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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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stolz, wenn jemand gegen jeden Widerstand seinen Weg suchte und schließlich fand. Myrddin hielt sie für verhältnismäßig hilflos, für einen großartigen Schauspieler im falschen Film, wie sie manchmal zu Tralee gesagt hatte, obwohl sie ihn mochte. Die Vorführung, die er gegeben hatte, hinterließ einen enormen Eindruck bei ihr. Die jüngsten Ereignisse überschatteten das Erlebte jedoch und ließen gegenwärtig alles in den Hintergrund rücken.
    Und Tralee – sie war eine gute Frau und wahrscheinlich war sie die Fee, für die Palluck sie gehalten hatte. Aber Feen hatten auf dieser Welt nichts verloren und würden die von Menschen gemachten Krisen nicht allein überstehen, dachte Brian auf ihrem Weg. Sie mußte alles in die Hand nehmen. Schließlich war sie auch die einzige von ihnen, die nicht verdächtigt wurde. Sie konnte sich frei bewegen, die Meinungen und Äußerungen zusammensetzen. Sie würde bald darüber im Bilde sein, wie der Gigant Staat mit einem geschwätzigen Souffleur Meinungen zum Fall Mister William Myrddin vernehmen ließ. Und würde es sich herausstellen, daß Palluck ertrunken war, und dies ohne Myrddins Verschulden, würde sie die Schwachstelle suchen, die durch die Reihe gegnerischer Bauern führte, und dann den König in seinen Gemächern ein wenig kitzeln. Dazu war sie entschlossen.
    Die Höhle war eisig und das naßkalte Wetter schmerzte bereits in den Gliedern und Gelenken von Tralee, die weder solche Wanderungen mochte, noch die Umstände in ihrer Gänze erfassen konnte. Frierend saß sie zusammengekauert an der Felswand und stierte vor sich hin. Ihr Charme und ihre Zuneigung zu Myrddin waren barer Ablehnung gewichen. Sie war das Tier Mensch , das ohne Fell fror, sich Erkältungen und Lungenentzündungen zuziehen konnte und das angriffslustig auf Erlebnisse reagierte, die es nicht steuern konnte. Natürlich hatte sie Myrddin nicht verziehen, daß er Palluck ins Meer hatte laufen lassen. Und verwirrt, wie sie war, dachte sie sogar, daß es Myrddin vielleicht sogar forciert hätte, um sie für sich allein zu haben. Dabei hätte er das gar nicht nötig gehabt. Freiwillig wäre sie mit ihm gegangen. Palluck in den Selbstmord zu treiben, um sie zu gewinnen: damit hatte er sich alles verdorben. Er ist so brutal wie die Gesellschaft um mich herum und spielt dabei den Ahnungslosen , dachte sie und entwickelte einen unwiderruflichen Groll gegen den, den sie aufgenommen hatten.
    Myrddin spürte Tralees wachsende Feindschaft, interessierte sich aber wenig für ihre Launen, die sie als solche begreifen mußte und deren Absurdität sie eines Tages erkennen würde. Weshalb nahm er überhaupt noch Rücksicht auf die Menschen? Sie hatten ihm geholfen und Tralee wollte ihn deshalb zur Rechenschaft zwingen können? Sie war ihres Zeichens gut gewesen und wollte, daß er sich entsprechend verhielt. Sollte er deshalb sein eigenes Leben einschränken? Und Tralee glaubte, daß er Unheil über sie brachte? Waren das nicht die alten Kreuze der Moral, die aufflammten und ihm eine Strafe auferlegen mußten, würde man wie Tralee denken? Was machte dieses eine Menschenleben so viel wertvoller als das Leben der Lebenden? Und weshalb sollte er sich in dem Desaster der unnötigen Moralvorstellungen anderer wiederfinden? Hätte er Hörn bei sich, würde man ihn für verrückt halten und ihn mit moralischen Aspekten seiner Persönlichkeit verschonen, da man Irrsinnige anderen Bewertungskriterien unterzog. Was war der Mensch in Tralee für einen Sumpf an Empfindungen, denen sie nicht gewachsen war, dachte er. Und wie bezaubernd war sie auch in ihrem Anfall des Vergessens, der Verachtung und Abscheu. Wie kostbar machten sie diese Empfindungen. Welchen Wert könnte sie für einen Mann haben, der sich um ihre Gunst bewerben würde, dachte er und blickte aus der Höhle in den Nebel, der wie ein Kragen um den Eingang gefroren war.
    „Leslie, wollen wir uns nicht auf das Notwendigste beschränken, bitte …?“
    „William, was du getan hast, werde ich dir niemals verzeihen!“ Ihre Stimme überschlug sich verzweifelt. Er ahnte, daß es keinen Sinn gehabt hätte, ihr in ihrem Zustand zu widersprechen – ihr die Freude und das Glück auf Pallucks Gesicht zu beschreiben, mit denen er gegangen war. Und auch die Herzlichkeit der letzten Umarmung würde sie nicht verstehen können. Palluck hatte von seiner Freiheit Gebrauch gemacht und Myrddin hatte das auszutragen, was sie eigentlich ihrem Jerry hätte vorwerfen

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