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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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seiner Konzentration ab. Es ärgerte ihn maßlos und machte ihn zornig gegen sich selbst. Wäre Tralee nicht bei ihm gewesen, hätte er seine Wut in die Nebel geschrien. So jedoch rollte er nur sein Bündel auseinander, nahm seinen langen Fellanorak und deckte damit die hübsche Tralee zu, die von Liebe, Trauer, Verzweiflung und Kränkungen zerrissen war. Im Schlaf suchten sie Träume heim, die sie Unverständliches sprechen ließ – und Myrddin dachte an die Zeit, freute sich auf Lindisfarne, auf Hörn und Akita, die stolze, freie Wölfin und den friedvollen Pacis. Er freute sich auf die Unterhaltungen, die ihm gefielen und nicht schwierig wie mit den Vanyar waren, obwohl er den Geist schätzte. Er sehnte sich nach Gesprächen, die nichts Bedrohliches hatten und bei denen er nicht jedes Wort wiegen mußte. Er wollte sich wieder geben können, wie er war. Die neue Sprache schien ihm zu einem Informationsträger verkrüppelt zu sein und er spürte, wie seine Vergangenheit für niemanden mehr eine Rolle zu spielen schien. Es schien ihn niemals gegeben zu haben. Selbst den alten Palluck hatte es nicht überrascht, als er ihm seinen Namen nannte. Die Zeit war freier geworden, und der Papst fuhr mit einem gepanzerten Fahrzeug durch die Heerscharen der Katholiken dieser Welt.
    Was für ein Sarkasmus, was für eine Ironie …, lachte er in sich hinein. Ein Prediger, der in einem hermetischen Glaskasten von Frieden und Ewigkeit faselt. Allen seinen Anhängern sollte er einen solchen Glaskasten schenken. Dann würde es viel eher den popeligen Frieden geben, den der Pfaffe haben wollte, da sie sich nicht mehr gegenseitig umbringen könnten. Hoffentlich hat sein Kasten auch einen Blitzableiter, damit er sich vor dem Zorn seines römischen Gottes schützen kann, spottete Myrddin. Die Welt … sie war keine neue Welt. Die Gegenwart hatte nichts von der betörenden Ausstrahlung eines neuen Geistes – eines größeren Genies – da die Menschen unverändert geblieben waren. Jeder gute Vorsatz scheiterte am Menschen an sich, da er ihn wohl ersinnen konnte, aber nicht umzusetzen vermochte. Die Menschen empfanden immer noch Aggression beim Eindringen Fremder und hatten sie Welt in einheimische Staatenbürger und Ausländer eingeteilt. Und immer noch reagierten sie feindselig, wenn sie abweichendes Verhalten eines ihrer Gruppenmitglieder wahrnahmen. Sie kämpften um ihre Nahrung und um ihren Paarungspartner. Aber sie reagierten zunehmend desinteressiert auf den Wechsel in ihrem Ranggefüge. Soweit hatten sich die Machthaber schon aus der Menge gehoben und ihre eigene Person ad absurdum geführt, damit ein Fremder erkannt werden konnte.
    Myrddins Aufgaben waren andere und je mehr er von der Welt erfuhr, desto gleichgültiger nahm er sie wahr. Er hätte sie nicht mehr in ihren Einzelheiten verstehen wollen, wie es wohl auch niemand mehr konnte. Brian hatte ihm von der Kybernetik erzählt und dieser Wissenschaft viele Chancen für viele Probleme der Erde eingeräumt. Doch was war es, das auf Erden Chancen brauchte? War es die Natur hinter den Schlehenhecken? Oder waren es nicht vielmehr die Menschen? Eine Idiotie jagt die nächste , dachte Myrddin, und jetzt jagen sie wieder einmal ihn zur Abwechslung, als hätten sie ihn als Eindringling erkannt. Er freute sich jetzt wieder auf die Abgeschiedenheit des Hart Fell, wollte an Palluck denken und vermißte Hörn. Gleichzeitig vermißte er sich selbst und konnte sich kaum in Brian und noch weniger in Tralee finden, die ihn hätte verführen können, niemals aber bei ihm hätte bleiben dürfen. Tralee besaß für ihn in dieser Stunde nicht mehr Wert als eine wattige Wolke an einem Sommerabendhimmel, sich federnd aufbauschend und in der Unendlichkeit eines schönbleibenden Himmels dann doch verschwindend, als sei sie nur erschienen, um sich schließlich im großen Nichts der Farben aufzulösen.
    Myrddin versuchte ernsthaft zu überlegen, doch seine Gedanken verschwammen. Was er behalten sollte, waren die Kraftausdrücke von Brian und minimale Eckpfosten der Gegenwart, hinter denen er sich jetzt verstecken konnte, wenn die Menschen nicht genau hinsahen, bis er seinen Glauben erfüllt sehen würde. Und er würde dafür sorgen, daß ihn die Menschen weniger genau betrachteten. Einerseits waren sie Figuren in einem großen Spiel, andererseits wertvolle Wesen, die sich einander verdingt hatten, doch ihren eigenen Wert nicht einsetzen konnten, da man sie zielsicher beeinflußte und verwirrte – wie

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