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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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das Geweih von Hörn abbrechen wollen, war wie ein Dunkelwesen auf ihn gesprungen und hatte sich an die Enden geklettet, da er sich selbst das Gehörn aufsetzen wollte. Hörn konnte ihn nach einigen Stunden zähen Ringens aus seinem Geweih schütteln und war dann in den Wald geflohen. Zwei Tage hatte Myrddin ihn verfolgt, bis er sich wieder gefangen hatte. Ein anderes Mal, noch am Hofe des Gwenddolau, hatte sich Myrddin wie eine Bestie auf die Schlachtrosse der Ritter gestürzt, um ihnen die Sehnen zu durchtrennen. Und wäre er damals nicht der Günstling des Gwenddolau gewesen, man hätte ihn für seine Absichten auf dem Marktplatz öffentlich hingerichtet.
    Der grauenvollste Anfall, den Hörn bei Myrddin erlebt hatte, ergab sich am Hart Fell, kurz bevor sie mit den Wikingern nach Norwegen aufgebrochen waren. Die Gwyllons hatten ihn nur kurze Zeit aufgesucht und Hörn hätte nichts Schlimmes befürchtet. Der Hirsch hatte bereitgestanden, dem Zauberer zu helfen, da er erschöpft auf dem Felsen lag, und plötzlich hatte der Seher einen furchterregenden Schrei herausgebrüllt, der Hörn immer alarmierte. Dieser Schrei Myrddins war fürchterlicher gewesen als die Gwyllons selbst. Hörn war auf die Knie gefallen und hatte für Momente seine Besinnung verloren, und als er wieder zu sich kam, war Myrddin verschwunden.
    Kaum daß er sich auf den Weg gemacht hatte, um den Seher zu suchen, sah er, daß die Bäume um den Hart Fell entlaubt waren. Hörn suchte Myrddin über Tage in den dichten Wäldern des Coed Celyddon, konnte ihn aber nicht finden.
    Es mußte eine Woche vergangen sein, als der Zauberer plötzlich blutverkrustet, aber grinsend zu seiner Quelle zurückkam. Seine Kleider waren zerrissen. Myrddin hatte Schürfwunden am ganzen Körper und sah wie ein sterbender Lump aus. Er hatte einer Herde Wildschweine aufgelauert und drei Sauen getötet – ihre untersetzten, muskulösen Körper mit bloßen Händen in Stücke gerissen. Dann hatte er sich in dem Blut gesuhlt und danach im Laub des Waldes sein eigenes Grab graben wollen. Als er jedoch zum Hart Fell zurückgekommen war, hatte er etwas von der Freundlichkeit wahnsinniger Triebtäter, die sich befriedigt hatten, und erst Jahre später, als sie schon in Norwegen waren, konnte er sich an die gräßliche Bluttat erinnern.
    Hörn hätte mit den Geschichten um Myrddin die Abende von Jahren füllen können, doch er hatte es noch nicht erlebt, daß der Zauberer klaren Geistes in den Wald ging, um einen Spaziergang zu machen. Der Hirsch befürchtete Entsetzliches, als Myrddin ging, da diese Begegnung mit den Gwyllons heftiger gewesen war als viele vorhergehenden. Er war unschlüssig, ob er bei den verängstigten Wölfen bleiben sollte, um sie nötigenfalls vor dem Seher zu schützen, oder ob er Myrddin gegen sein Geheiß folgen sollte. Natürlich hatte Myrddin für ihn eine vorrangige Stellung, doch was wäre, wenn der Seher in seiner Umnachtung zurückkäme und die ahnungslos ergebenen Wölfe angreifen würde? Akita und Pacis würden das nicht verstehen können. Konnte er den Wölfen das Verhalten eines Besessenen erklären? Sie ahnten nicht einmal die Gefahr, die von Myrddin in seiner Verfassung ausgehen könnte, und sie wären die arglosen, treuen Opfer einer langjährigen Freundschaft, deren Tücken sie nicht kannten.
    Erleichterung kam für Hörn mit den Vanyar. In ihre Graumäntel gehüllt kamen sie herabgeschwirrt und machten Späße darüber, daß sie von den Wölfen nicht gesehen wurden. Sie meinten zuerst, daß die Wölfe ihretwegen unruhig wären, bis Hörn den Blondelfen erklärte, daß die Gwyllons erschienen seien und der Mensch daraufhin in den Wald gegangen war. Hörn teilte ihnen seine Befürchtungen mit und augenblicklich machten sich Caspar und Halvdan auf die Sucher nach dem Seher. Elwe, Virgo und Kent blieben bei den Tieren. Virgo beruhigte Akita und Pacis, indem sie von den Gwyllons erzählte und ihnen erklärte, daß man vor den ruhelosen Geistern der Toten keine Furcht haben müsse. Es seien nur einsame Wanderer, die sich in einer traurigen Zwischenwelt befänden und ein bemitleidenswertes Leben führten.
    Elwe und Kent berichteten Hörn, was sie gefunden und gesehen hatten, und glaubten nach langem Suchen das, was Myrddin einen Zirkus genannt hätte, tatsächlich entdeckt zu haben. Es sollte dort mehr als viele Menschen geben, die mit Tieren zusammenlebten, beschwerte sich Kent bei Hörn über die schlechte Beschreibung Myrddins. Und tatsächlich

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