Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
Vom Netzwerk:
befreien. Und diese Gedanken bereits befriedigten ihn ungemein.
    In Wirklichkeit wollte er sich ihnen gegenüber benehmen. Er wollte nicht wissen, wie sie auf ihn reagieren würden, wollte er sie mit Menschlichkeit beleidigen. Sicherlich würden sie sich ihm auf unergründliche Weise entziehen, oder sie würden weiterhin selbstherrlich am Strand sitzenbleiben, durch den Horizont blicken und ein stilles Glück teilen, in das sie keinen Menschen – auch Myrddin nicht – jemals mit einbezogen hätten.
    Myrddin erbosten sich bei dem Gedanken über den Verzicht, den er übte, und er wollte dem elendigen Warten ein Ende bereiten. Er wollte, daß die Elfen aus seinen Augen verschwinden sollten, und er wollte sich wie ein alter Mann verhalten können, ohne die verwunderten Blicke der Vanyar befürchten zu müssen, die seine Verhaltensweisen sicherlich in Tirion besprechen würden. Myrddin wolle nicht stets Anstand und Haltung bewahren müssen. Die Blondelfen sollten sich auf die Suche nach Hörn und den Wölfen machen, und er wollte allein zum Hart Fell vorauswandern. Dort sei seine wahre Heimat und dort sollte er auf die Gwyllons warten, die ihm diesen Weg auferlegt haben sollten, wie er interpretiert hatte. Sie hätten ihm versprochen, zu dem Hart Fell zu kommen, und er hatte sich nur rechtzeitig in den Bergen einzufinden.
    Er war bereit für sie und er wolle sich nicht länger in der Harmoniesucht der Vanyar verlieren, die ihm ein Anlaß für seinen Ärger waren, weil sie ihm keinen Anlaß zu irgendeinem Ärger gaben. Die Elfen waren gekommen, um ihm zu helfen, und so sollten sie sich auf den Weg machen, damit sie ihm nicht fremder wurden, als sie zuweilen bereits geworden waren. Je länger sie bei ihm blieben, desto intensiver spürte er die Verschiedenheit zwischen ihnen und sich – und wenn sie noch länger bleiben sollten, könnte er der Freundschaft vielleicht Unverzeihliches antun. Er kannte seinen maßlosen Zorn, seine gellende Wut und die vernichtenden Flüche, die in ihm wohnten. Er kannte die Ungerechtigkeit und die Willkür, zu denen er in der Lage war. Und wenn er sich gefragt hätte, was er an den Elfen schätzte, so wäre es in diesem Augenblick wahrscheinlich nur die Eitelkeit gewesen, die ihm geantwortet hätte, daß er sich mit ihnen schmücken konnte und sie ihm folgten. Darüber hinaus wäre ihm nichts Schätzenswertes eingefallen. Die unzähligen Lieder hätte er im Moment nicht aufzählen wollen, in dem er sich gerade beobachtete – und das Geschlecht der Vanyar diente sicher nicht seiner Eitelkeit, worüber er sich in anderen Augenblicken klargeworden wäre. Jedoch in seiner augenblicklichen Verfassung wollte er sie nicht bei sich haben, und er wollte, daß sie sich auf die Suche nach Hörn und den Wölfen machten, denn ganz entlassen wollte er sie noch nicht. Sodann wollte er den Elfen erst wieder am Hart Fell begegnen. Nur eine Botschaft gab er ihnen für Hörn mit auf den Weg, die lautete, daß er sich beeilen möge, als hätte Myrddin glauben können, daß Hörn etwas aufgehalten hätte.
    Die Vanyar stimmten Myrddins Bitte zu und fühlten seine innere Zerrissenheit. Sie spürten, wohin er zu treiben bereit war, und konnten den Entschluß einer vorläufigen Trennung nur begrüßen – gleichwohl niemand von Trennung gesprochen hatte. Allein hätten sie sich niemals zu dem Gedanken erdreistet, der von dem Großen Rat mit Tadel bedacht worden wäre. Sie hatten den inneren Groll des Menschen ignoriert und ihren Myrddin einen alten Mann sein lassen, den sie kannten – dem sie sich zeigen durften –, der aber letztendlich seine Marotten hatte, die sie nicht verstehen wollten und die in keinem ihrer Lieder Anklang finden sollten. Weshalb auch sollten sie sich nach Menschenbrauch verhalten? Die Menschen bewegten sich noch nicht einmal auf einem Weg, der ihrem Geschlecht die Weisheit der Zeit ermöglichen könnte. Bestimmt war Myrddin ein außergewöhnlicher Mensch und er sollte zu dem Berg aufbrechen, den er Hart Fell nannte. Und dort sollten sie wieder zusammenkommen. Sie wollten die Zeit vergessen, in der man sich mißverstanden hatte, wie Elwe es sich selbst eingestand, dachte er auch an Caspars Unverstand auf den Shetlands. Reisende Wesen mußten sich manchmal trennen, um sich wiederzufinden, sagte dem weisen Vanyar seine Erfahrung. Man wollte sich mit Achtung und Respekt begegnen können und freute sich übe die einsichtige Vorausschau Myrddins, die in Tirion gerühmt werden sollte, fügte

Weitere Kostenlose Bücher