetter mit dem
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