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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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ihnen die Mittel weihten, die jeden klaren Verstand erzürnen würden. Bizarr sind des Menschen Phantasien geworden, brutal sein Verhalten. Groteskes erschreckt sein Augenlicht nicht mehr und stumm bleiben die kleinsten Bedenken.
    Es ist an der Zeit … und ich habe meine Kraft über zehn Jahrhunderte gesammelt, die ich nun für Zukünftiges brauchen werde. Ich habe es zugelassen, daß das Weltzentrum entehrt wurde, dem auch nur der heimlichste Blick einer alten Frau genügt hätte, wäre er wissend und ehrlich gewesen. Doch ich werde mit mir nehmen, was nicht mehr auf diese Welt gehört. Der Gaffer sind genug gewesen und meine Geduld hat sich erschöpft. Die Geschichte der Menschheit steht an ihrem Scheitel und ich werde ihnen ihre Kapitel beenden und werde sie sich selbst überlassen … endlich. Endlich Ruhe! Ruhe und Guivienen … es wird kommen. Ich sehe die höhlernen Augen ängstlich in die Nacht aller Nächte starren, sehe ihre fahlen Lippen, die keine Worte mehr zu formen wissen … Ich sehe ihre Freude in Selbstsucht verdursten und ihr Geschlecht in Narzißmus verhungern … Und ich sehe den nicht wundheilenden, gallebitteren Schleier der Verblendung als Kainsmal auf ihrer Stirn.
    Die alten Ringe der Macht habe ich gelegt … und ich werde sie wieder nehmen … und wehe dem, der es wagt, sich mir in den Weg zu stellen. Menschheit, du wirst verarmen und dein Sternenlicht wird nicht länger Sternenlicht sein. Es wird zu der grauenhaften Öde deines verkrüppelten Glaubens.
    Eeeeeriiiiiiuuuuu … so hilf mir! Helfe mir … und das, was sie die Sintflut nannten, wird ein lächerlicher Regenschauer im Verhältnis zu dem gewesen sein, was ich ihnen bringen werde. Die Menschheit … sie wird in ihre Leere stürzen … und in ihr wird sie sich sterbend erfüllen …“, rief Merlin mit beschwörend gehobenen Armen von dem Plateau vor seiner Höhle in die Nacht hinaus.
    Abwesend mit seinem Stab hantierend war er unter den offenen Himmel getreten, aus der Enge seiner Höhle gelaufen und deutete nun mit seinem verlängerten Arm auf Polaris, die fern über dem Horizont funkelte. Und es war den Freunden, als blitzte ihr Licht auf und als wäre Merlin in der Dunkelheit eines strahlenden Lichtes des magischen Gestirns erschienen. Die Tiere waren nicht verängstigt. Sie wußten nicht, was mit Merlin geschehen und wie weit er gehen würde, betäubt von der Kraft seiner Worte und der Wucht seiner Stimme.
    Der Seher senkte seinen Stab. Seine Schultern sackten nach vorne. Und flüsternd fügte er seiner Rede hinzu: „Hörn … unsere Zeit ist gekommen …“
    Hörn lief ein kalter Schauer über den Rücken. Die Wölfe warfen beneidende Blicke zu ihm, als würde sie Abenteuer ahnen, bei denen sie gerne dabeisein wollten, auserlesen aus der Tierwelt. Und Hörn erhob sich, der Bürde bewußt, ging zu Merlin, stupste ihn an die Schulter, doch schwieg. Merlin legte seinen Arm um ihn und drehte sich zu dem Wolf Melchor.
    Abwartend und hechelnd saß der Grauwolf vor dem Eingang. Er war während Merlins Traum dem Seher aus der Höhle gefolgt und hatte in der eiskalten Luft den Worten gelauscht.
    Die Wölfe atmeten schnell. Ihre Lefzen waren durch den qualmenden Atem dicht bereift. Akita erhob sich, lief freudig auf Merlin zu und leckte dem neuen Freund die Hand. Die anderen Wölfe folgten ihr und scharten sich um Merlin, der halb stand, halb erschöpft an seinem Hirschfreund Hörn lehnte.
    Melchor hörte über die gefrorene See das Heulen seines kleinen Rudels und erwiderte es. Die anderen Wölfe stimmten in seinen Gesang mit ein. Und das Heulen wurde im Wechsel auf die See hinausgetragen. Hartborsten peitschten den Fjord entlang, die Stimme der Wölfe sang in die Anderswelt und hallten in den düsteren Silhouetten des Gebirges wider.
    „O Merlin, wir haben deinen Ruf gehört und sind mit dir“, sagte Melchor in bedeutungsvoller Haltung, stand auf und schmiegte sich an die Beine des zitternden Zauberers.

IV
    „Es wäre uns eine Ehre, dich begleiten zu dürfen, o Merlin“, sprach Melchor voller Bewunderung.
    Der Morgen glänzte in rotgoldenen Streifen über dem Eis des Nordmeeres. Eiswolken federten als Zirren aus dem hellen Horizont in die Höhe. Seidenartiger Glanz war in ihr faseriges, bauschiges Aussehen gefegt.
    Hörn war mit Pacis und Carus nach Rebbenesoy gelaufen, um dort nach Weidegründen für sich zu suchen. Auf dem Weg tobten die verspielten Wölfe um den alten Hirsch auf dem verschneiten Eis. Jaulend jagten sie sich

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