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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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seinem Magen in den Rachen und als habe er den Geschmack muffiger Fäulnis auf seiner Zunge, durch die plastischen Beschreibungen seines Freundes.
    Merlin nahm einen Schluck Wasser und blickte in die Schale. Wasser war ein Schlüssel der Reinigung. Und sein Bergquellwasser war von ausgezeichnetem Geschmack. Er nahm einen zweiten Schluck, sah abermals durch die Spiegel der Oberfläche und öffnete seine Augen weit.
    Urplötzlich wich die letzte Farbe aus seinem Gesicht. Seine Haut wurde zu faltigem Pergament, als er seinen Stab mit der rechten Hand umklammerte.
    Melchor hatte seinen Bericht noch nicht beendet, als er Merlins Veränderung spürte, der Seher aufstand und sich wie in alten Zeiten überwuchs, gefallen in einen Tagtraum, den er plötzlich mit zweifelloser Klarheit erlebte.
    Hörn sah ihn. Er wußte, daß Merlin das Gesicht gesehen hatte, das in ihn gekehrt war, und er wußte, daß Merlin sehen würde, was anderen noch in der Zukunft verborgen lag, so es eine Zeit geben würde.
    Mit seinem Holzstab in der Hand stand Merlin in der Höhle zwischen seinem Nachtlager und dem Tisch. Melchor hatte sich aufgesetzt, was den anderen Wölfen um Hörn die gleiche Aufmerksamkeit bedeutete. Sie wußten, daß etwas geschehen war, aber sie hatten nicht die geringste Vorstellung von dem, was ihnen bevorstehen sollte. Merlin strich mit seinem Stab einmal durch die Luft und lächelte mit der sicheren Erfahrung der Jahrhunderte, die er mit seinem Hirsch gelebt hatte. Einen Bruchteil seiner Macht konnten die Wölfe erahnen, die Merlins Zauber niemals zuvor erlebt hatten. Mit ruhiger Stimme begann er zu sprechen. Später erhob er sie zu vollerem Klang und in einem Sturm der Leidenschaft rief er die letzten Sätze in die friedvolle Eisnacht hinaus. Seine Worte sollten in den Fels gemeißelt werden. Und seine Stimme war über jeden Zweifel erhaben.
    „Ich habe weder die Siege noch die Niederlagen verhindern können, von denen ich beide nicht mag. Möglichen Frieden versuchte ich den Menschen zu erhalten, doch sah ich die Zeichen des Blutes, der Schande, der Verleumdung, der Ränke, der Infamie, der Falschheit und der menschlichen Entartung. Den Untergang Britanniens habe ich nicht verhindern können und nicht den Untergang der Alten Welt auf Erden. Weder verhinderte ich den Fall meiner Freunde noch meiner Feinde. Das Land ist erstickt in dem ekeligen Schleim quacksalbernder Pfaffen, die ihre angebliche Andersartigkeit predigten, sich einschlichen und die Gewissen der Menschen lügend erneuerten. Sie vergifteten unsere Brunnen. Sie rodeten unsere Haine. Ich sah es … habe aber nur gewarnt und ermahnt. Verhindern konnte ich es nicht. Ich habe Feindschaften nicht verhindern können und bin geflohen. Ich flüchtete vor mir selbst, floh vor meiner Macht, vor meiner möglichen Vergeltung, zu der ich mich hätte hinreißen lassen können. Ich floh vor dem Antlitz der sich ändernden Zeit, beweinte die vielen Verluste, die eigenen Entbehrungen und war der stets Begünstigte, da ich fortdauerte. Mir zeigte sich keine andere Begabung als die des Sehens, des Wissens, des Erkennens und Bewahrens. Doch bewahren … für wen? Und was bewahren? Worin liegt meine Bestimmung? Guivienen werde kommen , so habe ich gesagt und so werde es geschehen. In die Nacht habe ich gefleht, über die Gebirge ist mein Ruf gepeitscht und hat euch, meine Freunde, hergebracht. Und jetzt verstehe ich die Zeichen. Der Kreis wird sich schließen. Das Zeitalter der Sterne wird endlich erlöschen und die letzten Ströme magischer Wirklichkeit werden sich mit mir vollenden. Die Menschheit ist ihrer nicht mehr würdig. Die Kräfte sind verschwendet und die Stätten entweiht. Sie konnten die Menschheit nicht aufhalten. Die Sprache ist im Zeichen ihres Kreuzes verblaßt … Doch sie haben es nicht anders verdient.
    Heute leben sie auf den glatzigen Hügeln einstiger Wälder, haben Zahnfäule, bemitleiden sich selbst und üben sich in einer Moral, die sie ihre Kinder schlagend erziehen läßt. Zeit ist nicht mehr kostbar, sondern nur noch ein Abschnitt ewig versuchter Jugend. Leben ist nicht mehr wertvoll, sondern nur noch weltlich und zweckorientiert. Natur ist nicht mehr der unschätzbar wertvolle Quell allen ehrwürdigen Lebens, sondern nur noch das Gras für stupide rülpsende Kühe, die nicht wissen, daß in ihrem Hirn die Krankheit grassiert. Den letzten Tropfen Leben pressen die Menschen aus der Welt und bemänteln sich mit den schwammigen, stinkenden Werten, die

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