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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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ihren Konturen und die See schien sie geradezu zu einem Bad einladen zu wollen. Sie lockte den grünen Teppich weiter Wiesen zu sich heran, und die seidenen Tücher wallender Hügel hatten Vertrauen zu ihr gefaßt. Es lag kein Schnee – und Frost gab es nicht. Eisschollen und deren Spuren waren nicht zu sehen, und hätte Myrddin nicht besorgte Gedanken um Hörn gehabt, die ihm wie Geschwüre wucherten, hätte er wundervolle ruhige Tage der Erholung genießen können, die ihn erfreut und gekräftigt hätten. Doch wie ein Reisender, der einmal aufgebrochen war, gab es kein beschauliches Verharren mehr für ihn, obwohl er sich nun schon seit Jahrzehnten in einem winzigen Raum aufgehalten hatte. Und Myrddin spürte Appetit auf Äpfel, sah es als einen Gewinn, daß er keinen Kaffee mehr aus Höflichkeit trinken mußte, und sehnte sich nach klarem Wasser. Er hatte Hunger auf Früchte, auf Nüsse, Brot und klares Wasser – und es verlangte ihn nach Hörn, den Wölfen und seinem Hart Fell.
    Die Blondelfen hatten ihm bei ihrer Rückkehr berichtet, daß es einen Verkehrsweg der Menschen an der Küste geben sollte – eine Straße, die von selbstbeweglichen Fahrzeugen befahren wurde, und daß es in unmittelbarer Nähe Eisenstränge geben sollte, auf denen sich auch Gefährte bewegen konnten, deren Beschreibung ihnen jedoch schwerfiel, da sie sich gegenseitig widersprachen. Jedenfalls würde man in ihnen Menschen transportieren, worin sie einig waren. Durch Brian wußte er von den modernen Straßen und Wagen, wußte auch, wie sie sich bewegten, und empfand bei dem Gedanken eine innere Unruhe, da die Menschen Massen mit Geschwindigkeiten bewegen konnten, wie er es ihr hatte glauben müssen. Doch keine dieser Straßen sei ein Hindernis für ihn auf seiner Reise, meinte er. Aber wie wäre es für Hörn? Er hatte ihn noch nicht einmal warnen können, weil er von den Verkehrswegen der Menschen nichts gewußt hatte. Noch hatte er eine Vorstellung davon, wie sich die Menschen fortbewegten. Und kannten die Wölfe die Technik und die Instrumente, die sich die Menschen zu eigen gemacht hatten? Als Jäger und Gejagte mußten sie bessere Kenntnisse von dem Menschen besessen haben, als sie es erzählt hatten – weil er mangels eigener Vorstellung nicht danach gefragt hatte. Und jetzt, da sich das Wetter verbesserte und das Sturmtief abgezogen war, verfinsterte sich seine Stimmung.
    Es hatte keinen Grund gegeben, sich über die Vanyar zu ärgern, doch es fiel ihm nicht mehr ein, weshalb er sich über sie freuen sollte, so dunkle Täler durchschritt er ohne sie, und er zweifelte daran, ob er weiterhin auf Hörn und die Wölfe warten sollte. Hatte er seine eigene Kraft verloren, oder war es der Unmut über den mißglückten Empfang? Waren es die eifrigen Gesellen Verklärung und Hader, die sich wieder auf seine Menschenschultern gesetzt hatten? Er wollte und mußte weiterziehen. An dem Strand zu sitzen, war bloße Zeitverschwendung. Es entsprach ihm nicht, den Horizont zu umarmen und seine Freude mit niemandem teilen zu können. Vielleicht wollte er sich nur mitteilen und konnte es nicht, weil die Vanyar nur bedingt die Freude der Menschen verstehen konnten. Plötzlich erschienen sei ihm sehr arrogant und fremd. Sie waren andersartig – und sie waren so hochnäsig auf ihr Anderssein bedacht, daß sie weder ihm noch seiner Macht etwas abgewinnen konnten. Worauf bildeten sie sich nur etwas ein? Dennoch hatten die Vanyar ihm den Stein des Alnilam vermacht. Weshalb nur? Damit sie in eine Menschenwelt Abgesandte schicken konnten, die tatenlos auf den Horizont stierten und ihrem Calacirya heimlich Schwüre offenbarten, für die die Welt, in der sie saßen, nicht gut genug wäre? Was waren das für Widersprüche? Myrddin mußte seine Gedanken um sich zusammenziehen. Er wußte, daß er ungerecht wurde, daß der Mensch wieder Besitz von ihm ergriff. Sein Zustand verbesserte sich auch nicht dadurch, daß der Himmel aufhellte und Duft eines tatsächlichen Northumberland in seine Nase stieg. Damals war es das Land seiner Zuflucht, das Land der dreizehn Könige Gwyr Y Gogledd , doch je mehr sich die Möwen zankten, desto größer wurde auch seine Streitlust. Er wollte die Vanyar anfahren und sie in seine ärgerlichen Gründe hinabziehen, denen sie nicht durch ihre intelligenten Redewendungen entfliehen sollten. Er wollte das Spinnennetz des Streites über sie werfen, in das sie sich mehr verwickeln sollten, je mehr sie versuchen würden, sich aus ihm zu

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