Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
Vom Netzwerk:
Pläne hatte, die er nicht länger aufschieben wollte. In Wirklichkeit aber war es keine Flucht – sondern der Zauberer ging. Und Myrddin ging freiwillig, er wurde in die Bucht gespült, gepflegt, lernte und ging dann wieder. Wie Pluto kreiste er um die Sonne, hatte auch er seine vorgeschriebene Bahn, von der er nicht abzubringen war, bis er in die Anderswelt gehen wollte.
    Brian kannte die Bucht wie kaum eine andere. Sie hatte sie durchstreift, erkundet, jeden Winkel erforscht und erwies sich als origineller Pionier, da sie den Steinen Namen gegeben hatte, an denen sie sich orientieren konnte. Und das gelang ihr selbst im Nebel meisterlich. Die Steine in der Bucht waren für sie das, was die Seekarten und Gestirne für Kolumbus gewesen waren. Brian navigierte vorzüglich und unbeirrbar durch die trübe Unbeschaffenheit eines eiskalten Seenebels, ohne sich zu verlaufen. Die See war klar zu hören, und Brian sagte, daß die Höhle im Nordteil der Bucht liegen und man sehr dicht an Laxo herankommen würde und unter Umstände auf Probleme stoßen könnte, da man die Bucht sicherlich auch dort abgeriegelt hätte.
    Myrddin jedoch vertraute dem Nebel, lächelte still vor sich hin und folgte der kleinen Brian wie im Gänsemarsch hinter Tralee. Die alte Dame, Pallucks gute Fee, hätte tatsächlich eine Seefrau sein können, der man die Kappe nicht wiedergegeben hatte, so ernst war sie geworden und so treu folgte sie den Anweisungen von Brian. Sie war dankbar für jedes Wort, das sie aus ihren bangen Gedanken riß, und Myrddin spürte Leben in sie kehren, das vorher nicht dagewesen war, obwohl sie verwirrt und den Ereignissen nicht gewachsen schien. Sollte es die Absicht Pallucks gewesen sein, Brian und Tralee an Myrddin zu binden? Hatte er vorausgesehen, was geschehen würde, und gewußt, daß Myrddin sonst allein reisen müßte? Oder hatte Palluck gewollt, daß Myrddin unter diesen Umständen auf die beiden aufpaßte und sie mitnehmen mußte? Er mußte seine Fee gut gekannt haben. Jedenfalls war sie noch nicht ängstlich wie ein Kaninchen und beugte sich dem Wesen der Gefolgschaft. Für sie war das ruhige Leben verloren. Ihr ganzes Leben war vergebens gewesen – ihre Ausbildung, ihr Berufsalltag, ihre bescheidenen Bezüge und ihre Freundschaft zu Palluck. Alles war zerstört, und hatte sie es nicht geahnt, als Myrddin eines Tages plötzlich in dem Bett von Palluck gelegen hatte? Hätte sie sich zwischen Myrddin und Palluck entscheiden müssen, sie hätte sich für Palluck entschieden, da sie Myrddin zu lieben in der Lage gewesen wäre, für Palluck aber tiefe Freundschaft empfunden hatte.
    Da Myrddin bewußt als letzter ging, konnten die Elfen dicht hinter ihm unbemerkt über seiner Schulter schwirren. Sie waren jederzeit bereit, sich schlapp und leblos auf die Schulter des Sehers zu werfen, sollte einer der Menschen einen Blick zurück riskieren wollen. Ihnen war es egal, was die Menschen glaubten und in welchen Gedanken sie sich ergingen. Ihnen war die Dummheit unverständlich, die die Ursache für ihren unvermittelten Aufbruch war. Hatten die Menschen nicht selbst das Recht, ihr Leben zu führen, zu bestimmen und zu beenden? Der Gedanke, daß dies wohl nicht so war, erschien ihnen grauenvoll. So ein Leben erschien ihnen nicht lebenswert. Aber es ging sie nichts an – und das war gut so. Sie hatten Myrddin ihre Hilfe angeboten und kamen ihr nach. Sie waren den Vanyar und dem Großen Rat verpflichtet, nicht aber den Menschen. Und sie wollten Geschichten erzählen können, die Myrddin preisen würden und keinen alten Menschenmann lächerlich machten. Und sie waren wieder unterwegs, was ein jeder von ihnen nur begrüßte. Caspars Ungeduld war für Elwe und Halvdan schwer erträglich geworden, und er würde sich seines Stolzes als Blondelfe wieder bewußt werden, wenn sie erst wieder auf Reisen wären, davon war Elwe überzeugt. So schwirrten sie hinter Myrddin her und freuten sich über die Bewegung. Und sie dankten dem Menschen, den sie Jerry nannten.
    Sicher wie ein Bär den Honig fand Brian die Höhle auf der Nordseite der Bucht. Entgegen ihren Befürchtungen hatte sie niemanden getroffen, und kein Mensch hatte versucht, ihnen den Weg zu versperren. Die Bucht mußte demgemäß großräumiger abgesperrt worden sein, da sich die Menschen der Shetlands im Nebel nicht allzu dicht an die See wagten, die stets Überraschungen für Neugierige bereithalten konnte, sofern sie sich in den Zerklüftungen der Küste nicht

Weitere Kostenlose Bücher