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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Caspar hinzu. Er ahnte nicht den Eigennutz in Myrddins Entschluß, und die Blondelfen verneigen sich ehrerbietend, wie nur sie es konnten, und schmeichelten dem beschränkten Sinn von Myrddin, der seine Fehlschlüsse erkannte, sich gegen seine Natur aber nicht wehren wollte.
    Er dankte den Vanyar für ihre Achtung, ihr Verständnis und ihre Hilfsbereitschaft, bevor sie am Abend des zweiten Tages aufflogen, ihm eine heilbringende Wanderung wünschten und sich mit der Luft vereinten, aus der sie zu kommen schienen. Und sie verschwanden gegen das leuchtende Licht der untergehenden Sonne.
    Myrddin blieb zurück. Er besann sich einen Moment, atmete tief durch und wußte sich dann endlich wieder allein. Er konnte seine Gedanken spielen lassen und gehen, wann immer er wollte – so wie er allein über das Eis gegangen war. Er wollte die alten Wege des Coed Celyddon suchen und auf ihnen zum Hart Fell wandern, ohne den Kommentar einer Vanyars wiegen zu müssen, der sich heimlich über ihn und sein Menschsein lustig machen könnte, wollte er mit einer Hand über den borkigen Stamm der Eiche oder über die glatten Rinden der Hainbuchen streichen – oder würde er sich im kühlen, feuchten Laub der Jahreszeiten vergnügen wollen.
    Seinen Eschenstab nahm er als erstes, dann erst seine Fellrolle, atmete nochmals tief ein und blies den Unsinn einer Zeit, die er über sich hatte ergehen lassen müssen, aus seinen Lungen. Ja, jetzt war er in Northumberland, in Y Gogledd auf seiner Wanderung zum Hart Fell. Und er brauchte sich nur noch auf seine Beine zu verlassen. Keinen Sturm mehr hätte er zu fürchten, keine Hartborsten und keine See. Er nahm Abschied von dem Meer, das ihm in seiner tobenden Wildheit gefallen hatte. Und je mehr er sich vom Meer entfernte, desto besser würde es ihm gefallen. Sobald er sich umdrehen und gehen würde, würde die Nordsee zu einer Erinnerung werden. Und diese Erinnerung wäre ihm näher als Vivien. Sogar Palluck, der schon im Schaum der Salzwasser spielte, wäre ihm näher und gegenwärtiger als die junge Dame, die sich über ihn lustig gemacht und sich in den Mitteln vergriffen hatte. Die Nordsee hatte ihre Farbe verändert und sie sollte ihre Salze erneuern, wünschte er ihr zu ihrem Glück. Sie war ihm damals klarer und deutender vorgekommen, und er beklagte, daß das große Meer die Menschen so dicht hatte an sich herankommen lassen. Er beugte sich noch einmal hinab, schöpfte mit seiner Hand Wasser aus der See und ehrte sie dadurch, daß er es über seine Stirn strich. Danach stand er auf, drehte sich um und ging.
    Myrddin lief den Strand hinauf und konnte nicht verstehen, daß sich die Dohlen noch nicht gezeigt hatten. Insbesondere fragte er sich, wo Ribes sei, die ihn oft auf Nordkvaloy besucht hatte. Er stromerte über die Salzwiesen durch einen Streifen harten Seegrases. Möwen zogen kreischend ihre Kreise über ihm. Weißschwarze Austernfischer waren mit sich beschäftigt und interessierten sich wenig für trampelige Menschen, die niemals dabei gesehen worden waren, wie sie Schnecken und Gewürm hätten aufspüren können, und folglich waren die Menschen für Austernfischer völlig nutzlose, falsch angelegte Lebewesen.
    Myrddin hörten den Lärm der Seeschwalben, die sich über ihn aufregten, da er durch ihre Ruhegebiete lief, und empört schimpften. Ob er nicht wisse, daß er als Mensch die Küstenwiesen und Dünenstreifen nicht betreten dürfe? Wo würde man denn hinkommen, fragten sie und ahnten nicht, daß er sie verstand, ihnen aber nicht antwortete. Er drehte sich um, schaute auf seinen Weg, überquerte die Eisenbahnstränge, von denen die Elfen erzählt hatten, und kam an die erste Straße, die seinen Weg kreuzte.
    An dieser Straße begannen für ihn bereits die Schwierigkeiten. Südlich von Haggerston stand er ängstlich am Straßenrand und wußte nicht genau, wie so eine Straße funktioniert. Er könnte den Asphalt schnell überschreiten, wußte nur nicht, ob Fahrzeuge kommen würden, wenn er den Straßenbelag berührte, und es gab keinen Menschen, der ihm vormachte, wie man eine Straße überqueren konnte. Es gab Fahrzeuge, die an ihm vorbeiflitzten, ohne ihn wahrzunehmen. Sie trieben ihre Massen mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit an, die ihm unbegreiflich war. Bei der Straße mußte es sich um eine Verkehrsader handeln, die die Städte miteinander verband, in denen die unzähligen Menschen leben mußten. Und die Menschen rasten an ihm vorüber, als gäbe es ihn nicht. Was

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